Bauwelt

Josef Hoffmann 1870–1956

Fortschritt durch Schönheit. Das Handbuch zum Werk

Text: Hamm, Oliver G., Berlin

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Josef Hoffmann 1870–1956

Fortschritt durch Schönheit. Das Handbuch zum Werk

Text: Hamm, Oliver G., Berlin

Ein geradezu monumentales Werk zu einem der wichtigsten österreichischen Universalgestalter legte der Birkhäuser Verlag anlässlich seiner ersten Retrospektive im Wiener MAK im Frühjahr 2022 vor. Josef Hoffmann war „durch die inzwischen uns bekannt gewordenen Fortschritte in aller Welt angeeifert“ worden, wie er 1897, gerade erst von einer durch ein Staatsstipendium finanzierten Italienreise zurückgekehrt und im Atelier Otto Wagners – seines früheren Lehrers an der Akademie der bildenden Künste Wien – angestellt, mit Blick auf eine angestrebte Reform des Wiener Künstlerhauses schrieb, die noch im gleichen Jahr in die Gründung der „Vereinigung bildender Künstler Österreichs – Secession“ mündete. Er propagierte eine „Reformarchitektur der traditionalistischen Moderne“, in die er jedoch auch Elemente des „Neuen Bauens“ aufnahm. Neben seinen wichtigsten Einzelbauten – darunter das Sanatorium Purkersdorf bei Wien (1904), das Palais Stoclet in Brüssel (1905–1911) und zahlreiche weitere großbürgerliche Villen, aber auch einige Siedlungsbauten sowie der Österreichische Biennale-Pavillon in Venedig (1933–1934, Zubau 1954) –, zahlreichen Innenraumgestaltungen und temporären Ausstellungsbauten und -einrichtungen dokumentiert das Buch auch sein beeindruckendes kunstgewerbliches Œuvre, seine Rolle als Mitbegründer und wichtigs-ter künstlerischer Protagonist der Wiener Werkstätte (1903–32) sowie als Mitgründer sowohl des Deutschen Werkbundes (1907) als auch des Österreichischen Werkbundes (1912). Seinem Wirken als Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule (1899–1936) sind gleich zwei von insgesamt 42 illustrierten Essays gewidmet, die – nicht immer ganz trennscharf – jeweils einem von neun chronologischen Kapiteln mit jeweils einführender großzügiger Bilderstrecke zugeordnet sind.
Wie in einem Kaleidoskop fügen sich zahlreiche Aspekte der „multimedialen“ Entwurfstätigkeit Hoffmanns, der seine Vorstellungen moderner Lebensweisen auf der Grundlage einer (nach dem Vorbild der Arts & Crafts-Bewegung) handwerklich geprägten und zugleich künstlerisch ambitionierten Bau- und Produktkultur entwickelte, zu einem außerordentlich reichhaltigen Gesamtbild – und zur ersten umfassenden Würdigung seines Gesamtwerks. Über eine Besonderheit hätte der Rezensent allerdings gerne mehr erfahren: die persönliche Beziehung zwischen dem in der mährischen Kleinstadt Pirnitz (Brtnice) geborenen Hoffmann und dem aus Brünn (Brno) stammenden Adolf Loos, die bereits im Gymnasium in Iglau (Jihlava) eine Klasse teilten, sich später ebendort in der Bauabteilung der Höheren Staatsgewerbeschule wiederbegegneten und schließlich in Wien eine lebenslange Rivalität um die „Deutungshoheit“ moderner Architektur lieferten. Doch von dieser thematischen Lücke abgesehen, lässt das durch eine – ebenfalls neunteilige – Biografie und eine Bibliografie abgerundete Buch keine Wünsche übrig.
Fakten
Autor / Herausgeber Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl, Rainald Franz und Christian Witt-Dörring (Hrsg.)
Verlag Birkhäuser Verlag, Basel, 2021
Zum Verlag
aus Bauwelt 1.2025
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