Stadt der Zukunft
Wege in die Globalopolis
Text: Hottmann, Alfred
Stadt der Zukunft
Wege in die Globalopolis
Text: Hottmann, Alfred
Die Großstädte in Europa aber auch weltweit stehen im Hinblick auf Bevölkerungswachstum, Landflucht, steigende Mietpreise, Ressourcenverbrauch und die Auswirkungen des Klimawandels innerhalb der nächsten Jahrzehnte vor großen Herausforderungen. Wie bleiben Städte lebenswert, und welche Veränderungen müssen dazu vorangetrieben werden?
Der Architekt Friedrich von Borries und der Stadtplaner Benjamin Kasten skizzieren mit teils gewagten, teils pragmatischen Thesen eine Utopie, in der diese Probleme gelöst sind. Das erste von insgesamt sieben Kapiteln behandelt die Vision der Autoren anhand einer humoristischen Bildergeschichte: Im Jahr 2070 gehören Nationalstaaten der Vergangenheit an; Städte stellen nun die höchste politische Instanz im globalen Kontext dar und sind Teil eines erdumspannenden Netzwerks, genannt die „Globalopolis“. Die Bürgermeister reisen mit Luftschiffen zu einer Sitzung in Berlin an. Einer von ihnen ist Jan Gehl, mittlerweile 134 Jahre alt und Bürgermeister von Kopenhagen, der das Hochgeschwindigkeits-Kapselsystem „Flywheels“ ausprobiert – natürlich nicht ohne Augenzwinkern.
Im zweiten und dritten Kapitel wird auf die zivilisatorische Bedeutung der Stadt in Vergangenheit und Zukunft hingewiesen. So gilt die Grundannahme, dass Städte auch in Zukunft wachsen und dabei immer mehr Funktionen einnehmen werden. Die „Europäische Stadt“ gilt hierbei als gelungenes Vorbild, weil sie anpassungsfähig ist und viele Nutzungen gleichzeitig zulässt. Darüberhinaus werden u.a. die Aspekte Dichte, Mobilität, Ressourcen, Eigentum und Ästhetik der Globalopolis näher erläutert. Eine These beinhaltet z.B. die Weiterentwicklung der Stadt zu einem eigenständigen Ökosystem, in dem Menschen, Tiere und Pflanzen zusammenleben.
Im vierten und fünften Kapitel hinterfragen die Autoren ihre eigene Theorie, in dem sie auf deren ungeklärte Gesichtspunkte hinweisen und sich in Interviews – darunter mit dem Architekten Francis Kéré – anderen Perspektiven zur Stadt der Zukunft stellen. Zum Abschluss werden die im Buch erwähnten Projekte und Konzepte, die sich für die Autoren heute schon als zukunftsweisend darstellen, nochmals aufgelistet und erläutert: darunter das Genossenschaftsprojekt „Kalkbreite“ in Zürich, die Gemüsefarm unter der Erde „Growing Underground“ oder „R-Urban“, das die Themen Kreislaufwirtschaft und Partizipation in sich vereint.
Das Buch vermittelt die Utopie der Globalopo-lis auf eine charmante und anschauliche Weise, wenngleich man sich zu den politischen Zusammenhängen etwas mehr Mut zur konkreten Aussage gewünscht hätte. In jedem Fall wird gute Grundlage dargeboten, um selbst weiter zu recherchieren und sich ein eigenes Bild von der potenziellen Stadt der Zukunft zu machen.
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