Bauwelt

Es fehlt ein Masterplan für die Fortschreibung des Stadtbildes

Interview zu St. Petersburg mit dem Architekten Sergei Tchoban

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Sergei Tchoban wurde 1962 in St. Petersburg geboren. Er leitet das Büro Tchoban Voss Architekten in Hamburg, Berlin und Dresden. In St. Petersbrug realisierte es mehrere Großprojekte.
    Foto: Der Architekt in der Ausstellung „Project SPEECH“, Moskau

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    Sergei Tchoban wurde 1962 in St. Petersburg geboren. Er leitet das Büro Tchoban Voss Architekten in Hamburg, Berlin und Dresden. In St. Petersbrug realisierte es mehrere Großprojekte.

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    Einige Blocks am Hafen für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe der Golden City sind bereits in Bau.
    Foto: Glorax Development

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    Einige Blocks am Hafen für Fähr- und Kreuzfahrtschiffe der Golden City sind bereits in Bau.

    Foto: Glorax Development

Es fehlt ein Masterplan für die Fortschreibung des Stadtbildes

Interview zu St. Petersburg mit dem Architekten Sergei Tchoban

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Sie waren 2016 in der Jury der städtebaulichen Großplanung „Golden City“, die KCAP und Orange Architects gewonnen haben. Wie sehen Sie dieses Projekt? Warum wurde die ursprüngliche Gesamtplanung Wasiljewkii Island von Gensler & Associates mit einem Fährhafen nicht weiterverfolgt?
Die Planung von Gensler & Associates war nachmeiner Meinung zu weit vom Genius Loci St. Petersburgs entfernt, es gab zu viele Hochhäuserund für die Stadt untypische, offene Stadträume. KCAP und Orange Architects haben dagegen das Wesentliche, die Seele der Stadt St. Petersburg, erfasst und aufgegriffen. Der Entwurf überzeugte mit einer spannenden Silhouette im Zusammenspiel mit den füreine europäische Stadt charakteristischenStadträumen.
St. Petersburg hat an markanter Stelle im Nordwesten ein neues Zeichen bekommen: Der Gazprom-Tower am Lachta Center ist das höchste Hochhaus Europas. Wie sehen Sie diesen am Meer stehenden Turm?
Ich stand diesem Projekt im Stadtteil Lachtastets kritisch gegenüber. Alle damals eingereichten Wettbewerbsentwürfe hätten für mein Empfinden die Stadtsilhouette von St. Petersburggesprengt. Der Siegerentwurf war mit seinemTurm, der wie eine Nadel in den Himmel emporragt, am passendsten, wobei ich einschränkendsagen muss, dass das gewählte dunkle Glasund die etwas gewöhnliche, sehr plakative Form die Bedeutung seiner architektonischen Geste der Stadtsilhouette gegenüber reduzieren.
2012 haben Sie und zehn weitere Architektendas Innenstadtquartier Europa-Ufer entworfen, das viel diskutiert wurde. Warum hat man sich am Ende gegen dieses neue Stadtquar­-
tier entschieden?
Das verstehe ich bis heute nicht. Sicher ist der nach der Entscheidung auf eine Initiative von Bürgern St. Petersburgs hin geplante Park einespannende Entscheidung. Das ursprünglich von uns vorgesehene vielfältige Quartier mit einem Theater am Stadtplatz und einer weiteren städtischen Bebauung mit der Beteiligung von meh­reren europäischen Architekturbüros wäre allerdings stark im Sinne der städtebaulichen Tradition St. Petersburgs gewesen.
Warum gibt es in St. Petersburg keine städtebauliche Gesamtplanung für die Gestaltung derFront zum Meer?
Aus meiner Sicht muss es eine solche städtebauliche Gesamtplanung dringend geben. Es gibt kein zusammenhängendes Konzept zur städtebaulichen Entwicklung der Wasserkante von St. Petersburg. Momentan liegt der Fokus auf großflächigen Wohnquartieren. Meines Erachtens entscheidet man heute übrigens bei solchenProjekten, nicht nur in Russland, zu punktuell und aus einer augenblicklichen Situation heraus. Es fehlt mir der ganzheitliche Weitblick, ein Masterplan mit einem klaren Code und einer Regie der Höhenentwicklung, der zu einer interessanten Fortschreibung des Stadtbildes beitragen würde.
Fakten
Architekten Tchoban, Sergei, Berlin
aus Bauwelt 6.2020
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