Architektonische Landschaften
BCQ in der Architektur Galerie Berlin
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Architektonische Landschaften
BCQ in der Architektur Galerie Berlin
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Schon der flüchtige Blick durch die großen Schaufenster der Galerie zeigt ein konservatives Display. Keine ausgreifende Installation ist zu sehen, stattdessen hat das spanische Büro BCQ ruhige Bilderfolgen zu einzelnen Projekten an die Wände geheftet.
Dazu gibt es erläuternde Texte, großformatige neben kleingedruckten, und in der Mitte befindet sich eine Sitzgruppe. Das wirkt ernüchternd. Mehr als ein Jahrzehnt standen die spanischen Architekten in vorderster Reihe, gerade auch wenn es um Inszenierungen im öffentlichen Raum oder um die Selbstdarstellung der eigenen Arbeit ging. Warum solch eine biedere Präsentation?
Die Antwort liegt vielleicht auch hier im radikal zusammengebrochenen spanischen Immobilienmarkt, der die Konkurrenz unter den Architekten extrem verschärft hat (siehe Seite 2). Während die Jungen keine Chance mehr haben, ein Büro zu eröffnen, kommen die Arrivierten so eben zurecht und orientieren sich vermehrt ins Ausland. Ein pragmatischer, leistungsorientierter Anstrich der Ausstellung passt da eher ins Konzept als experimentelle Extravaganzen.
Toni Casamor und David Baena gehören mit ihrem in Barcelona ansässigen Büro zu den Arrivierten. Seit über 20 Jahren arbeiten sie zusammen, und sie haben in dieser Zeit eine ganze Reihe überzeugender, präzise in den Stadtkontext eingefügter Bauten realisiert. Ein körperlicher Umgang mit dem Material ist ihnen wichtig. Nicht zufällig stellen die Architekten ihre Schau unter das Stichwort „Architektonische Landschaften“ – ein Hinweis darauf, dass sie die Bautypologien, mehr als dies üblich ist, kontextbezogen denken. Wobei dieser Kontext häufig die nüchterne, durch keine Regeln mehr geprägte „Zwischenstadt“ ist. Herausragendes Beispiel für diese Art des Umgangs ist das Klärwerk Alt Maresme, das die Filterwirkung eines solchen Baus in durchlässige semitransparente Wandfolgen übersetzt, die seine Funktion auch für Besucher einsichtig machen.
Eine Affinität zum deutschsprachigen Raum ist bei BCQ unübersehbar – Casamor hat an der ETH unterrichtet –, und manche der groß gedruckten Sätze haben eine Poesie, die man sich häufiger wünscht. Etwa der lapidare Satz, der an Fernand Braudels Idee einer „immobilen“ Erdgeschichte erinnert: „Unter unseren Füßen lagert sich Geschichte ab.“ Dazu passt das Bild der 2003 realisierten archäologischen Platzgestaltung Placa Vila de Madrid in Barcelona mit ihren sanften Schnitten in den städtischen Grund, die ein Vorläufer ähnlicher Platzgestaltungen in größerem Maßstab geworden ist.
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