Bauwelt

Architektur & Theorie

Produktion und Reflexion

Text: Werner, Thomas, Köln

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Architektur & Theorie

Produktion und Reflexion

Text: Werner, Thomas, Köln

Im Reigen der jüngsten Publikation aus dem Bereich der Architekturtheorie nimmt dieses Buch sicherlich eine Sonderstellung ein. Es versucht, in drei unterschiedlichen Themenblöcken das Verhältnis von (Architektur-)Theorie und Praxis auszuloten, und lässt neben renommierten Theoretikern auch international bekannte Architekten zu Wort kommen.
Der erste Themenblock beschäftigt sich mit der Entwicklung des Verhältnisses von Theorie und Praxis. Überzeugen kann hier allerdings nur der Beitrag von Werner Oechslin, während seine Kollegen Dalibor Vesely und Gerd de Bruyn durch das von vielen Theoretikern bevorzugte Lustwandeln mit philosophisch aufgeladenen Begrifflichkeiten ihren Bezug zur Praxis verlieren.
Im zweiten Themenblock „Vom Vor- und Nachdenken“ treffen schließlich Praktiker und Theoretiker aufeinander. Kazuyo Sejima, Ben van Berkel und Gion Caminada referieren ihre Gedanken zum gebau­ten Œuvre, während jeweils ein Theoretiker – Yushi Uethara, Aaron Betsky und Werner Oechslin – das Werk schließlich analysiert. Leider argumentieren beide Seiten in ihren Beiträgen unabhängig voneinander. Eine Dialogform zwischen beiden „Parteien“ hätte sicherlich zu interessanteren Ergebnissen geführt – so bilden die Beiträge der Entwerfer eher eine erläuternde Werkschau.
Der dritte Themenblock möchte abschließend internationale Beispiele und Debatten zur Theorie und Praxis aufzeigen. Dabei wirkt dieses Kapitel sehr heterogen, die Beiträge lassen vermuten, dass sie wohl in ähnlicher Form für andere Vorträge oder Publikationen verwendet wurden. Sie folgen nur bedingt dem Leitfaden des Buches. Der Text von Peter Cachola Schmal ist eher eine Baubeschreibung zum Frankfurter Architekturmuseum, und Otto Kampfinger fasst in seinem Artikel die regionale Architekturentwicklung des 20. Jahrhunderts in Österreich zusammen. Der letzte Beitrag von Bart Lootsma setzt sich mit den soziologischen und ökonomischen Problemen des europäischen Städtebaus auseinander.
Da alle Texte zweisprachig sind, Deutsch und Englisch, beschränkt sich der eigentliche Inhalt des Buches auf gut 150 Seiten. Zwar sind der Ansatz dieser Publikation und sein im Buchtitel erklärtes Ziel methodisch durchaus gut gemeint, doch dafür hätten hier einfach mehr „Praktiker“ zu Wort kommen müssen. Exemplarisch zeigt sich an diesem Buch, wie schwierig es ist, Architekturtheorie und gebautes Werk in eine sich gegenseitig befruchtende Beziehung zu setzen.
Besonders lesenswert ist der Aufsatz von Werner Oechslin und seine Kritik an der jüngsten Architekturtheorie, deren kritisierte Methode auch an vielen Stellen in diesem Buch zu finden ist. Oechslin schlägt in Anlehnung an Vitruvs Forderung vor, dass das oberste Ziel einer architektonischen Wissenschaft immer der reale praktische Bezug sein muss, ein Ziel, das scheinbar seit dem 19. Jahrhundert in der Autonomie der Theorie abhanden gekommen ist. Sinn und Zweck einer theoretischen Tätigkeit hat daher das „explicare et demonstrare“ zu sein, damit die Theorie nicht im Selbstzweck versinkt.
Auf eine solche teleologische Architekturtheorie und deren Veröffentlichung bleibt zu warten.

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