Bauwelt

„Concrete Geometries“ an der AA

Soziale und ästhetische Prozesse

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

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Terry Watts

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„Concrete Geometries“ an der AA

Soziale und ästhetische Prozesse

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

Auf welche Weise choreografiert die räumliche Form menschliche Prozesse?
Mit Fragen wie dieser befasst sich das von Marianne Müller und Olaf Kneer an der Londoner AA geleitete Forschungsprojekt „Concrete Geometries, Spatial Form in Social and Aesthetic Pro­cesses“, in dessen Rahmen im Oktober ein Symposium stattfand.
Toni Kotnik, Mathematiker und Architekt, wies zur Einführung in den Themenblock „Wahrnehmung und Erkenntnis“ auf die kulturhistorische Bedeutung räumlicher Geometrien hin: Sie dienen den Men­schen zur Orientierung auf unbekanntem Terrain, zur Abgrenzung und letztlich zur Aneignung des Raums. Geometrie ist nicht umsonst das Handwerkszeug des Architekten. Dass die euklidischen Regeln dabei längst nicht mehr die allein gültigen sind und sich den Architekten andere professionell Raumschaffende hinzugesellt haben, bewiesen einmal mehr die vorgestellten künstlerischen Positionen, bei denen die Künstler mit gezielter Irritation der Wahrnehmung die Auseinandersetzung mit Raum provozieren.
Den Themenblock „Sinnlicher Dialog“ bestimmten Architekten, die das sinnenbetonte Erleben des Raums und seine atmosphärische Wirkung als Schwer­punkt ihrer Arbeit begreifen. Susanne Hofmann von den Baupiloten der TU Berlin wollte es anders als ihre Mitdiskutanen nicht dabei belassen, eine Atmosphäre-betonende Architektur anzubieten; ihr geht es darum, atmosphärische Raumwirkung als Kommunikationsmittel zwischen Architekten und künftigen Nutzern einzusetzen.
Im Themenblock zum „relationalen Raum“ trug unter anderem Kathrin Böhm von der Architekten- und Künstlergruppe public works ihre Erfahrungen mit einer besonderen Art von britischem „Quartiersmanagement“ vor, bei dem Bauprojekte zwar diskutiert, aber noch nicht in eine bauliche Form gebracht werden. Das Konkrete dieser Geometrien liegt in sozialen Bezügen. In diese Richtung geht auch die Arbeit der Künstlerin Fran Cottell, die ihr Wohnhaus zu einem Ausstellungsraum ihres Familienlebens machte, indem sie fremde Besucher auf einer Art Catwalk durch das Haus laufen ließ.
„Social Contracts“ schließlich behandelte die Auswirkungen gebauter Geometrien auf das Zusammenleben. Der niederländische Designer Vincent Wittenberg schilderte, wie es ihm in Eindhoven gelang, mit dem Austausch des Bauzauns um ein Abrissgelände gegen einen überdimensionierten Standard-Gartenzaun den Ort so zu verändern, dass er zum Treffpunkt für die Nachbarschaft wurde. Fazit: Die räumliche Form und ihre Gestaltung besitzen nach wie vor hohe Relevanz – wenn sie in die jeweiligen sozialen Beziehungsgeflechte einbezogen und dort akzeptiert sind.

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