Bauwelt

Container + Architekt = Container-Architektur?

Das NRW-Forum präsentiert 144 Produkte eines ausgelebten Spieltriebs

Text: Winterhager, Uta, Bonn

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Skizze von Adam Kalkin für das „Push Button Mobile Museum“, 2010
Abbildung: Katalog NRW-Forum Düsseldorf

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Skizze von Adam Kalkin für das „Push Button Mobile Museum“, 2010

Abbildung: Katalog NRW-Forum Düsseldorf


Container + Architekt = Container-Architektur?

Das NRW-Forum präsentiert 144 Produkte eines ausgelebten Spieltriebs

Text: Winterhager, Uta, Bonn

Er ist durch die Reduktion auf das absolut Wesentliche entstanden. Nichts muss man hinzufügen, nichts möchte man wegnehmen. Der Container scheint einen Zustand erreicht zu haben, der an gestalterische Perfektion grenzt. Und das ganz ohne Design-Ambitionen. Wen wundert’s, dass Architekten davon fasziniert sind.
Seit seiner Einführung im Jahr 1969 ist der 20-Fuß-Container, die „Twenty-foot Equivalent Unit“ (TEU), das international normierte Großbehältnis zum Lagern, Verladen und Transportieren von Gütern aller Art. Er ist stapelbar, regendicht, extrem stabil und eben überall auf der Welt gleich – darin liegt seine funktionale und wirtschaftliche Stärke. 28 Millionen TEUs sind im vergangenen Jahr auf Schiffen und Lastwagen, in Häfen und Verladestationen gezählt worden. Dagegen erscheint die geschätzte Zahl von 10.000 Containern, die es jedes Jahr irgend- wo über Bord spült, vernachlässigbar.
Wer einen eigenen Container haben möchte, kann einfach einen kaufen. Je nach Stimmung der Weltwirtschaft kostet er z.B. im Neusser Hafen zwischen 800 und 1200 Euro. Das ist nicht unbedingt teuer für ein Häuschen mit 33 Kubikmetern umbautem Raum, und wie die Ausstellung „Container Ar­chitektur“ im Düsseldorfer NRW-Forum zeigt, lässt sich eine Menge damit anfangen. Die Kuratoren Werner Lippert und Petra Wenzel hatten einen internationalen Aufruf gestartet und um Einsendungen von Container-Architekturen gebeten. Von den 250 Projekten, die ihnen vorgeschlagen wurden, sind 144 in der Ausstellung zu sehen, je etwa zur Hälfte realisierte und solche, die sich noch in der Pla­nung befinden bzw. „Visionen“ bleiben werden. Präsentiert werden die Entwürfe in einem umlaufen­-
den Bild- und Textfries. Von 22 Projekten gibt es sorgfältig detaillierte Holz-Modelle im Maßstab 1:5.
Ob schon fotografiert oder erst gerendert, ob soziales Projekt oder Wohnexperiment, allen Entwürfen gemein ist ihr spielerischer Charakter. Wer Architektur mit Containern macht, muss nicht bei Null anfangen. Die Kisten gibt es ja bereits. Sie werden gestapelt wie Bauklötze im Riesenformat. Werden mit knalligen Farben bemalt. Und mit immer neuen Inhalten gefüllt: 175.000 Dollar-Luxuswohnhaus mit Mahagoniboden und Edelstahlküche (Adam Kalkin, 2008), Wahrzeichen-Taschenshop mit Aussichtsplattform für die Firma Freitag in Zürich (Spillmann Echsle, 2005), mobiles Wüstenkino in Namibia (Daniel Fetzner und Sebastian Finckh, 1995–96), indische Polarstation (BOF Architekten und IMS Ingenieurgesellschaft, 2012) – mit den universellen Frachtkisten lässt sich alles machen. Sogar die Welt ein bisschen retten, wenn man sie zu Notunterkünften für Krisengebiete umbaut.
„Container sind das Gegenteil von dem, was Architekten machen“, so Hartmut Miksch auf der Ver-nissage. Vielleicht musste er das als Kammer-Präsident sagen, um sicher zu gehen, dass die Ausstellung nicht falsche Hoffnungen weckt: Dass Container die Lösung für alles seien und das ewige Suchen der Architekten endlich ein Ende habe.

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