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Dann back dir doch einen ...

Neuheiten von der Mailänder Möbelmesse

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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Dann back dir doch einen ...

Neuheiten von der Mailänder Möbelmesse

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Was mag Ryosuke Fukusada und Rui Pereira veranlasst haben, sich ganz archaisch eine Reihe typischer Einrichtungsgegenstände einverleiben zu wollen? Der Ehrgeiz, mit Haut und Haaren Möbelgestalter zu werden?
Die beiden in Mailand lebenden Designer präsentierten ein Waffeleisen, mit dem sich Stuhl, Kommode und einiges mehr als Kuchenstück backen lassen. Zweifelsohne die süßeste Form der Vereinnahmung auf dem Salone 2012. Was gab es sonst?


Legere Tante


Anlässlich ihres 60. Jubiläums trumpfte die italienische Firma Moroso mit zahlreichen Entwürfen auf. Nicht zuletzt bestimmt die Resonanz, den diese Prototypen auf der Messe finden, ob Moroso sie ins feste Programm übernimmt. Dem Sessel „Tia Maria“, was auf Spanisch nichts anderes als Tante Maria heißt, würde man das gerne gönnen – auch wenn eine Kollegin der Sitzschalenform salopp unterstellte, sie sei wohl mit dem „Arsch modelliert“.
Auf dem zweiten Blick erschließen sich die formalen Qualitäten des Sessels: Der wulstig ausge­bildete Rand der Sitzschale ist asymmetrisch von der Kopfstütze zum vorderen Rand geführt, auf der rech­ten Seite in einem vollkommenen Schwung, auf der linken mit einer Armlehne, über die man aber auch lässig ein Bein baumeln lassen kann. Nun hat der italienische Architekt und Designer Enrico Franzo­lini keine legere spanische Tante. Er dachte vielmehr an den karibischen Likör „Tia Maria“, der nach Kaffee und jamaikanischem Rum schmeckt. Wie dieser trägt der Sessel mit seinem feingliedrigen Gestell und der voluminösen Schale, die Franzolini unabhängig von­einander entwickelt hat, eine doppelte Identität.

Pixel im Kreuzstich

Sticken. An dieser Tätigkeit haftet der Makel müßigen Zeitvertreibs unterbeschäftigter Damen aus vergangenen Jahrhunderten. Doch die Technik steht auch für Kontemplation und Handarbeit. Das mag die 31-jäh­rige belgische Designerin Charlotte Lancelot bewogen haben, Stickerei als Oberflächengestaltung ihrer Kollektion „Canevas“ aufzugreifen, die im Programm Gan-Rugs der spanischen Firma Gandia Blasco vorgestellt wurde.
Als Grundlage für ihre Teppiche, Kissen und Polster verwendet Lancelot einen robusten Wollfilz. In diesen ist ein Lochraster eingestanzt, die Matrix für die Bilder. Gestickt wird im Kreuzstich, der sich analog zum Pixel einer Rastergrafik handhaben lässt. Die Motive sind entweder abstrakt, im Sinne etwa von „Verdichtung und Auflockerung“, erinnern an geheimnisvolle Chiffren, oder sie sind gegenständlich, floral. Türkis, Hellblau, Hell- und Mittelrosa, Rot, Gelb – auf sechs Töne ist die Farbpalette reduziert. Weil der Wollfilz als Grundlage erkennbar bleibt, entsteht besonders bei den Teppichen mit abstrakten Moti­-ven der Eindruck, die Oberfläche sei bereits vom Gebrauch abgewetzt, bei den Blumen-Motiven ist man eher an einen Teilverlust wie bei alten Fresken erinnert. Was natürlich nicht der Fall ist: Die Stickereien werden in Handarbeit exakt ausgeführt.

Leuchthörnchen


Der Berliner Designer Robert Hoffmann hat nach dem „Modular Light“ im letzten Jahr (Bauwelt 20.11) mit „Cone“ auf dem Salone Satellite, der Nachwuchsplattform in Mailand, erneut ein überraschendes Lichtobjekt vorgestellt. Obwohl als Leselampe geradezu zeichenhaft, wirkt Cone dank ihrer filigranen, an die 1950er Jahre erinnernden Gestalt formal ausgenommen zurückhaltend.
Der dreibeinige Fuß, der Schaft und der Griff sind aus weiß oder schwarz lackiertem Stahlrohr mit gleichen Durchmessern gefertigt, so dass eine fließende Gesamtfigur entsteht, unterstützt durch die Führung des Stromkabels in einem der Füße. Der Leucht­körper befindet sich in einem tütenförmigen Lampenschirm aus einem gerollten, rautenförmi­-
gen Aluminium- oder Messingblech. Der Lichtkegel ist weich abgegrenzt und sorgt für eine warme, diskrete Beleuchtung. Die Lampe überzeugt in den beiden Versionen als Stehleuchte mit einer Höhe von 150 Zen­timetern und als Tischleuchte mit einer Höhe von 60 Zentimetern. Bleibt zu wünschen, dass „Cone“ den Weg in ein bodenständiges Leuchtenprogramm findet.

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