Die Kunst am Flughafen BER
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Die Kunst am Flughafen BER
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Womit sollen sich Künstler im Flughafen Berlin Brandenburg auseinandersetzen? Die mit der Durchführung der Kunst-am-Bau-Wettbewerbe beauftragte Agentur Realace schlug vor, die Gegensatzpaare „Land–Luft“, „Abflug–Ankunft“ und „Heimat–Fremde“ künstlerisch zu interpretieren.
Sechs Arbeiten wurden ausgewählt. Eine von ihnen ist der „Sternentalerhimmel“ vom Duo Stoebo: Rund 5000 Münzen unterschiedlichster Herkunft bilden die Gestirne der nördlichen und südlichen Hemisphäre auf dem Fußboden ab. Ein anderes ist „Gate X“, ein virtuelles Kunstwerk von Björn Melhus. Auf dem Mobiltelefon kann man das Leben einer fiktiven Familie „miterleben“, die auf dem Flughafen wohnt. Besonders präsent aber sind die Arbeiten von Pae White und Olaf Nicolai:
Pae White – „Magic Carpet Ride“
„Eines Tages, als Sulaimãn auf seinem Teppich reiste, da ...“, beginnen viele Erzählungen in Ländern des Islams. Der Prophet dieses Namens entspricht dem israelitischen König Salomo im Alten Testament. Ihn nimmt die kalifornische Künstlerin Pae White als Ausgangspunkt für ihr Teppich-Kunstwerk, das „Land–Luft“ in der großen Check-in-Halle thematisiert.
Salomo wird von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen als weiser Herrscher verehrt, dessen Regierungszeit sie mit Wohlstand und Frieden verbinden. Und auch der Teppich wird in Okzident und Orient geschätzt. Die Legende von Salomos fliegendem Teppich ist durch anschauliches Erzählen entstanden. Nach den Suren des Korans reiste der König mit dem Wind. Ein solches Fluggerät konnte nicht von Menschenhand sein. „Die Teufel webten für Sulaimãn – Heil sei über ihm – einen Teppich aus Seide mit Gold durchwirkt“, heißt es in einer frühen Überlieferung. Für die Gläubigen wurde das Bild eines Teppichs von unglaublicher Größe entwickelt, auf dem, vom Wind getragen, ein ganzes Heer transportiert werden konnte.
White gestaltet den „Magic Carpet Ride“ anschaulich, aber auch offen für Interpretation. Das 56 mal 42 Meter messende Werk besteht aus unregelmäßig geformten, aneinander geschraubten Rahmen, die an rund 150 kaum sichtbaren Seilen von der Decke abgehängt sind. Hauchdünne Aluminiumbänder – insgesamt rund 12 Kilometer lang – scheinen in den Rahmen Ornamente zu bilden, die universell lesbar sind. Denn ob diese Figuren türkischen, chinesischen, tibetanischen oder gar andalusischen Ursprungs sind, ob nicht vielleicht auch figürliche Elemente wie ein Gesicht oder eine Topographie erkannt werden können, bleibt offen.
Das Werk, das im Luftstrom leicht schwingen wird, leuchtet in monochromem Rot. Rot ist auch die vorherrschende Farbe in Orientteppichen, für Pae White soll die Farbe auch Abenteuer suggerieren. „Die feine Metallstruktur nutzt das Tageslicht, um Formen und Linien an den Himmel zu zeichnen“, sagt sie, „wie eine Geschichte, die, während sie erzählt wird, immer wieder neu und anders entsteht.“
Olaf Nicolai – „Gadget“
Im Gegensatz zu der beflügelnden Arbeit von Pae White liefert der deutsche Künstler Olaf Nicolai ein eher technisches Objekt. An Gatget lassen sich Abläufe auf dem Flughafen ablesen. „Ich habe an technische Anlagen aus Science-Fiction-Filmen gedacht, wo alles wie verrückt blinkt“, so Nicolai. Auf den Zeichnungen wirkt sein Kunstwerk wie ein überdimensioniertes Schmuckstück. Gleich einem Armband wird es jener auf das Flugfeld herausragenden Brücke angelegt, die dem Airbus 380 vorbehalten ist. Das Spiel mit den Maßstäben war beabsichtigt, um, nicht ohne Ironie, die von Berlin stets gepflegten legeren und unkonventionellen Umgangsformen an der großen Front des technisch gestalteten Flughafens zu präsentieren.
In der Realität erinnert Gadget an eine Lampionkette, die ebenfalls typisch für die Hauptstadt ist: Als unverzichtbares Accessoire in Kleingartenkolonien oder blinkend zur Weihnachtszeit in den Fenstern vieler Wohnungen. Auch Gadget hat Signalcharakter: In vier eindeutig unterscheidbaren Folgen werden die aktuellen Abläufe auf der Brücke leuchtend abgebildet. So erfährt man durch Bewegungsrichtung und Rhythmus der Lichtimpulse, ob der A380 im An- oder im Abflug ist, ob das Boarding bereits begonnen hat oder ob die Brücke im Moment gerade nicht genutzt wird. Die weißen Kugeln sind einzeln ansteuerbar.
Von dem ursprünglichen Bild einer Kette aus aneinander gereihten Perlen hatte Nicolai allerdings aus Fertigungsgründen abweichen müssen. Auf innere Aluminiumrahmen wurden transluzente Membranen gespannt, die gemäß den strengen Brandschutzbestimmungen am Flughafen nicht brennbar sein dürfen. Rund sechs Wochen lang wurden die Leuchtkörper zusammengeschraubt, drei Tage dauerte das Anbringen an der Brücke.
Science Fiction? Eher ein erfrischendes, funktional nicht notwendiges Objekt an einem Ort, dem es an einer atmosphärischen Überhöhung gebricht.
Pae White – „Magic Carpet Ride“
„Eines Tages, als Sulaimãn auf seinem Teppich reiste, da ...“, beginnen viele Erzählungen in Ländern des Islams. Der Prophet dieses Namens entspricht dem israelitischen König Salomo im Alten Testament. Ihn nimmt die kalifornische Künstlerin Pae White als Ausgangspunkt für ihr Teppich-Kunstwerk, das „Land–Luft“ in der großen Check-in-Halle thematisiert.
Salomo wird von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen als weiser Herrscher verehrt, dessen Regierungszeit sie mit Wohlstand und Frieden verbinden. Und auch der Teppich wird in Okzident und Orient geschätzt. Die Legende von Salomos fliegendem Teppich ist durch anschauliches Erzählen entstanden. Nach den Suren des Korans reiste der König mit dem Wind. Ein solches Fluggerät konnte nicht von Menschenhand sein. „Die Teufel webten für Sulaimãn – Heil sei über ihm – einen Teppich aus Seide mit Gold durchwirkt“, heißt es in einer frühen Überlieferung. Für die Gläubigen wurde das Bild eines Teppichs von unglaublicher Größe entwickelt, auf dem, vom Wind getragen, ein ganzes Heer transportiert werden konnte.
White gestaltet den „Magic Carpet Ride“ anschaulich, aber auch offen für Interpretation. Das 56 mal 42 Meter messende Werk besteht aus unregelmäßig geformten, aneinander geschraubten Rahmen, die an rund 150 kaum sichtbaren Seilen von der Decke abgehängt sind. Hauchdünne Aluminiumbänder – insgesamt rund 12 Kilometer lang – scheinen in den Rahmen Ornamente zu bilden, die universell lesbar sind. Denn ob diese Figuren türkischen, chinesischen, tibetanischen oder gar andalusischen Ursprungs sind, ob nicht vielleicht auch figürliche Elemente wie ein Gesicht oder eine Topographie erkannt werden können, bleibt offen.
Das Werk, das im Luftstrom leicht schwingen wird, leuchtet in monochromem Rot. Rot ist auch die vorherrschende Farbe in Orientteppichen, für Pae White soll die Farbe auch Abenteuer suggerieren. „Die feine Metallstruktur nutzt das Tageslicht, um Formen und Linien an den Himmel zu zeichnen“, sagt sie, „wie eine Geschichte, die, während sie erzählt wird, immer wieder neu und anders entsteht.“
Olaf Nicolai – „Gadget“
Im Gegensatz zu der beflügelnden Arbeit von Pae White liefert der deutsche Künstler Olaf Nicolai ein eher technisches Objekt. An Gatget lassen sich Abläufe auf dem Flughafen ablesen. „Ich habe an technische Anlagen aus Science-Fiction-Filmen gedacht, wo alles wie verrückt blinkt“, so Nicolai. Auf den Zeichnungen wirkt sein Kunstwerk wie ein überdimensioniertes Schmuckstück. Gleich einem Armband wird es jener auf das Flugfeld herausragenden Brücke angelegt, die dem Airbus 380 vorbehalten ist. Das Spiel mit den Maßstäben war beabsichtigt, um, nicht ohne Ironie, die von Berlin stets gepflegten legeren und unkonventionellen Umgangsformen an der großen Front des technisch gestalteten Flughafens zu präsentieren.
In der Realität erinnert Gadget an eine Lampionkette, die ebenfalls typisch für die Hauptstadt ist: Als unverzichtbares Accessoire in Kleingartenkolonien oder blinkend zur Weihnachtszeit in den Fenstern vieler Wohnungen. Auch Gadget hat Signalcharakter: In vier eindeutig unterscheidbaren Folgen werden die aktuellen Abläufe auf der Brücke leuchtend abgebildet. So erfährt man durch Bewegungsrichtung und Rhythmus der Lichtimpulse, ob der A380 im An- oder im Abflug ist, ob das Boarding bereits begonnen hat oder ob die Brücke im Moment gerade nicht genutzt wird. Die weißen Kugeln sind einzeln ansteuerbar.
Von dem ursprünglichen Bild einer Kette aus aneinander gereihten Perlen hatte Nicolai allerdings aus Fertigungsgründen abweichen müssen. Auf innere Aluminiumrahmen wurden transluzente Membranen gespannt, die gemäß den strengen Brandschutzbestimmungen am Flughafen nicht brennbar sein dürfen. Rund sechs Wochen lang wurden die Leuchtkörper zusammengeschraubt, drei Tage dauerte das Anbringen an der Brücke.
Science Fiction? Eher ein erfrischendes, funktional nicht notwendiges Objekt an einem Ort, dem es an einer atmosphärischen Überhöhung gebricht.
0 Kommentare