Bauwelt

„Die Natur ist mir immer Vorbild, ich möchte mehr von ihr verstehen.“

Moritz Hauschild über „Teaser“

Text: Paul, Jochen, München

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„Wrapped 1“: Aus einer in Form geschnittenen und gebogenen Polycarbonatplatte und zwei Klebestreifen entsteht ein stabiler Stuhl.

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„Wrapped 1“: Aus einer in Form geschnittenen und gebogenen Polycarbonatplatte und zwei Klebestreifen entsteht ein stabiler Stuhl.


„Die Natur ist mir immer Vorbild, ich möchte mehr von ihr verstehen.“

Moritz Hauschild über „Teaser“

Text: Paul, Jochen, München

Im Jargon der Marketingfachleute hat ein Teaser die Aufgabe, beim Kunden Neugierde zu wecken. Schlägt man in einem aktuellen Englisch-Deutsch-Wörterbuch nach, findet man „Denksportaufgabe“ als Übersetzung. Um beides – nachdenken und neugierig ma­chen – geht es Moritz Hauschild.
Mit seiner Ausstellung „Teaser“ in der Architekturgalerie München will er eine Diskussion darüber anregen, ob es nicht „zahlreiche intelligente(re) Möglichkeiten gibt, Probleme zu lösen“ als unsere heutigen, möglichst schnellen und risikolosen Antworten. Unter Überschriften wie „Natur nachvollziehen – Technik klug einsetzen“, „Krümmungen nutzen – effizient bauen“ oder „bekannte Bilder weiterentwickeln – neues schaffen“ beschäftigt er sich mit leichten Tragwerken, mit der Verästelung von Blattstrukturen und dem Blätterdach von Bäumen, mit Folien, Membranen, Kuppeln, Schalenkonstruktionen und doppelachsig gekrümmten Flächen. Die Fußzeile aller Ausstellungstafeln ergibt den Satz: Mit weniger Material bauen bedeutet weniger Aufwand betreiben.
An welchen Beispielen lässt sich der Zusammenhang von heutigem hightech und „althergebrachten“ Konstruktionen, wie Sie ihn sehen, illustrieren?
Moritz Hauschild | Nehmen Sie den Stuhl: Mit dem wollte ich prinzipiell zeigen, dass Fläche auch bei geringer Materialstärke eine Menge tragen kann, wenn man sie wölbt. Hier gibt es keine Stuhlbeine und keinen Leim; zusammengehalten wird die stapelbare Konstruktion aus Sperrholz oder Polycarbonat lediglich von einem Klebestreifen. Nach diesem Prinzip habe ich versucht, eine Vielzahl von Bauten zu entwickeln. Allerdings geht es bei „Teaser“ weniger um konkrete Architektur als um Prinzipien.
Die Einladung zeigt das Blatt eines Philodendron: Welche Bedeutung hat das Thema Bionik für Sie?
Um zu überleben, mussten sich die Konstruktionen der Natur stetig den herrschenden Anforderungen anpassen. Sie waren immer Teil eines größeren Ganzen, zu dem sie ihren Beitrag leisteten. Außerdem sind sie vollständig recycelbar. Wenn wir diese Logik verstehen und versuchen, sie auf heutige Planungsaufgaben zu übertragen, kann auf diese Weise sehr intelligente Architektur entstehen
In welcher Tradition sehen Sie Ihre Überlegungen?
Louis Sullivans 1896 geprägter Leitsatz „form follows function“ gilt bis heute unverändert. Mit der Erfahrung von 115 Jahren, die seither vergangen sind, unseren Datenbanken und den heutigen technischen Möglichkeiten im Rücken muss es uns gelingen, Lösungen „aus der Sache heraus“ im Einklang von Funktion und Konstruktion zu entwickeln – erweitert um das Thema Ökologie. Dabei ist mir die Natur immer Vorbild, davon möchte ich mehr verstehen.
Was muss passieren, damit sich die Bauindustrie solche Überlegungen zueigen macht?
Weil sie ihre Kunden nicht überfordern will, präsentiert die Bauindustrie viel Bekanntes. Der Markt erscheint mir aber prinzipiell offen für Innovation. Nur damit, und wenn wir es schaffen, unsere Kultur im Einklang mit der Tradition weiterzuentwickeln, wird es uns in Europa zukünftig gelingen, Trends zu setzen und mit kreativen Lösungen Märkte zu eröffnen.
Die Ausstellung wird im November in Shanghai gezeigt: Was ist ihre spezifische Relevanz für China?
In China stellen sich die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcen besonders dringlich; gleichzeitig konnte ich in Shanghai, wo ich 2004 an der Tongji Universität unterrichtet habe, beobachten, dass viele Menschen intensiv und voller Neugierde nach Lösungen dafür suchen.
Fakten
Architekten Hauschild, Moritz, München
aus Bauwelt 38.2011
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