Haus und Landschaft in Asien
Zeichnungen von Andreas Brandt
Text: Paul, Jochen, München
Haus und Landschaft in Asien
Zeichnungen von Andreas Brandt
Text: Paul, Jochen, München
In Berlin hat Andreas Brandt mit Yadegar Asisi 1988 den – im Rahmen der Hauptstadtplanung in den 90er Jahren wieder abgerissenen – Versuchsbahnhof der Magnetschwebebahn errichtet, zusammen mit seinem Büropartner Rudolf Böttcher die Grundschule Berlin-Neukölln (1993) und das Zentrum Hellersdorf (1994).
Sein bekanntester Bau aber ist mit Sicherheit der ICE-Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe (1990/91). 1999 setzte sich Brandt als Architekt zur Ruhe, „weil die gesamte Profession den Griffel beiseite legte, um ausschließlich digital zu entwerfen“.
Sein Interesse an Architektur aber hat Andreas Brandt deshalb keineswegs verloren: Zwischen 2000 und 2009 erwanderte er entlegene Dörfer in Nepal, in der Mongolei, in Orissa und Vietnam und hielt deren traditionelle Architektur mit traditionellen Darstellungsmitteln fest: Tuschfeder, Rapidograph, Blei-, Bunt- und Pastellstifte. Entstanden sind auf diesen Expeditionen nicht nur handwerklich und zeichnerisch perfekte großformatige Abbildungen von Landschaften und einzelnen Haustypen, sondern typologische Perspektiven, Dachuntersichten, Grund- und Aufrisse, die Andreas Brandt im Vorfeld mit Kompass, Winkelspiegel und Lot, mit Meßlatte, Bandmaß, Schnüren und Nägeln vermessen hatte. So fühlt sich der Ausstellungsbesucher bereits beim Betreten der Galerie in eine andere Welt und Zeit versetzt: Die sorgfältig in Holzrahmen gefassten, teils extrem querformatigen Zeichnungen suggerieren Südostasien um 1830, jedenfalls bevor die Fotografie die Zeichnung als Medium der wissenschaftlichen Dokumentation ablöste. Dabei ist sie ihr qualitativ eindeutig unterlegen: Wo die Fotografie „zu viel und alles in qualitätsloser Vielfalt abbildet“, wie Hanns Zischler schreibt, „entscheidet der Zeichner, wählt aus, verdichtet und abstrahiert“.
Andreas Brandts Zeichnungen ermöglichen einen Blick auf die architektonischen Strukturen, den Fotos niemals leisten könnten: In den Schnittperspektiven kann das Auge in die Tiefe gehen, den Hausrat ebenso begutachten wie die Verarbeitung von Bambus oder Agavenfasern. Dass die Fotografie die Zeichnung als Mittel der Dokumentation hat verdrängen können, ist ökonomischen Kriterien geschuldet, reduziert sie doch den Zeitaufwand um ein Vielfaches. Insofern ist die Ausstellung nicht nur ein Dokument der Entschleunigung, sondern auch von ethnologischer Bedeutung: Brandts Zeichnungen geben Orte und Landschaften, die es in dieser Ausprägung in naher Zukunft so nicht mehr geben wird, im Augenblick ihres absehbaren und unausweichlichen Verschwindens noch einmal als singuläre architektonische Ordnungen wieder.
Sein Interesse an Architektur aber hat Andreas Brandt deshalb keineswegs verloren: Zwischen 2000 und 2009 erwanderte er entlegene Dörfer in Nepal, in der Mongolei, in Orissa und Vietnam und hielt deren traditionelle Architektur mit traditionellen Darstellungsmitteln fest: Tuschfeder, Rapidograph, Blei-, Bunt- und Pastellstifte. Entstanden sind auf diesen Expeditionen nicht nur handwerklich und zeichnerisch perfekte großformatige Abbildungen von Landschaften und einzelnen Haustypen, sondern typologische Perspektiven, Dachuntersichten, Grund- und Aufrisse, die Andreas Brandt im Vorfeld mit Kompass, Winkelspiegel und Lot, mit Meßlatte, Bandmaß, Schnüren und Nägeln vermessen hatte. So fühlt sich der Ausstellungsbesucher bereits beim Betreten der Galerie in eine andere Welt und Zeit versetzt: Die sorgfältig in Holzrahmen gefassten, teils extrem querformatigen Zeichnungen suggerieren Südostasien um 1830, jedenfalls bevor die Fotografie die Zeichnung als Medium der wissenschaftlichen Dokumentation ablöste. Dabei ist sie ihr qualitativ eindeutig unterlegen: Wo die Fotografie „zu viel und alles in qualitätsloser Vielfalt abbildet“, wie Hanns Zischler schreibt, „entscheidet der Zeichner, wählt aus, verdichtet und abstrahiert“.
Andreas Brandts Zeichnungen ermöglichen einen Blick auf die architektonischen Strukturen, den Fotos niemals leisten könnten: In den Schnittperspektiven kann das Auge in die Tiefe gehen, den Hausrat ebenso begutachten wie die Verarbeitung von Bambus oder Agavenfasern. Dass die Fotografie die Zeichnung als Mittel der Dokumentation hat verdrängen können, ist ökonomischen Kriterien geschuldet, reduziert sie doch den Zeitaufwand um ein Vielfaches. Insofern ist die Ausstellung nicht nur ein Dokument der Entschleunigung, sondern auch von ethnologischer Bedeutung: Brandts Zeichnungen geben Orte und Landschaften, die es in dieser Ausprägung in naher Zukunft so nicht mehr geben wird, im Augenblick ihres absehbaren und unausweichlichen Verschwindens noch einmal als singuläre architektonische Ordnungen wieder.
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