IBA 87 und die Folgen
25 Jahre Internationale Bauausstellung Berlin
Text: Rumpf, Peter, Berlin
IBA 87 und die Folgen
25 Jahre Internationale Bauausstellung Berlin
Text: Rumpf, Peter, Berlin
Ein Jubiläum als Anlass für eine kleine Ausstellung in der TU Berlin – und ein Symposium mit Beteiligten von damals und kritischen Begutachtern der Folgen von heute.
Man erinnert sich: Da gab es die IBA Alt unter Hardt-Waltherr Hämer, zuständig für „behutsame Stadterneuerung“ vor allem in Kreuzberg (Bauwelt 43), und es gab die IBA Neu unter Josef-Paul Kleihues, zuständig für das Füllen von Kriegslücken in der Südlichen Friedrichstadt, in Tiergarten, am Prager Platz und um den Tegeler Hafen.
Vorausgegangen waren in den 70er Jahren großflächige Kahlschlagsanierungen und eine weitgehende Provinzialisierung der Baukultur im eingemauerten und am Bonner Tropf hängenden Berlin, zusätzlich belastet von monströsen Stadtautobahnprojekten und einer militanten Hausbesetzerszene. Aber es gab mit Harry Ristock als Bausenator und Hans-Christian Müller als Senatsbaudirektor den überparteilichen Willen, eine starke Institution außerhalb der Verwaltung zu schaffen, die sich, finanziell gut ausgestattet, den Problemen stellen und Frischluft in die Architektur- und Städtebauszene bringen sollte. So beschloss 1979 das Abgeordnetenhaus die Gründung der Bauausstellung Berlin GmbH.
An dies und viele Details erinnerten sich nun u.a. Hans Kollhoff, der Gewinner des ersten internationalen IBA-Wettbewerbs (Wohnbebaung an der Lindenstraße), Hille Machleidt, rechte Hand von Kleihues, und Wulf Eichstädt, rechte Hand von Hämer, dazu im überfüllten TU-Hörsaal viele bekannte Gesichter, Ehemalige aus der IBA und der Senatsverwaltung, aus Öffentlichkeit und Lehre. Einleitend die Frage: Was war beabsichtigt, was ist daraus geworden und was ist daraus zu lernen? Im Nachhinein kann – da waren sich alle einig – der Ehrgeiz, gepaart mit reichlich Ideologie und strategischem Geschick gar nicht hoch genug bewertet werden. Bei Hämer halfen Erfahrungen bei Altbausanierungen im Wedding und eine gehörige Portion Charisma, während Kleihues seit seinen Dortmunder Architekturtagen über beste internationale Kontakte zur Avantgarde verfügte. Ersterer hatte sich mit basisdemokratischer Fundamentalkritik im Bewohnermilieu auseinanderzusetzen,
letzterer mit hypertrophen Wettbewerbsbeiträgen unerfahrener Jungstars wie Libeskind, Eisenman, Hejduk oder Koolhaas. Beide Direktoren rangen zusätzlich mit der Wohnungsbaukreditanstalt WBK, deren Förderrichtlinien sich jeder Abweichung vom So-
haben-wir-es-immer-Gemacht widersetzten.
Zum Glück der IBA Neu blieb vielen 1. Preisen die Realisierung erspart. Deren Verfasser wurden von Kleihues zum Trost mit kleineren Aufträgen an anderen Orten eingebunden und gelangten schon bald zu internationalem Ansehen. Was von der IBA Alt und ihren Mühen nachwirkt, ist die Selbstverständlichkeit, was die Rettung der Gründerzeitarchitektur angeht, sodass die Widerstände von damals heute kaum nachzuvollziehen sind. Bei aller Selbstzufriedenheit im Rückblick, tat sich doch ein Dissens bei der Einschätzung der IBA-Folgen auf. Während Wolfgang Sonne, TU Dortmund, die Überwindung der Nachkriegsmoderne bis hin zum new urbanism dem Erbe der IBA zuschreibt, sieht Hans Kollhoff Kleihues’ „Erfolgsgeschichte“ in der unbeabsichtigten Förderung des Starkults und den daraus folgenden weltweiten Architektur-Marken, die mit Tradition und Umfeld immer weniger zu tun haben.
Für 2020 plant der Berliner Senat erneut eine Internationale Bauausstellung. Sollte sie, wie ursprünglich vorgesehen, tatsächlich auf dem Tempelhofer Feld stattfinden – man hätte wenig gelernt von der IBA 87, so die einhellige Meinung an diesem Nachmittag.
Vorausgegangen waren in den 70er Jahren großflächige Kahlschlagsanierungen und eine weitgehende Provinzialisierung der Baukultur im eingemauerten und am Bonner Tropf hängenden Berlin, zusätzlich belastet von monströsen Stadtautobahnprojekten und einer militanten Hausbesetzerszene. Aber es gab mit Harry Ristock als Bausenator und Hans-Christian Müller als Senatsbaudirektor den überparteilichen Willen, eine starke Institution außerhalb der Verwaltung zu schaffen, die sich, finanziell gut ausgestattet, den Problemen stellen und Frischluft in die Architektur- und Städtebauszene bringen sollte. So beschloss 1979 das Abgeordnetenhaus die Gründung der Bauausstellung Berlin GmbH.
An dies und viele Details erinnerten sich nun u.a. Hans Kollhoff, der Gewinner des ersten internationalen IBA-Wettbewerbs (Wohnbebaung an der Lindenstraße), Hille Machleidt, rechte Hand von Kleihues, und Wulf Eichstädt, rechte Hand von Hämer, dazu im überfüllten TU-Hörsaal viele bekannte Gesichter, Ehemalige aus der IBA und der Senatsverwaltung, aus Öffentlichkeit und Lehre. Einleitend die Frage: Was war beabsichtigt, was ist daraus geworden und was ist daraus zu lernen? Im Nachhinein kann – da waren sich alle einig – der Ehrgeiz, gepaart mit reichlich Ideologie und strategischem Geschick gar nicht hoch genug bewertet werden. Bei Hämer halfen Erfahrungen bei Altbausanierungen im Wedding und eine gehörige Portion Charisma, während Kleihues seit seinen Dortmunder Architekturtagen über beste internationale Kontakte zur Avantgarde verfügte. Ersterer hatte sich mit basisdemokratischer Fundamentalkritik im Bewohnermilieu auseinanderzusetzen,
letzterer mit hypertrophen Wettbewerbsbeiträgen unerfahrener Jungstars wie Libeskind, Eisenman, Hejduk oder Koolhaas. Beide Direktoren rangen zusätzlich mit der Wohnungsbaukreditanstalt WBK, deren Förderrichtlinien sich jeder Abweichung vom So-
haben-wir-es-immer-Gemacht widersetzten.
Zum Glück der IBA Neu blieb vielen 1. Preisen die Realisierung erspart. Deren Verfasser wurden von Kleihues zum Trost mit kleineren Aufträgen an anderen Orten eingebunden und gelangten schon bald zu internationalem Ansehen. Was von der IBA Alt und ihren Mühen nachwirkt, ist die Selbstverständlichkeit, was die Rettung der Gründerzeitarchitektur angeht, sodass die Widerstände von damals heute kaum nachzuvollziehen sind. Bei aller Selbstzufriedenheit im Rückblick, tat sich doch ein Dissens bei der Einschätzung der IBA-Folgen auf. Während Wolfgang Sonne, TU Dortmund, die Überwindung der Nachkriegsmoderne bis hin zum new urbanism dem Erbe der IBA zuschreibt, sieht Hans Kollhoff Kleihues’ „Erfolgsgeschichte“ in der unbeabsichtigten Förderung des Starkults und den daraus folgenden weltweiten Architektur-Marken, die mit Tradition und Umfeld immer weniger zu tun haben.
Für 2020 plant der Berliner Senat erneut eine Internationale Bauausstellung. Sollte sie, wie ursprünglich vorgesehen, tatsächlich auf dem Tempelhofer Feld stattfinden – man hätte wenig gelernt von der IBA 87, so die einhellige Meinung an diesem Nachmittag.
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