Bauwelt

In der Zukunft leben!

Die Prägung der Stadt durch den Nachkriegsstädtebau

Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin

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Suhl wurde Anfang der 50er Jahre administrativ, wirtschaftlich und mit entsprechenden stadträumlichen Planungen und Bauten „groß“ gemacht.
Foto: Felix-Sören Meyer

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Suhl wurde Anfang der 50er Jahre administrativ, wirtschaftlich und mit entsprechenden stadträumlichen Planungen und Bauten „groß“ gemacht.

Foto: Felix-Sören Meyer


In der Zukunft leben!

Die Prägung der Stadt durch den Nachkriegsstädtebau

Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin

Reist man durch Deutschland und versucht dabei zu erklären, warum die Städte so aussehen wie sie aussehen, so erzählt man unweigerlich auch vom Krieg, von der Zerstörung währenddessen und danach, von Wiederaufbau und Neuanfang – schließlich ist etwa 50 Prozent des Baubestands nach 1945 errichtet worden
Denjenigen, die in den vom Nachkriegsstädtebau geprägten Städten aufwuchsen, sind diese zwar vertraut, Heimat auch, dennoch hinterlassen sie zuweilen das Gefühl von der falschen Stadt in der richtigen. Findet der Geist der damaligen Planer bei den nachfolgenden Generationen keine Resonanz? Doch die Nachkriegsarchitektur weist auch aus heutiger Sicht Qualitäten auf, die es zu benennen, wieder ins Bewusstsein zu bringen und zu schätzen lernen lohnt. Der BDA hat eine Ausstellung initiiert, die aufspüren will, was diese Städte eigentlich ausmacht – quasi als Grundlage, um sie weiter zu denken und zu planen.
Sechs junge Autoren wurden in drei west- und drei ostdeutsche Städte geschickt, um die jeweilige Geschichte der Nachkriegsplanungen bis heute zu recherchieren. Die Auswahl der Orte erfolgte anhand der Themen innerstädtische Magistrale (Rheinstraße in Darmstadt; Prager Straße in Dresden), Großsiedlungsbau (Halle-Neustadt; Bremen-Neue Vahr) und Nachkriegsarchitektur in mittelgroßen Städten (Suhl im Thüringer Wald; Friedrichshafen am Bodensee). Entstanden sind Bestandsporträts: mit Timelines mit den wichtigsten Ereignissen und Stimmen, historischen und aktuellen Plänen und Fotos sowie Videos und großformatigen Fotos, die die heutige Situation zeigen. Direkte Vergleiche werden nicht angestellt, aber leicht gemacht. Parallelen sind nicht nur in dem vergleichbaren Zustand der Städte nach dem Krieg auszumachen, sondern auch in der Verpflichtung der Planer zur Moderne – in Ost wie in West. Unterschiede werden bei den Veränderungen, die die Städte bis heute erfahren, offensichtlich.
Während die vielleicht nicht von allen Bremern, jedoch von den Bewohnern geschätzte Neue Vahr sich kaum verändert hat, ist Halle-Neustadt seit den 90er Jahren mit Leerstand, Abriss und fortwährendem Umbau konfrontiert. Suhl wurde Anfang der 50er Jahre administrativ, wirtschaftlich und mit entsprechenden stadträumlichen Planungen und Bauten „groß“ gemacht. Nach dem Ende der DDR verlor es den Status als Bezirksstadt und seine Industrie und wird wohl auch in Zukunft jährlich etwa 1000 Einwohner verlieren. Auf der Suche nach einer neuen Identität wurden erst einmal die beiden repräsentativsten Gebäude, die Stadthalle und das Centrum Warenhaus, abgerissen bzw. bis zur Unkenntlichkeit umgebaut.
So sind es eigentlich zwei Fragestellungen, die die Ausstellung aufwirft: die nach dem Stellenwert von Architektur hinsichtlich der Identifikation mit Stadtraum und kultureller Identität sowie die nach dem Potential der Nachkriegsarchitektur angesichts sich ändernder gesellschaftlicher, sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Rahmenbedingungen.

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