Bauwelt

Integration von Straße und Stadtraum

Text: Knoflacher, Hermann, Wien

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Hermann Knoflacher erregte Aufsehen mit seinem Konzept des „Gehzeugs“, einem Holzrahmen für Fußgänger, der den Platzbedarf eines Autos demonstriert.
G. Emberger

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Hermann Knoflacher erregte Aufsehen mit seinem Konzept des „Gehzeugs“, einem Holzrahmen für Fußgänger, der den Platzbedarf eines Autos demonstriert.

G. Emberger


Integration von Straße und Stadtraum

Text: Knoflacher, Hermann, Wien

Die Straße ist immer ein Sozialraum für alle gewesen. Der öffentliche Raum in Siedlungen war Ergebnis und Voraussetzung für Sozialbeziehungen. Siedlungen nach menschlichem Maß waren die logische Folge. 
Plätze waren durch Straßen und Gassen mit vielfältigen Funktionen und hoher Aufenthaltsqualität als integrale Bestandteile der begrenzenden Bebauung verbunden und so schon immer das, was heute richtigerweise mit Shared-Space-Konzepten neu erzeugt werden soll.Sie waren Teil des Lebensraumes für alle Altersschichten und sozialen Gruppen, deren Sicherheit durch die Bewohner selbst garantiert wurde. Diese nachhaltigen Strukturen beweisen die gelungene Inte­gration in den Naturraum wie auch in das Sozialgefüge. Begrenzt verfügbare Energie für Mobilität zwang zu intelligentem und sparsamem Umgang mit dem öffentlichen Raum. Der soziale Umgang ergab sich durch die in allen Richtungen gleiche Geschwindigkeit der Fußgänger, mit der die Menschen verantwortlich umgehen können.
Mit den technischen, durch externe zusätzliche Energie angetriebenen Verkehrsmitteln wurde diese über Jahrtausende erzielte Optimierung des öffentlichen Raumes im 19. Jahrhundert gestört und im 20. Jahrhundert durch den massenhaften Autoverkehr zerstört. Mythen des Verkehrswesens wie „Wachstum durch Mobilität“ oder „Zeiteinsparung durch Geschwin­digkeit“ verdunkelten die Gehirne der Experten, Politiker und der Gesellschaft. Man übersah, dass Autofahrten nur andere Mobilitätsformen verdrängten und dabei der Reichtum der Nähe verloren ging. Der einst belebte öffentliche Raum wurde unter parkenden Fahrzeugen und be­wegten Maschinen begraben. Die lebendige Stadt stirbt in dem Maß, in dem sich in ihrem Organismus Parkplätze an all jenen Orten festsetzen, an denen menschlichen Aktivitäten Vorrang haben sollten. Die Stadt beginnt zu leben, entfernt man dieses Virus aus ihren Zellen und damit die Geschwindigkeiten aus ihren Straßen. Diese Straßen und Straßenräume werden dann wieder zu Lebensräumen selbstbestimmter Menschen, unabhängig von der Prothese Auto und vom Tropf der Erdölkonzerne.

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