Bauwelt

Kein zweites Phæno

Bildungshaus am Wolfsburger Klieversberg

Text: Crone, Benedikt, Berlin

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Kein zweites Phæno

Bildungshaus am Wolfsburger Klieversberg

Text: Crone, Benedikt, Berlin

Wolfsburg baut am Klieversberg. In Sichtweite zu Al­var Aaltos Kulturzentrum und Scharouns Theater soll ein „Bildungshaus“ für vier Institutionen entstehen. Damit sich wirklich alle Nutzer darin wiederfinden, lud die Stadt zu sieben Tagen Beteiligungsmarathon.
Die Töpferkurse sind nicht gut weggekommen. Drei Frauen der Volkshochschule Wolfsburg, die ihren Schülern zeigen, wie man aus Ton und Lehm Krüge, Schalen und Skulpturen formt, suchen bei den 22 Entwürfen für das Bildungshaus nach ihrer Werkstatt.
Einige Architekten haben den Raum im Dunklen, gar im Untergeschoss verstaut – dabei wünschten sich die Lehrerinnen viel Tages-, am besten Oberlicht. Die Frauen notieren ihre Kritik auf einen Zettel, dazu die Entwurfsnummer, und setzen ihre Suche beim Nachbarpanel fort. Sie waren nicht die Einzigen, die im März aufgerufen waren, die anonymisierten Vorschläge zu bewerten: Von der Stadt ausgewählte Gruppen – Schüler, Lehrkräfte, Senioren, bis hin zu „Stadtteilmüttern“– gingen an fünf Tagen durch die Ausstellung im Wolfsburger Rathaus und gaben ihre Meinung ab. Am Wochenende stand der Raum dann jedem Interessierten offen. Insgesamt 850 Zettel landeten in einer Sammelbox. Der Wettbewerbsbetreuer, das Büro luchterhandt, sortierte die Mei­nungen so, dass die Jury (Vorsitz: Manfred Hegger) auf sie zurückgreifen konnte, um die Fachwertung mit der Nutzerperspektive abzugleichen. Immerhin galt es, vier Institutionen zu berücksichtigen: Volkshochschule, Stadtbibliothek, Medienzentrum und die Sekundarstufe II der Neuen Schule Wolfsburg, eine benachbarte Privatschule, die bis 2015 ein neues Gebäude neben dem Bildungshaus erhalten soll. „Synergien“ erhofft sich die Stadt durch die Zusammenlegung – und die Möglichkeit, Räume zu teilen, Platz zu sparen. Dass der Neubau nicht den Blick von der Porschestraße auf das Gelände versperrt, sollen städtebauliche Vorgaben regeln (siehe S. 20). 
112 Teams nahmen an dem europaweiten Verfahren teil, 22 ließ die Jury in die zweite Phase – und in die Ausstellung im Rathaus. Wer den abgetrenn­ten Raum betrat, musste am Eingang eine Erklärung unterschreiben, die Entwürfe weder auf Fotos noch in Form von Zeichnungen nach außen zu tragen. Die Schüler hatten sichtlich Freude an der Geheimnis­tuerei – wie auch an den Modellen der Teilnehmer, die sie in ein Stadtmodell puzzeln konnten. Die Betreuer gaben Einführungen, wie die Pläne zu lesen seien, warnten vor Täuschungen durch Renderings und empfahlen, bei den Modellen den Blick auch mal auf Fußgängerniveau zu senken. Mit mehr Eifer kann man eine Beteiligung wohl kaum durchführen. Am Ende sorgte die Meinungsfülle aber nicht dafür, einen 1. Preis zu finden. Stattdessen: drei mit dem 2. Preis prämierte Entwürfe, die überarbeitet werden sollen. Eine Angst, die in der Ausstellung häufiger zu hören war, kann den Wolfsburgern aber genommen werden: Es wird kein zweites Phæno geben.

Offener, zweiphasiger Realisierungswettbewerb

Drei 2. Preise Schaltraum Architektur, Hamburg; HinnenthalSchaar Landschaftsarchitektur, München | prosa architekten, Darmstadt; Rehwaldt Landschafts­architekten, Dresden | Esa Ruskeepää Architects, Helsinki; Fugmann Janotta Landscape Architecture, Berlin |
Anerkennungen
SEP Architekten Storch Ehlers, Hannover | Dreher Architekt, Berlin | Kölling Architekten, Bad Vilbel | Bube, Rotterdam | GP architektur, Wien
Fakten
Architekten Schaltraum Architektur, Hamburg; prosa architekten, Darmstadt; Esa Ruskeepää Architects, Helsinki
aus Bauwelt 21.2014
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