Bauwelt

Leicht abgerundet

Umbau der PKO-Rotunde in Warschau

Text: Piątek, Grzegorz, Warschau

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1.Preis: Gowin & Siuta, Krakau
Rendering: Architekten

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1.Preis: Gowin & Siuta, Krakau
Zeichnung: Architekten

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Zeichnung: Architekten


Leicht abgerundet

Umbau der PKO-Rotunde in Warschau

Text: Piątek, Grzegorz, Warschau

Um die Einsatzmöglichkeiten ihrer Bauprodukte zu demonstrieren, greifen Hersteller gerne auf Wettbewerbe zurück. Der Konzern DuPont beließ es in seinem Ideenwettbewerb „Changing the Face“ bisher beim Fantasieren übers Auffrischen alter Wahrzeichen (Bauwelt 43.2011). 
In Warschau gibt es nun die  Chance auf eine Realisierung: den Umbau der PKO-Rotunde. Jurymitglied und Architekturkritiker Grzegorz Piątek über die Zukunft eines von den Warschauern geliebten und geschätzten Bankgebäudes.

Eigentlich ist die „Rotunda“ eine private Filiale der PKO Bank Polski, des größten Finanzinstituts Polens. In den 1960ern ließ die Bank den Rundbau von Architekt Zbigniew Karpiński als ihr kleines Flagschiff entwerfen, das fortan den Abschluss der „Ostwand“ – der Kaufhäuser Ściana Wschodnia an der Ulica Marszałkowska – bildete. Dennoch fühlt sich das Gebäude an wie öffentliches Eigentum: Die PKO-Rotunde, deren einfache Form Passanten leicht in Erinnerung bleibt, liegt nicht weit vom Kulturpalast an einer für die Stadt und ihre Identität zentralen Stelle. Der Rundbau mit seiner gläsernen Vorhangfassade und dem tristen Vorplatz ist ein Kind der Warschauer Weltraum-Moderne der Nachkriegszeit. Bis heute dient er als beliebter Orientierungspunkt: fürs Blind Date, für das Aufgabeln des verwirrten Stadtbesuchers, für das Treffen von Freunden, die von hier ins Nachtleben starten wollen. Wenn die Bänke, Telefonzellen, Geldautomaten und der – inzwischen abgerissene – 24-Stunden-Kiosk sprechen könnten, sie hätten viel zu erzählen.
Der traurigste Teil der Geschichte: 1979 starben durch eine Gasexplosion 49 Angestellte und Kunden der Bank, Dutzende wurden verletzt. Damals bereits ein Wahrzeichen, wurde das Gebäude in den Grundzügen des Originals wieder aufgebaut. Kein Wunder, dass auf jeden Versuch der Bank, dieses Stück Stadt wie irgendein anderes Grundeigentum in ihrem Portfolio zu behandeln und durch einen Neubau zu ersetzen, die Bürger mit Protesten antworten. Vor gut zehn Jahren gab es Pläne für ein Hochhaus an dieser Stelle – ohne Ergebnis. 2009 folgte ein erster Wettbewerb für einen Neubau, rund und flach wie die alte Rotunde. Der Bank ging es dabei nicht mehr darum, so viel Quadratmeter Bürofläche wie möglich aus der prominenten Lage rauszuholen, sondern ihr Image aufzufrischen und in neuen Räumen für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Anstatt jedoch dem öffentlichen Ansehen der PKO einen Aufschwung zu verleihen, endete das Verfahren in einer PR-Krise. Der neueste Wettbewerb, begleitet von einer öffentlichen Befragung, scheint mir dagegen in die richtige Richtung zu gehen. Allerdings hatte ich auch daran zunächst Zweifel, als ich zur Begleitung des Verfahrens geladen wurde.
Immerhin: Zum ersten Mal saßen in Workshops Vertreter der Bank, der Stadt und der Denkmalpflege mit Fachleuten an einem Tisch. Treffen um Treffen konnte ich Fortschritte erkennen. Die Bank war bereit, öffentliche Räume im Gebäude aufzunehmen, wobei die Finanz-, und Beratungsdienste die Hauptfunktion bleiben sollten, und verstand ebenso, dass wir nichts radikal Neues suchten. Aber auch die Hardliner unter den Denkmalschützern akzeptierten, dass das Areal neu betrachtet werden musste. Im Frühling 2013 füllten 12.000 Bürger Fragebögen aus, welchen Umgang mit Gebäude und Platz sie für richtig hielten. Die Wünsche der Öffentlichkeit, die zusammengefasst den Teilnehmern des Wettbewerbs vorgelegt wurden: ein neuer Bau, der weitestgehend so aussieht wie der alte, dessen Vorplatz jedoch als Treffpunkt gestärkt wird.
Nicht nur der Bauherr, auch die Politik ist gefragt
Als Herausforderung sah ich von Anfang an, den Gestaltungsdrang des Architekten zu zügeln und bedeutende Unterschiede mit kleinen Gesten zu schaffen. Auch für uns Juroren war es nicht leicht, hinter dem ersten Eindruck die Detail- und Feinarbeit der Entwürfe zu erkennen. So auch beim Vorschlag des Krakauer Büros Gowin&Siuta, der den 1. Preis erhielt. Dem Entwurf gelingt es, die Fassade auf neueste Standards zu bringen und sie gleichzeitig an das Original vor der Zerstörung von 1979 anzunähern. Das Innenleben des Gebäudes wird komplett erneuert, wobei der bisherige Aufbau in den Grundzügen übernommen und um einen öffentlichen Raum im Obergeschoss ergänzt wird. Auch wenn der unterirdischen Zugang, im Norden des Gebäudes, nicht ganz überzeugt, liefert der Vorschlag genau das, was der Platz braucht. Die meisten Teilnehmer versuchten krampfhaft, den Ort durch flippige Stadtmöbel oder kuriose Freiraumgestaltungen aufzupeppen. Der 1. Preis hält sich zurück, legt beim neuen Platz das Augenmerk stattdessen auf einen von vielen ignorierten Aspekt: die Beleuchtung. Gowin und Siuta wollen ein rasterförmiges Lampennetz in niedriger Höhe über den Platz spannen, was dem weiträumigen Ort eine warme, angenehme Atmosphäre verleihen könnte.
Wie solche Details von Architekten und Bauherr gemeinsam ausgearbeitet werden, wird nun entscheidend sein. Es bleibt ein heikles Vorhaben. Die Umfrage hat gezeigt, dass die Bürger nicht die große Veränderung, sondern die behutsame Öffnung der PKO-Rotunde nach Außen wollen, auf einen neugestalteten Stadtplatz. Dazu braucht es auch das Engagement der Politik: Der Bank gehört nur ein Drittel der Fläche um das Gebäude, ein weiterer Abschnitt dem Besitzer eines angrenzenden Bürohochhauses. Der Großteil wird jedoch von der Stadt verwaltet.

Offener zweiphasiger Wettbewerb
1. Preis Gowin&Siuta: Bartłomiej Gowin, Krzysztof Siuta, Krakau
ein 2. Preis Natalia Wilczak, Polen
ein 2. Preis Rodrigo Garcia, Maciej Siuda, Gonzalo del Val, Spanien + Polen
3. Preis Dobosz Architekci: Maciej Dobosz, Jolanta Major, Izabela Owczarek, Karolina Kalitan, Breslau
Fakten
Architekten Gowin&Siuta, Krakau
aus Bauwelt 19.2014
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