Mehr als ein Park
Piazza d’Armi in L’Aquila
Text: Ciano, Angelo
Mehr als ein Park
Piazza d’Armi in L’Aquila
Text: Ciano, Angelo
Im April 2009 zerstörte ein Erdbeben die italienische Stadt L’Aquila. In Heft 14 widmete die Bauwelt deren Wiederaufbau einen Thementeil. Nun wurde ein Wettbewerb für einen 11 Hektar großen Stadtpark nicht weit von der noch immer teilweise gesperrten Altstadt entschieden.
Der Wiederaufbau von L’Aquila nach dem Erdbeben 2009 schreitet langsam voran, glücklicherweise auch mit neuen Projekten. Dabei gilt es nicht nur die historische Bebauung wiederherzustellen, sondern mit guten Ideen gerade die Stadtgebiete, die schon vor dem Erdbeben 2009 verlassen waren, wieder nutzbar zu machen. In diesem Sinne können, frei nach dem Philosophen Giovanni Battista Vico, Tragödien, wie jene, die L’Aquila getroffen hat, eine Chance bieten. Eine solche eröffnet sich jetzt bei der rund 11 Hektar großen Piazza d’Armi direkt vor den Toren des historischen Zentrums. Für den ehemaligen Exerzierplatz hatte die Stadt im Mai einen internationalen Wettbewerb ausgelobt und damit endlich das Projekt Stadtpark in Angriff genommen. Dabei handelt es sich um ein äußerst ambitioniertes Vorhaben für die Stadt, die, zum ersten Mal seit den ehrgeizigen Städtebauprojekten des Architekten GiulioTian zur Zeit des Faschismus, einen neuen, lebendigen Raum erhalten soll.
Bezugspunkt für jeden Aquilaner
34 Projekte wurden eingereicht, fast alle aus Italien. Die Jury (Vorsitz: Juan Palerm Salazar, Spanien) entschied sich für den Entwurf des römischen Büros modostudio, weil dieser sich, so die Begründung, am besten in die Umgebung des Parks einfüge. Der Park sei ein Ort, erklären die Architekten, an dem die Bewohner die Verbindung zu den umliegenden Bergen spüren können – der 2914 Meter hohe Gran Sasso d’Italia ist Bezugspunkt für jeden Aquilaner, nicht wegzudenken aus dem Alltag der Stadt. Zugleich soll der Park aber auch einen Kontrast zur Stadt darstellen. Dies konkretisiert sich an den Rändern des Parks. Sie fungieren als Verbindung und Grenze zugleich. Halbkreisförmig umfasst das Grün die angrenzenden Nutzungen. Da ist der städtische Markt, der vor dem Erdbeben auf der Piazza Duomo in der Altstadt stattfand und jetzt hierher verlegt wurde, da sind Sportanlagen, die gerade instand gesetzt werden, und da ist die provisorische Kirche, die als Ersatz für die zerstörte Basilika San Bernardino gebaut wurde. Die Architekten wollen den Eindruck erwecken, die Kräfte der Stadt drückten gegen den Park. Die Halbkreise steigen dabei zu kleinen Wällen an, geschaffen durch die für den Bau des Parks notwendigen Erdbewegungen. Ein multifunktionales Theater ist geplant, das als kultureller Motor der Stadt wirken soll, und eine zweigeschossige Tiefgarage mit über 400 Parkplätzen. An der Mauer zum Marktplatz ist eine Installation vorgesehen. Sie soll an das Erdbeben erinnern. Alltagsgegenstände werden als Farbtupfer an der Mauer angebracht, die eine Leinwand symbolisieren soll.
Neun Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Zuerst entstehen der Park und das Theater, in dem auch ein Restaurant, ein Literaturcafé und eine Bücherei untergebracht werden sollen. Im zweiten Bauabschnitt sind privat finanzierte Bauten vorgesehen, wie der Parkplatz und ein Verwaltungszentrum mit 1000 m² Nutzfläche. Im Park wird außerdem ein See angelegt werden, wie es der aquilanische Architekt Antonio Perrotti, der auch Mitglied der Jury war, vorgeschlagen hat. In fünf Jahren soll der Park eröffnet werden, vorausgesetz, die Architekten werden wie geplant im kommenden Jahr beauftragt, erklärt der Referent für Wiederaufbau von L’Aquila, Pietro Di Stefano.
Aus dem Italienischen: Iris Lüttgert
vollständiges Ergebnis:
Internationaler Wettbewerb
1. Preis Fabio Cibinel, Roberto Laurenti, Giorgio Martocchia (modostudio) | 2. Preis Alessandro Corradini, Valerio Barberis, Marcello Marchesini, Cristiano Cosi (mdu architetti), Gabriele Pinca, Francesca Zorzetto, Lucia Petrà, Massimo Toni (AEI progetti), Stefano Mignani (M&E) | 3. Preis Federico Bargone | 4. Preis Carlo Gaspari, Beatrice Comelli, Alessandro d’Ancona, Sandra Ruzziconi (Studio Red), Lucio Rosato (Lucio Rosato Architetto), Riccardo Scattolin (Zero4Uno Ingeneria) | Anerkennung Alessandro delli Ponti, Federico Bernetti, Ferdinand Schmelzer, Paola Corciulo, Davide Curatola Soprana, Marco Teofili | Anerkennung Giacomo Penco, Matteo Rossetti, Marco Grazioli | Anerkennung Mattia Gambardella, Matthew Edward Getch, Maria Iole Gambardella, Patrizia Capocasale
Bezugspunkt für jeden Aquilaner
34 Projekte wurden eingereicht, fast alle aus Italien. Die Jury (Vorsitz: Juan Palerm Salazar, Spanien) entschied sich für den Entwurf des römischen Büros modostudio, weil dieser sich, so die Begründung, am besten in die Umgebung des Parks einfüge. Der Park sei ein Ort, erklären die Architekten, an dem die Bewohner die Verbindung zu den umliegenden Bergen spüren können – der 2914 Meter hohe Gran Sasso d’Italia ist Bezugspunkt für jeden Aquilaner, nicht wegzudenken aus dem Alltag der Stadt. Zugleich soll der Park aber auch einen Kontrast zur Stadt darstellen. Dies konkretisiert sich an den Rändern des Parks. Sie fungieren als Verbindung und Grenze zugleich. Halbkreisförmig umfasst das Grün die angrenzenden Nutzungen. Da ist der städtische Markt, der vor dem Erdbeben auf der Piazza Duomo in der Altstadt stattfand und jetzt hierher verlegt wurde, da sind Sportanlagen, die gerade instand gesetzt werden, und da ist die provisorische Kirche, die als Ersatz für die zerstörte Basilika San Bernardino gebaut wurde. Die Architekten wollen den Eindruck erwecken, die Kräfte der Stadt drückten gegen den Park. Die Halbkreise steigen dabei zu kleinen Wällen an, geschaffen durch die für den Bau des Parks notwendigen Erdbewegungen. Ein multifunktionales Theater ist geplant, das als kultureller Motor der Stadt wirken soll, und eine zweigeschossige Tiefgarage mit über 400 Parkplätzen. An der Mauer zum Marktplatz ist eine Installation vorgesehen. Sie soll an das Erdbeben erinnern. Alltagsgegenstände werden als Farbtupfer an der Mauer angebracht, die eine Leinwand symbolisieren soll.
Neun Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. Zuerst entstehen der Park und das Theater, in dem auch ein Restaurant, ein Literaturcafé und eine Bücherei untergebracht werden sollen. Im zweiten Bauabschnitt sind privat finanzierte Bauten vorgesehen, wie der Parkplatz und ein Verwaltungszentrum mit 1000 m² Nutzfläche. Im Park wird außerdem ein See angelegt werden, wie es der aquilanische Architekt Antonio Perrotti, der auch Mitglied der Jury war, vorgeschlagen hat. In fünf Jahren soll der Park eröffnet werden, vorausgesetz, die Architekten werden wie geplant im kommenden Jahr beauftragt, erklärt der Referent für Wiederaufbau von L’Aquila, Pietro Di Stefano.
Aus dem Italienischen: Iris Lüttgert
vollständiges Ergebnis:
Internationaler Wettbewerb
1. Preis Fabio Cibinel, Roberto Laurenti, Giorgio Martocchia (modostudio) | 2. Preis Alessandro Corradini, Valerio Barberis, Marcello Marchesini, Cristiano Cosi (mdu architetti), Gabriele Pinca, Francesca Zorzetto, Lucia Petrà, Massimo Toni (AEI progetti), Stefano Mignani (M&E) | 3. Preis Federico Bargone | 4. Preis Carlo Gaspari, Beatrice Comelli, Alessandro d’Ancona, Sandra Ruzziconi (Studio Red), Lucio Rosato (Lucio Rosato Architetto), Riccardo Scattolin (Zero4Uno Ingeneria) | Anerkennung Alessandro delli Ponti, Federico Bernetti, Ferdinand Schmelzer, Paola Corciulo, Davide Curatola Soprana, Marco Teofili | Anerkennung Giacomo Penco, Matteo Rossetti, Marco Grazioli | Anerkennung Mattia Gambardella, Matthew Edward Getch, Maria Iole Gambardella, Patrizia Capocasale
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