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Nachbarschafts-Park mit Fernwirkung

Text: Tempel, Christoph, Berlin

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Das Bild zeugt eher von Pflegenotstand denn von Beteiligung.
Foto: Christoph Tempel

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Das Bild zeugt eher von Pflegenotstand denn von Beteiligung.

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Nachbarschafts-Park mit Fernwirkung

Text: Tempel, Christoph, Berlin

Der neue Park entlang der Helsingforser Straße am Berliner Ostbahnhof, in dessen Verlängerung der Lokschuppen steht, ist kein gewöhnlicher Park. Schmal, lang und rau präsentiert er sich den Besuchern.
Genutzt wird der Park vor allem von den Nachbarn, einige von ihnen haben an ihm mitgeplant und ihn mitentwickelt, angestoßen von einer unabhängigen bürgerschaftlichen Initiative. Auf den ersten Blick unterscheidet sich das Gelände kaum von einer Berliner Brache. Bei genauer Betrachtung entdeckt man die unterschiedlichen Nutzungsbe­reiche, die in mehrjähriger Planungsphase mit Unterstützung durch den Bezirk entwickelt worden sind.
Wer heute mit Beteiligten des Wriezener Freiraum Labors – so heißt das Terrain inzwischen – über ihren Park spricht, wird mit Begriffen konfrontiert, die mit klassischer Landschaftsarchitektur wenig, viel aber mit partnerschaftlichen Planungsprozessen zu tun haben. Die Rede ist von Ideenaufruf, Jour fixe, Park-Modulen, zivilgesellschaftlichen Akteuren und einer bürgerschaftlicher Trägerstruktur. Eine überregionale Bedeutung hat dieser Park bekommen, weil der Prozess selbst auch außerhalb der Stadt Vorbild für andere Initiativen war. Ines-Ulrike Rudolph vom Planungsbüro tx und Koordinatorin der Maßnahmen erläutert es so: „Gerade wegen des partizipativen Entstehungsprozesses hatte das Freiraumlabor eine Pionierfunktion in der Fachöffentlichkeit.“ An der Entwicklung waren gleich drei Akteursgruppen maßgeblich beteiligt: eine Schule, die ihren Schulgarten als „grünes Klassenzimmer“ in den Park verlegt hat, BMX-Fahrer, die eine Pumptrack für Kinder und eine für Profis installiert haben, und die in Gruppen organisierten Anwohner, die ihre Gartensehnsucht mit einer Reihe von Mikrogärten im Park befriedigen konnten.
Der Prozess war mühsam und lang. Seit 2004 wurde in einer Planwerkstatt mit lokalen Gruppen und Planern ein Basiskonzept entwickelt. Ab 2006 firmierte der Prozess unter dem Namen Wriezener Freiraum Labor und erhielt Unterstützung vom BMVBS und vom BBR als Modellvorhaben im Rahmen des Forschungsfeldes experimenteller Wohn- und Städtebau. Aus diesem Topf kamen auch die Mittel für die Sanierung des Lokschuppens. Heute, gut zwei Jahre nach Abschluss der Arbeiten durch die Landschaftsarchitektin Ariane Röntz, ist der Park zumindest im Sommer gut besucht, viele der ursprünglich beteiligten Gruppen sind noch aktiv. Die Idee eines Gemeinschafts- und Quartierszentrums, als das der Lokschuppen fungieren soll, muss bisher als gescheitert betrachtet werden.
Fakten
Architekten tx - Büro für temporäre Architektur
aus Bauwelt 47.2013

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