Bauwelt

Parforceritt durch die Kirchenbau­kunst

Sakrale Räume der Moderne in Passau

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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Pablo Vicens Hualde & Ricardo Santonja

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Parforceritt durch die Kirchenbau­kunst

Sakrale Räume der Moderne in Passau

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

Baukunst aus Raum und Licht. Der Titel der aktuel­len Ausstellung im „Museum Moderner Kunst – Wörlen“ in Passau gibt die Zielrichtung vor: ausholen zum architektonischen Rundumschlag.
Unter dem Treppenabsatz im Eingangsbereich hat man ein riesiges Holzmodell abgestellt, es zeigt einen ex­pressionistischen Zentralbau, dessen Dachflächen sich schalenartig auffächern. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass es sich um den Wettbewerbs­entwurf von Otto Bartning aus dem Jahr 1923 für eine Kirche in Konstanz handelt, eine Variante seiner bekannten Sternkirche.

Optisch dominiert wird der Eingangsbereich jedoch von der Darstellung der „Schneekirche“ in Mitterfirmiansreut im Bayrischen Wald (2012), einer bläulich illuminierten Installation aus Schnee und Eis, die „weltweite Medienbeachtung“ gefunden haben soll – vor allem wohl als Après-Ski-Location. Schade, denn gerade der Ausstellungsteil zum deutschen Kirchenbau des 20. Jahrhunderts beleuchtet nicht nur die sich im Laufe der Zeit verändernden liturgischen Voraussetzungen, sondern scheint sämtliche Inkunabeln modernen Kirchenbaus zu versammeln: von den neusachlichen Kirchen der Zwischenkriegszeit von Dominikus Böhm und Rudolf Schwarz über St.Johannes von Capistran in München von Sep Ruf (1960) bis hin zur Versöhnungskirche in Dachau von Helmut Striffler (1967) und zum Mariendom in Neviges von Gottfried Böhm (1966–68), der mit seinem beeindruckenden Betonfaltwerk das Ziel eines traditionellen Pilgerwegs bildet. Das Architekturmuseum der TU München hat diesen Teil der Schau mit wunderschönen Schwarz-Weiß-Fotos von Klaus Kinold und mit Modellen bestückt.

Das Kapitel mit den aktuellen, internationalen Beispielen fischt geschickt die Höhepunkte des architekturjournalistischen Blätterrauschens der letzten Jahre ab und präsentiert „spirituelle“ Innenräume mit dramatischem Lichteinfall und extravaganten Details. Natürlich ist Peter Zumthors Bruder-Klaus-Feldkapelle (2007) dabei, jener Stampfbeton-Monolith an einem Feldweg in der Eifel, dessen mystisch wirkender Innenraum durch Abbrennen einer zeltähnlichen Struktur aus Fichtenstämmen entstand; ebenso die Kirche Saint-Pierre in  Firminy, die Le Corbusier Anfang der 60er Jahre entwarf. Vollendet wurde der Bau posthum in den Jahren 2002 bis 2006 – als Le-Corbusier-Museum mit „sakralem“ Showroom (Bauwelt 5.2007).  

Am überzeugendsten sind die weniger auf Effekt angelegten Projekte wie das Zisterzienserkloster Nový Dvůr von John Pawson im Böhmerwald (Bauwelt 12.12) oder auch die Kirche der San Paolo Gemeinde von Massimiliano und Doriana Fuksas (2009) in der umbrischen Stadt Foligno, die 1997 durch ein Erd­beben zerstört wurde. Gerade die Schlichtheit dieser Bauten erlaubt das, was man sich von einem Kirchenraum vor allem wünscht: dass man dort zur Ruhe kommen kann.

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