Bauwelt

Platzsparendes

mitgebracht von der imm cologne 2014

Text: Kasiske, Michael, Berlin

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Origami-Sofa von Yumi Yoshida

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Staks von Jan Armgardt für Müller Möbelwerkstätten

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Staks von Jan Armgardt für Müller Möbelwerkstätten


Platzsparendes

mitgebracht von der imm cologne 2014

Text: Kasiske, Michael, Berlin

Ausgeglichen ist das passende Wort, wenn man die Atmosphäre auf der diesjährigen Möbelmesse in Köln charakterisieren möchte. „Die Krise“ ist allgegenwärtig, doch die meisten Firmen haben inzwischen die Produktion dem Bedarf angepasst, den Ausstoß an Neuheiten reduziert und setzen auf Bewährtes.
Als Material dominierte Holz, ohne dass es sich als Konzept in der Form niedergeschlagen hätte. Die Farben waren gedämpft, der Empfindung von Gemütlichkeit entsprechend. Der Anspruch, die gestaltete Umwelt zu verbessern, ist längst von den Themen Nachhaltigkeit und Ökologie überla­gert. Doch Vorsicht: Wenn man dem Designer Erik Spiekermann glaubt, kann schon die falsche Schrifttype visuelle Umweltverschmutzung sein. Für Möbel gilt das allemal.
Wohin mit den Kabeln?
Der Sekretär, könnte man meinen, ist im Grunde ein Atavismus. Doch mit den immer kleiner werdenden Computern ist die „Schreibinsel“ in den letzten Jahren wieder Gegenstand von Design geworden. Denn der Platz für den Laptop und weitere Kommunikationsgeräte soll den Wohnraum nicht dominieren, und er soll funktional sein, was vor allem heißt: Wohin mit den Kabeln?
Der Pegasus Home Desk von Classicon kommt dem Bild des edlen Möbels am nächsten, seine Schreibunterlage ist aus dickem Kernleder gefertigt. Tilla Goldberg von der Ippolito Fleitz Group hat die Tischfläche als „Sattel“ konzipiert mit hochklappbaren und perforierten Seitenteilen, unter denen Rechner, Mobiltelefon und dergleichen verschwinden können, während man sie auflädt. Das Gestell besteht aus Flachstahl, der verchromt oder mit Leder ummantelt lieferbar ist.
Nüchtern wie sein Name S 1200 ist hingegen der Sekretär, den Randolf Schott für Thonet entwickelt hat. Selbstverständlich ist bei dem Hersteller von Freischwingern das Gestell aus Stahlrohr; die Platte und die rückwärtige Ablage bestehen aus massivem Holz. Ein schönes Detail ist die stabilisie­-rende Stange als Fußablage. In Erinnerung an die Möbel von Le Corbusier wird das Gestell (wie seit neuestem auch alle anderen Stahlrohrprodukte der Firma) nicht nur verchromt, sondern auch far­big lackiert angeboten.
Ungleich expressiver ist der Staks, den Jan Armgardt entworfen hat. An dem Möbel fällt der „Kanal“ hinter der Schreibfläche auf, in dem Kabel verschwinden, aber auch mal eben Bücher abgestellt werden können. Die Rückwand ist magnetisch und somit als Pinnwand nutzbar. Staks wird, wie üblich bei Müller Möbelwerkstätten, in beschichteter Multiplexplatte aus Birkensperrholz gefertigt.
Venezolanischer Fauteuil vom Weserstrand
Tecta aus Lauenförde ist für seine Bauhaus-Editionen bekannt. Berühmte Namen sind für Seniorchef Axel Bruchhäuser dabei ohne Belang, die Leidenschaft des Maschinenbauingenieurs gilt schlüssig konstruierten Möbeln. Solche, von wenig bekann­ten Designern nennt er „Anonyme Aristokraten“. Der Stuhl D48 ist so einer. Der Architekt Hans Könecke hat ihn Mitte der 50er Jahre in Caracas entworfen.
Erst zu diesem Zeitpunkt war es möglich, Schichtholz im großen Maßstab zu verformen. Die aus Rückenlehne, Armlehnen und Sitzfläche zusammengefügte Schale setzte Könecke auf ein verchromtes Drehgestell mit Rollen. Der Glanz, gepaart mit dem Furnier aus Rio-Palisander und schwarzen Lederkissen, verhalf zum Erfolg als repräsentativer Schreibtisch- und Konferenzstuhl. Für die Re-Edition hat Bruchhäuser eine neue Version erdacht, bei der die Schale mit einer Sitzfederung auf einem vierbeinigen Gestell befestigt. Dadurch wird das Bewegliche durch bequemen Stillstand ersetzt, so dass sich mit dem D48 auch eine informelle Sitzgruppe bil­den lässt. Neben Palisander gibt es die Sitzschale aus heller Eiche oder transparentem Plexiglas.
Faltungen einer Weitgereisten
Die Klarheit des Origami-Sofas steht im Kontrast zum Lebensweg seiner jungen Designerin. Yumi Yoshida ist in Tirol geboren und aufgewachsen, kam über Paris und Tokio in die USA, wo sie an der Rhode Island School of Design in Providence studierte. Das Sofa entstand noch während ihrer Studienzeit, wurde aber erst jetzt in Europa präsentiert. Wie beim Origami, der uralten japanischen Papierfalttechnik, lässt sich das Ausgangsmaterial des Sofas in verschiedene Formen bringen: Ungefaltet ist es eine Liegematte, in einer halben Faltung Liegefläche mit Rückenlehnen, vollständig gefaltet Sofabank mit Rücken- und Armlehnen. Für die Oberfläche ist ein robustes Leinengewebe vorgesehen, das wie Origami-Papier auf den beiden Seiten unterschiedlich farbig sein soll, damit die verschiedenen „Zustände“ sichtbar werden. Zusammengefaltet erinnert das Sofa an Tatami-Matten, die bis heute in Japan als Flächenmaß geläufig sind.   
Amerikanischer Calvinismus made in Switzerland
Die Anregung zu seinem Aufbewahrungssystem mit dem Titel Ordnungshalber erhielt Christoph Goechnahts von den Shakern. Die heute fast ausgestorbene religiöse Gemeinschaft ist bekannt für formal strenge und nützliche Möbel. In ihren Räumen befand sich etwa in Schulterhöhe eine umlaufende Hakenleiste, so hat der junge Schweizer Designer recherchiert. Daran wurden allerlei Gerätschaften aufgehängt, sogar Stühle, um den Boden möglichst frei von Staubfängern zu halten.
Für seine Interpretation wählte Goechnahts eine schmucklose Leiste aus unbehandelter Esche, die er in regelmäßigen Abständen keilförmig ausfräste. Darin werden „Haken“ aus grauem Hartgummi verkeilt. Wahlweise können diese dynamisch zu­gespitzten Elemente auch als Träger für aufliegende Regalbretter oder Kistchen genutzt werden. So entsteht im Raum eine Art Horizont, den Goechnahts dem Benutzer auch im übertragenen Sinne bieten möchte: Wer seine Habe quasi immer vor Augen hat, setzt sich zwangsläufig mit deren Notwendigkeit oder auch Überflüssigkeit auseinander. 

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