Bauwelt

Postmoderne ade

Sanierung und Aufstockung der Berliner Volksbank

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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1. Preis: Barkow Leibinger Architekten

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1. Preis: Barkow Leibinger Architekten


Postmoderne ade

Sanierung und Aufstockung der Berliner Volksbank

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Den Berliner Architekten Barkow Leibinger ist die überraschende Verwandlung des städtischen Bankhauses in einen vorstädtischen Solitär gelungen, der jede Beziehung zu seiner Umgebung kappt.
Das Gebäude der Berliner Volksbank an der Budapester Straße ist eines der markantesten Häuser in der City West. 1983–85 erbaut, beherrscht der wuchtige Rundbau die platzartige Straßengabelung vor dem Haupteingang des Zoologischen Gartens. Seine Architekten Pysall, Stahrenberg und Grundei griffen bei der Gliederung der roten Sandsteinfassade auf klassische Mittel zurück wie einen deutlichen Sockel und eine Kolossalordnung. Diese fasst zur Mittelachse mit dem Haupteingang hin zunehmend mehr Geschosse zusammen und verhilft so dem eigentlich in sich ruhenden, zylindrischen Baukörper zu einer stadträumlichen Ausrichtung – bei aller Monumen­talität ein offenes, einladendes Bankhaus, das die gesellschaftliche Bindung und Verantwortung des Bauherren gekonnt zum Ausdruck bringt. Überdies ist es die architekturgeschichtlich bedeutsame Entsprechung der von der IBA 84/87 im Wohnungsbau erprobten Rückkehr zur traditionellen Stadt und Architektur auf dem Gebiet des Geschäftshausbaus. Das Haus dürfte also, sollte es noch zwei Jahrzehnte unbeschädigt überdauern, ohne weiteres als Baudenkmal eingestuft werden.
Doch dazu wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Denn die Wandlung des Selbstverständnisses im Bankenbereich findet auch architektonisch ihren Niederschlag. Dies zeigt nicht zuletzt das Ergebnis des Wettbewerbs, den die Volksbank für die Erweiterung und Modernisierung ihrer Filiale durchgeführt hat (Juryvorsitz: HG Merz). Den Berliner Architekten Barkow Leibinger (1. Preis) ist die überraschende Verwandlung des städtischen Bankhauses in einen vorstädtischen Solitär gelungen, der jede Beziehung zu seiner Umgebung kappt: von der Nachbarbebauung getrennt, die nun ihre nackten, auf den Renderings notdürftig begrünten Brandwände in die Straßenflucht halten darf; mit einer Glasfassade versehen, die kein Vorne und Hinten mehr kennt; ohne jeden Ansatz einer Gliederung, die ein Eingehen auf die Dramaturgie der stadträumlichen Situation erkennen ließe. Dies erinnert konzeptionell an ein Vor­gehen, wie es im Berliner Baualltag der 60er Jahre mannigfach praktiziert wurde und dessen zerstörerische Wirkung später zur „behutsamen Stadter­neuerung“ und „kritischen Rekonstruktion“ durch die IBA führte. Sollten die aktuellen Pläne realisiert werden, erhält Berlin eine Architekturikone, die im gleich doppelten Sinne als überholt betrachtet werden kann. 
Fakten
Architekten Barkow Leibinger Architekten, Berlin; Allmann Sattler Wappner, München; KSP Jürgen Engel, Berlin
aus Bauwelt 41.2011
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