René Burri bei Le Corbusier
Rue de Sèvres No. 33–35
Text: Rüegg, Arthur, Zürich
René Burri bei Le Corbusier
Rue de Sèvres No. 33–35
Text: Rüegg, Arthur, Zürich
Als René Burri 1959 und 1960 das „Atelier35 S“ fotografierte, hatte Le Corbusier auch den Raum des Atelierchefs übernommen, der durch ein raumloses Fenster dominiert wurde. Der Arbeitstisch Le Corbusiers mit dem von Jean Prouvé 1948 gefertigen Fuß stand an der Wand zum Korridor. (...)
Im Juli 1924 erwähnte Le Corbusier, dass er den „Bout de local“ an der Rue d’Astorg verlassen wollte, weil er „bedeutende Lokalitäten“ an der Rue de Sèvres gefunden hätte. (...) Der Atelierraum nahm die ganze Länge des Korridors von fast 41 Metern ein. Der hohe Raum war nur gut dreieinhalb Meter breit, so dass sich eine Zonierung in der Längsrichtung aufdrängte. Schon immer staffelten sich im rückwärtigen Bereich die Zeichentische; im Übrigen wurde der Raum vor allem durch einen großen Kanonenofen gegliedert. Nach dem Krieg nahm sich André Wogenscky der Büroorganisation an, und in mehreren Schritten entstand schließlich jener magische Ort, den uns Fotografen wie Burri und Doisneau überliefert haben. 1947 malte Le Corbusier im Zuge der Umgestaltung, wie es heißt auf Wunsch der Mitarbeiter, ein großes Bild auf die Endwand des Ateliers. (...)
Als René Burri 1959 und 1960 das „Atelier35 S“ fotografierte, hatte Le Corbusier auch den Raum des Atelierchefs übernommen, der durch ein raumloses Fenster dominiert wurde. Der Arbeitstisch Le Corbusiers mit dem von Jean Prouvé 1948 gefertigen Fuß stand an der Wand zum Korridor. (...) Burri hat das Atelier mehrmals fotografiert, nicht aber die Ankunftssituation von der Straße her gezeigt – einen grau-
en Vorhof mit Glasdach, von dem dunkle Türen nach mehreren Seiten führten. Nur eine handgroße, mit glänzender blauer Ölfarbe gestrichene Tafel mit roter Handschrift wies auf das Atelier Le Corbusier hin. Öffnete man die entsprechende Tür, musste man einen staubigen Klostergang durchmessen, bevor man über eine Holztreppe ins erste Obergeschoss gelangen konnte. Dort war unvermittelt eine Fotowand ins düstere Treppenhaus gestellt, und über eine schwarze Tür betrat man quasi von hinten die Arbeitsräume Le Corbusiers; zunächst den Vorraum mit schrankhohen Gestellen vor einer Kopierwerkstatt; auf der rechten Wand befand sich die 1947 entwickelte CIAM-Tabelle für die Erfassung städtebaulicher Projekte. Der zweite Trakt umfasste die Büros der beiden Sekretärinnen und das kleine Atelier des Meisters.
en Vorhof mit Glasdach, von dem dunkle Türen nach mehreren Seiten führten. Nur eine handgroße, mit glänzender blauer Ölfarbe gestrichene Tafel mit roter Handschrift wies auf das Atelier Le Corbusier hin. Öffnete man die entsprechende Tür, musste man einen staubigen Klostergang durchmessen, bevor man über eine Holztreppe ins erste Obergeschoss gelangen konnte. Dort war unvermittelt eine Fotowand ins düstere Treppenhaus gestellt, und über eine schwarze Tür betrat man quasi von hinten die Arbeitsräume Le Corbusiers; zunächst den Vorraum mit schrankhohen Gestellen vor einer Kopierwerkstatt; auf der rechten Wand befand sich die 1947 entwickelte CIAM-Tabelle für die Erfassung städtebaulicher Projekte. Der zweite Trakt umfasste die Büros der beiden Sekretärinnen und das kleine Atelier des Meisters.
Dann erst betrat man das Zeichenbüro, dem des Fotografen volle Aufmerksamkeit gilt. Beim Empfang beugt sich Le Corbusier im Beisein von José Oubrerie über einen runden, 1958 entworfenen Tisch. Die Wandfläche zur rechten Hand nimmt eine deckenhohe Wandtafel ein, an deren einer Kante die Modulormaße aufgetragen sind. (...) Überall liegen oder hängen Fotos, Pläne, Modelle, scheinbar ohne Ordnung.
All dies lieferte den Hintergrund für Burris Interesse am kreativen Moment in der Arbeit
Le Corbusiers – eine „Recherche patiente“, die auch einem Genie keineswegs leicht von der Hand zu gehen schien.
Le Corbusiers – eine „Recherche patiente“, die auch einem Genie keineswegs leicht von der Hand zu gehen schien.
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