Bauwelt

Rummelplatz ohne Rummel

Klaus Frahm bei f75 in Stuttgart

Text: Kaps, Vera, Stuttgart

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Klaus Frahm

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Klaus Frahm


Rummelplatz ohne Rummel

Klaus Frahm bei f75 in Stuttgart

Text: Kaps, Vera, Stuttgart

Gemälde lasziver Frauen im Comicstil und großfor­matige Lettern aus Glühbirnen neben blechernen Wohnwagen und Baugerüsten: Klaus Frahm hat das Festplatzgelände des „Hamburger Dom“ fotografiert. Die ersten Aufnahmen stammen bereits aus den 70er Jahren. In den 90ern sind zwei weitere Fotoreihen hinzugekommen. Die Galeristin Amrei Heyne präsentiert als Gastkuratorin des „Fotosommers 2010“ die drei Serien des Hamburger Fotografen in der Galerie f75 am Stuttgarter Marienplatz.
Wenn die Dunkelheit anbricht, beginnt die Lichterwelt des Volksfestes auf dem Heiligengeistfeld zu erstahlen – doch Klaus Frahm fotografiert bei Tag. Millionen besuchen das Volksfest jährlich, schieben sich vorbei an Kinderkarussells, Losständen und Imbissbuden – doch auf Frahms Fotos ist kein einziger Mensch zu sehen; Frahm fotografierte während des Umbaus und an Ruhetagen. Der Dom ist bunt und laut und riecht nach Süßem – doch Frahms Arbeiten sind schwarz-weiß. Was sucht der Fotograf auf dem Rummelplatz, was andere nicht sehen?
Anfang der 70er Jahre beginnt Klaus Frahm (Jahrgang 1953) als Autodidakt mit der Landschaftsfotografie. Er bemerkt jedoch schnell, dass ihn die vom Menschen gestaltete Umwelt viel stärker fasziniert. Auf dem Hamburger Dom findet er die Motive, die er für seine Bilder sucht. Auf einem Foto von 1996 ist „Inferno“ zu lesen – auf durcheinandergewürfelten Lettern, die sich aus einem Chaos von kartonierten Häuserfassaden zusammensetzen. Frahm offenbart die Welt hinter den abends bunt erleuchteten Kulissen: die Rückseite einer aufgeständerten Fressbude, genietete Blechverschläge, die Verkabelung von Leuchtschriften. Auch wenn Frahm keine Menschen auf seinen Fotos zeigt, nimmt der Betrachter den Gegensatz der beiden Welten wahr, die auf dem Volksfest aufeinanderstoßen. Mit seinem Bildaufbau hebt er die Fotografien von einer rein abbildenden auf eine kompositorische Ebene. „Mich interessieren Fotos, die ich erst auf den zweiten Blick begreife“, sagt er. So sind dann eben in der einen Ecke nur die Beine von Jane zusehen, die in der Luft baumeln, weil sie auf den Armen von King Kong sitzt, auf der anderen Seite funkelt die pompöse Spitze des Kinderkarussells. Zusammen umrahmen beide Details die Tristesse einer Rückfront der nächtlichen Glitzerwelt.
Wer gerne einen Blick hinter Kulissen wirft oder einfach nur die Poesie eines Rummelplatzes bei Tag entdecken möchte, sollte sich Frahms Fotoserien nicht entgehen lassen.
Fakten
Architekten Frahm, Klaus, Börnsen
aus Bauwelt 36.2010

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