Serpentine Galleries Party Location 2014
Smiljan Radićs Londoner Sommerpavillon
Text: Brensing, Christian, Berlin
Serpentine Galleries Party Location 2014
Smiljan Radićs Londoner Sommerpavillon
Text: Brensing, Christian, Berlin
Das jährliche Architektur-Sommerfest im Londoner Hyde Park nahm 2000 seinen Anfang; Zaha Hadid war die erste, die einen temporären Pavillon auf dem Rasen vor der Serpentine Gallery entwarf. Seither hat die Galerie jedes Jahr (mit Ausnahme von 2004) einen arrivierten Architekten, der zuvor noch nicht in Großbritannien gebaut hat, mit einem solchen Pavillon beauftragt.
Der vierzehnte ist ein Werk des vergleichsweise wenig bekannten chilenischen Architekten Smiljan Radić. Gewisse Ermüdungserscheinungen des Konzepts, die sich über die Jahre bereits andeuteten, treten nun offen zutage. Es scheint, dass zum einen die Liste möglicher Architekten, die mit Feingefühl und Inspiration im Hyde Park agieren könnten, bedenklich kürzer geworden und zum anderen die Aktion endgültig zur Kulisse der „Serpentine Summer Party“ degeneriert ist, auf der sich die Londoner High Society ihr Stelldichein gibt.
Mögen Libeskind, Ito, Koolhaas, Gehry oder Zumthor mit ihren Pavillons noch die architektonischen Auseinandersetzung mit dem ehemaligen viktorianischen Teehaus, das die Galerie beherbergt, gesucht haben, so reiht sich der diesjährige Bau schlicht in die Bemühungen ein, den Hyde Park in einen architektonisch-künstlerischen Themenpark zu verwandeln. Es finden Park Nights, Saturday Talks und Saturday Walks statt sowie zwei Kunstausstel-lungen – Marina Abramovic und Ed Atkins – in den Serpentine Galleries (seit Eröffnung der Serpentine Sackler Gallery im umgebauten und von Zaha Hadid erweiterten Royal Parks’ Magazine 2013 firmiert die Institution im Plural). Und die Kunst ergreift, in Form der „Bridge Commission Audio Walks“, selbst von der Brücke über den Serpentine-Teich Besitz. Dem Pavillon obliegt es, einen spektakulären Mittelpunkt zu schaffen und einen wettergeschützten Raum für eine Bar und die verschiedensten Festivitäten zu bieten. Smiljan Radić blieb nichts anderes übrig, als ein Behältnis dafür zu entwerfen.
Ein Reifen von 18 Meter Durchmesser aus 10 Millimeter starkem Fiberglas liegt – aufgeständert auf einem Stahlskelett – auf massiven Natursteinblöcken. Ein bisschen lässt das Arrangement an einen Affenfelsen im Zoo denken; nur sind es hier kunstinteressierte, mitunter auch kunstdressierte Besucher, die das Objekt in Beschlag nehmen. Die Steinquader werden teilweise von den massiven Doppel-T-Trägern des Skeletts durchbohrt. Der Kontrast der Werkstoffe könnte größer nicht sein. Die Detaillierung wirkt an vielen Stellen, an den Materialübergängen vor allem, unbeholfen. Da mag Radić allerlei Bezüge unter anderem zu einer Erzählung von Oscar Wilde oder der Baugeschichte der Follies anführen, überzeugen kann sein Schlagwortgewitter nicht.
Zum Serpentine Galleries Pavilion 2014 ist abschließend zu sagen, dass die Architektur in dieser neusten Ausgabe des Sommerspektakels weiter an Boden verloren hat. Ein Vorschlag zur Güte: Wie wäre es, Zaha Hadids schwungvolle Ergänzung der Serpentine Sackler Gallery als Serpentine Galleries Pavilion der nächsten Jahre zu betrachten – und den Platz vor dem ehemaligen Teehaus einfach ein paar Sommer lang frei zu lassen?
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