Bauwelt

Wer baut bildet!

IBA Heidelberg nimmt konkrete Arbeit auf

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

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Wer baut bildet!

IBA Heidelberg nimmt konkrete Arbeit auf

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

Mit ihrem IBA_LAB No 1 hat die IBA Heidelberg am 8. und 9. Oktober den Startschuss für ihre konkrete Arbeit nach dem Motto „Stadt schafft Wissen“ gegeben. Man will den Ausnahmezustand einer Internationalen Bauausstellung für eine Horizonterweite­rung nutzen, um die Prozesse des lebenslangen Lehrens und Lernens sowie die räumlichen und stadträumlichen Erfordernisse einer Wissensgesellschaft grundlegend zu diskutieren und zu überdenken.
 Am Ende sollen die Ergebnisse in der Stadt deutlich sichtbar sein, wie es der Geschäftsführer der IBA Heidelberg, Michael Braum, gerne betont. Architektur, Städtebau und Freiraumplanung haben also in Heidelberg eine gute Chance, zu einem wichtigen Thema zu werden.
Vier Leitfragen standen zur Debatte, die sich mit dem Universitätscampus und seiner urbanen Einbindung, der Qualität von Bauten der Wissenschaft und Wirtschaft als lebendige Stadtbausteine, den prozessualen Anforderungen an Bildungsbauten und den räumlichen Voraussetzungen befassten, um Wis­senseinrichtungen zu einem Teil der Stadt werden zu lassen. In vier Diskussionsblöcken wurden acht Fallbeispiele vorgestellt und deren Relevanz für Heidelberg mit je einem auswärtigen und einigen lo­kalen Experten sowie Teilnehmern der Veranstal­tung erörtert. Die Beispiele ließen die Diskussion schnell konkret werden. So machten Christoph Elsässer (West 8) und Anouk Kuitenbrouwer (KCAP) deutlich, dass die Universitätscampi in Groningen und Zürich durch eine nachträgliche (frei)räumliche Definition und bauliche Verdichtung an Profil gewinnen und sie so zu einem eigenen Stadtkörper werden beziehungsweise Anschluss an die Stadt finden können. Regine Leibinger zeigte mit dem Firmencampus Trumpf in Ditzingen, dass für Wirtschaftsunternehmen nicht nur die Signifikanz der Bauten, sondern auch ihre architektonischen Qualitäten in Innen- wie in Freiräumen von entscheidender Bedeutung für die Ideenproduktion sind.
Damit war die Brücke zur Thematik des lebenslangen Lernens geschlagen, die am zweiten Tag mit einer Diskussion über die Bedeutung räumlicher Qualitäten für Schul- und Kulturbauten, über die Nutzungsmischung in den Gebäuden und ihre Einbindung in die Stadt fortgeführt wurde. Frauke Burgdorff von der Montag Stiftung Urbane Räume machte die Komplexität im Abstimmungs- und Planungsprozess an­gemessen gestalteter Schulräume deutlich und betonte, dass es durchaus sinnvoll sein kann, zunächst einmal die Anforderungen und Erwartungen aller Planungsbeteiligten und aller zukünftigen Nutzer des geplanten Gebäudes zu diskutieren, bevor man konkret über das Thema Raum spricht. Eine zu frühe Festlegung auf konkrete Raumvorstellungen könnte den Blick auf notwendige Qualitäten verstellen.
Damit war ein wichtiges Spannungsfeld der Veranstaltung umrissen: Sind es die räumlichen Qualitäten, die die Debatte um die Bedeutung der Bildung für die Gesellschaft und die Stadt bestimmen sollten oder sind es die strukturellen Anforderungen an städtische Räume und Bildungsbauten, die sich aus dem Wandel der Industrie- in die Wissensgesellschaft ergeben, die geklärt werden müssen, bevor man an eine dem entsprechende Archi­tektur denkt.
Dass dies auch als Einheit gedacht werden kann, machte die Abenddiskussion deutlich. Michael Braum erörterte mit der Philosophin Rebekka Reinhard, mit Arno Lederer und mit Susanne Hofmann (die Baupiloten) die Frage: „Welche Räume braucht die Wissensgesellschaft?“ Während Lederer betonte, dass dem von Rebekka Reinhard postulierte Verlust des gesellschaftlichen Konsens über das Gute, Wahre und Schöne in der Architektur nur durch gewissenhafte Überzeugungsarbeit und das beharrliche Streben nach zeitlosen Werten des Bauens entgegengewirkt werden könne, unterstrich Susanne Hofmann die Notwendigkeit, sich im Entwurfsprozess mit Hilfe und in stetem Dialog mit dem Nutzer ein gesellschaftlich robustes Wissen für den Entwurf anzueignen. Nur so gelange man zu einer identifikationsfähigen Architektur. Einen Konsens über das Gute, Wahre und Schöne erreiche man so vielleicht schrittweise und in einer bestimmten Gruppe.
Ob die IBA Heidelberg ihren Ansprüchen gerecht werden kann, hängt sehr von den Projekten ab, die sie mit ihrem Label ausstatten wird. Zur Projektbewerbung riefen die Mitglieder des Kuratoriums, Undine Giseke und Andres Lepik, im IBA_Call No 1 im Anschluss an die Diskussion auf (www.iba22.de). Dafür kann man nur Glück wünschen.

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