Wider die Schmuddelecke
Lichtkonzept für die Stadtbahnbrücken City West in Berlin
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Wider die Schmuddelecke
Lichtkonzept für die Stadtbahnbrücken City West in Berlin
Text: Meyer, Friederike, Berlin
In der Berliner Innenstadt fahren Bahn und S-Bahn auf einem Viadukt. Seine Konstruktion hinterlässt an den Brückenunterseiten so einige dunkle Ecken. Im Bezirk Charlottenburg will man diese jetzt künstlerisch beleuchten.
In diesem Jahr wird der Ku’damm 125 Jahre alt. Auf dem Mittelstreifen des berühmtesten Einkaufsboulevards steht der übliche temporäre Festschmuck herum, doch auch Bleibendes wird geschaffen. 2007 hatte der Berliner Senat beschlossen, die City West zu stärken, eine der Maßnahmen heißt Standortmarketing. Darunter fällt auch der kürzlich entschiedene Wettbewerb für ein Lichtkonzept von acht Stadtbahnbrücken, die in Ku’dammnähe die Straßen queren.
Angsträume beseitigen, die Besonderheiten der denkmalgeschützten Brückenarchitektur erlebbar machen, mehr Kaufkraft in die Restaurants und Geschäfte der Nebenstraßen locken, das sind die in der Auslobung genannten Ziele. So überschaubar die Orte erscheinen, so komplex war dann aber die Aufgabe. Die acht ausgewählten Büros sollten ein Gesamtkonzept für alle acht Brücken und darüber hinaus konkrete Vorschläge für Hardenberg-, Kant- und Bleibtreustraße entwickeln. Die Jury (Vorsitz: Andreas Schulz, Lichtplaner, Bonn) befand, dass dieser Anspruch nicht zu erfüllen sei, vergab keinen 1. Preis und empfahl die mit dem 2. Preis ausgezeichnete Arbeit für die Stadtbahnbrücke über der Bleibtreustraße weiter zu verfolgen. LumiX buildign solutions und aletja (2. Preis) setzen auf die große Show. Sie wollen an den Brückenunterseiten jeweils ein ringförmiges Objekt aus zwei Ringen mit radial angeordneten farbigen Leuchten montieren, die in Abhängigkeit von Straßenverkehr und Passantenfrequenz aufleuchten. Diese Zeichenhaftigkeit überzeugte die Jury, sie würdigte die Idee der Interaktivität, sah aber Probleme bei Vandalismus, Verschmutzung und Unterhalt.
Der Vorschlag von Anne Boissel (ein 3. Preis), reagiert auf vorbeifahrende Züge. Die Jury lobte das Gesamtkonzept, sah aber ein Missverhältnis zwischen hohem technischen Aufwand und den erreichbaren Effekten. Seine Kraft durch Zurückhaltung vermittelt auch der Beitrag von Arup und Hans-Peter Kuhn (ein 3. Preis), die kalt- und warmweiße Lichtfelder zwischen die Konstruktion setzen. Die Jury vermisste bei der „technisch gut umsetzbaren, unauffälligen“ Arbeit jedoch den künstlerischen Ansatz.
Die beiden Drittplatzierten sollen in einem Workshop die Stadtbahnbrücken über die Hardenberg- und Kantstraße weiter bearbeiten. Man wünscht sich beide Konzepte realisiert.
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