Bezahlbares Wohnen in Holzmodulen
Steigerthalstraße, Hannover
Text: Kleilein, Doris, Berlin
Bezahlbares Wohnen in Holzmodulen
Steigerthalstraße, Hannover
Text: Kleilein, Doris, Berlin
Die Modulbaumagnaten Kaufmann Bausysteme aus dem Vorarlberg sind schon lange im Geschäft der Vorfertigung – dass sie auch in Hannover zum Zug kommen, geht auf eine europaweite Ausschreibung im Mai 2015 zurück, bei der sie die Konkurrenz unterboten. Drei Wohnanlagen mit Holzmodulen hat das ortsansässige Büro Mosaik Architekten an verschiedenen Standorten in Hannover geplant. Von einer langfristigen Nutzung ausgehend, sollen die Wohnungen nicht nur schnell gebaut werden, sondern auch ökologischen und städtebaulichen Standards entsprechen. Der Stadtteil Linden, wo bis Ende Dezember die erste Anlage fertiggestellt werden soll, sei der Prenzlauer Berg von Hannover, so Architekt Kay Marlow, man würde die Flüchtlinge dort mit offenen Armen empfangen.
Die Architekten haben 96 Einzelzimmer auf drei zweigeschossige Baukörper aufgeteilt, die sich um einen Hof mit Gemeinschaftshaus, Sport- und Spielflächen gruppieren. Momentan müssen die Zimmer wohl doppelt mit Flüchtlingen belegt werden, auf lange Sicht sollen auch Studierende und Familien mit geringem Einkommen mit einziehen. Bei den Grundrissen wurde auf Flure verzichtet: Man betritt die Wohnungen durch die Küche, drei oder fünf Zimmer können zu einer Einheit mit ein oder zwei Bädern zusammengeschaltet werden. Zu diesem Zweck wurde das neben der Wohnküche liegende Zimmer ab Werk mit einer Doppeltür ausgestattet. Vorbild für die Anlage sind die dänischen Tinggården-Siedlungen südlich von Kopenhagen aus dem Jahr 1978, mit ihren markanten Einzeltreppen von den Wohnungen im ersten Geschoss direkt in den Garten – in Hannover musste wegen eines zweiten Fluchtweges auf die Gartentreppen verzichtet werden, statt dessen verbindet ein breiter Laubengang die oberen Wohnungen.
Die Abmessungen der Wohneinheiten entsprechen mit 2,7 Metern auf zwölf Metern den maximalen LKW-Transportmaßen. Die Module wurden samt Installationen, Heizung, Bad, Küche und Fassadenplatten im Werk vorgefertigt und in Hannover auf Streifenfundamente gesetzt. Lediglich Laubengänge und Treppen aus Stahl und die äußere Holzverkleidung wurden auf der Baustelle montiert. Die massive Holzkonstruktion setzt sich aus Brettsperrholz zusammen, die EnEV wird erfüllt. Die Wohnqualität verspricht deutlich höher zu werden als in Stahlcontainern, allein schon durch die holzsichtigen Innenwände. Für die Anlage in der Steigerthalstraße wurden parallel Modulbauten aus Stahl ausgeschrieben, die sich als deutlich teurer erwiesen. Acht Monate sind zwischen Ausschreibungsbeginn und Fertigstellung vergangen. Ab Januar wird die zweite Flüchtlingsunterkunft mit 150 Zimmern in der Dorotheenstraße errichtet, dort sollen die Holzmodule dreigeschossig gestapelt werden.
Die Stadt Hannover, die in diesem Jahr 4000 Flüchtlingen aufgenommen hat, setzt bei der Unterbringung auf ein „Drei-Säulen-Modell“ mit Wohnheimen, Wohnprojekten und Wohnungen. 2016 sollen pro Monat 300 weitere Flüchtlinge nach Hannover kommen, 16 Standorte für Modulbauten und 13 Wohnungsbauprojekte mit „Kontingenten“ für Flüchtlinge sind in Planung. Nach der Novelle des Baugesetzbuchs im November 2015
soll künftig auch auf Flächen gebaut werden, für die kein Bebauungsplan vorliegt.
soll künftig auch auf Flächen gebaut werden, für die kein Bebauungsplan vorliegt.
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