Haus Schaap in Martelingen
Das Haus in den Ardennen dient dem Rückzug und öffnet sich zu einem Tal. Architekt und Auftraggeber optimierten den Entwurf sehr lange. Ein Prozess, den sie rückblickend als Bereicherung empfinden
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
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Das Haus steht oberhalb einer aufgelassenen Schiefergrube mit Förderturm im belgisch-luxemburgischen Grenzgebiet
Foto: François Brix
Das Haus steht oberhalb einer aufgelassenen Schiefergrube mit Förderturm im belgisch-luxemburgischen Grenzgebiet
Foto: François Brix
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Vier Ebenen öffnen sich zum Tal: unten Wohnen und Küche, darüber Garage und Hauswirtschaft, dann die Schlafräume und ganz oben, mit einer Geschosshöhe von 3,20 Metern, ein weiterer, großer Wohnraum
Foto: François Brix
Vier Ebenen öffnen sich zum Tal: unten Wohnen und Küche, darüber Garage und Hauswirtschaft, dann die Schlafräume und ganz oben, mit einer Geschosshöhe von 3,20 Metern, ein weiterer, großer Wohnraum
Foto: François Brix
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Die Fassaden wurden mit Schiefer-Bruchsteinen verkleidet
Foto: François Brix
Die Fassaden wurden mit Schiefer-Bruchsteinen verkleidet
Foto: François Brix
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Wohnraum auf der untersten Ebene.
Foto: François Brix
Wohnraum auf der untersten Ebene.
Foto: François Brix
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Zufahrt und Schiebetor der Garage, die ebenfalls zum Tal hin verglast ist, daneben der separat stehende Vorbau des Eingangs
Foto: François Brix
Zufahrt und Schiebetor der Garage, die ebenfalls zum Tal hin verglast ist, daneben der separat stehende Vorbau des Eingangs
Foto: François Brix
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Der Architekt war sich mit den Auftraggebern oft nicht einig. Die Vorstellungen lagen anfangs weit auseinander, doch in den fast zehn Jahren der Planung und Realisierung des Wohnhauses gelangte man kontinuierlich zu der Überzeugung, dass es miteinander nicht besser hätte passen können. Allem voraus ging eine zufällige Entdeckung: Ein Buch mit dem Museum Grand-Hornu von Pierre Hebbelinck. Die Auftraggeber beeindruckte seine akribische Herangehensweise, den Bleistift immer zur Hand und damit die Eindrücke seiner Umgebung, auch kleinste Details, unmittelbar festhaltend.
Man traf sich am Grundstück in den belgischen Ardennen. Unten im Tal der leise murmelnde Fluss Sûre, vis-à-vis, bereits in Luxemburg, ein dunkler Tannenwald. Einst lebte die Gegend vom Schieferbergbau, der hier, in Martelingen, 1986 eingestellt wurde. Das Grundstück erwarb man günstig von Bekannten. Ohne dieses Angebot wäre man nicht hierhergekommen. Die Abgeschiedenheit inmitten der Natur und die historischen Zeugnisse der Industriekultur begeisterten und waren dann die Gründe, hier ein Haus zum Rückzug für einige Zeit im Jahr zu bauen.
Die Auftraggeber, ein holländisches Paar, wollte einen Turm, der auf dem Terrain so wenig Platz wie möglich einnimmt, um der spontan wachsenden Natur Raum zu lassen. Kleine Bäume und Ginsterbüsche fallen ins Auge, ansons-ten wirkt der Hang heute noch karg. Der Architekt entwarf einen Turm. Die vielen Holzmodelle zeugen von unglaublichem Eifer und langen Diskussionen.
Hebbelinck war von einem quadratischen, aus Schiefer gefügten Turm inspiriert gewesen, der verlassen auf der gegenüberliegenden Talseite steht. Den Neubau prägen die eindeutige Orientierung zum Tal und die Nachbarschaft mit den Resten des Schieferbergbaus. An drei Seiten ist er weitgehend geschlossen und mit Schiefer-Bruchstein verkleidet. Die verschiedenen Ebenen werden auf der Hang abgewandten Seite durch eine, die gesamte Höhe von 15 Metern einnehmende Treppenhalle miteinander verbunden.
Abgekapselt von den übrigen Räumen schiebt sich eine Garage auf der Erdgeschossebene bis zur Glasfassade vor. So blickt man aus dem gerade geparkten Auto schon weit ins Tal. Eingang und Garagenzufahrt mit großem Schiebetor werden mit Cortenstahl hervorgehoben. Der allzu plastische, auch spielerisch wirkende Eingang verwundert. Bei der Garagenrampe hatte der Architekt einen alten Bauernhof in der Nachbarschaft mit höher liegendem Scheunentor vor Augen. Die einzelnen Stahlplatten, liegend wie stehend, bekommen durch Knickungen ihre Stabilität – ein Thema, das Hebbelinck immer wieder neu mit großer Formenvielfalt ausreizt. Auch die weiß lackierten, ineinandergreifenden Stahlbrüstungen der Treppe sind mit großem Raffinement geknickt.
Der Hauswirtschaftsraum mit Waschmaschine und Trockner, neben der Garage auf der Eingangsebene, öffnet sich wie alle anderen Räume zum Tal. Auf der Ebene darunter liegt die offene Küche und daneben, nochmals etwas tiefer und mit Austritt zum Hang, ein Ess- und Wohnraum. Die Glasfassaden lassen sich hier komplett zur Seite schieben, in den Ebenen darüber entschied man sich für Festverglasung mit vertikalen Lüftungsklappen. Im Geschoss über der Eingangsebene befinden sich die Schlafzimmer mit of-fenen Bädern, mit Blick ins Tal, darüber schließlich der große Wohn- und Arbeitsraum, der die gesamte Breite des Gebäudes einnimmt. Auf der Dachterrasse wurden die Aufbauten für Treppe und Technik ebenfalls mit Cortenstahl verkleidet.
Die Auftraggeber, eine Landschaftsarchitektin, und ihr Partner, der sich für technische Ausstattungsdetails begeistert, wollten ihre Ansprüche in dem Turmhaus wiederfinden. Dies gelang, es lebt von den Ausblicken in die Natur und die Technik des Niedrigenergiehauses fand ihren Platz, ist aber so gut wie nirgends sichtbar. Die Solarpaneele wurden am Hang platziert, geheizt wird mit elektrischen Rippenrohrheizöfen, die an den Wänden hängen, und in der untersten Ebene auch mit einem Holzofen. Falls es einmal sehr kalt werden sollte, muss man hier ja nicht wohnen.
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