Bauwelt

Ausstellungsgebäude für die Schlachtfeldarchäologie

Lange Zeit war in Lützen der sagenumwobene Tod des Königs Gustav II. Adolf das zentrale Thema. Nun wird die Gedenkstätte um ein neues Ausstellungsgebäude für ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg erweitert.

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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    Im Landesmuseum Halle wurde das en bloc geborgene Massengrab ausgestellt.
    Foto: Hendrik Schmidt © Picture Alliance

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    Im Landesmuseum Halle wurde das en bloc geborgene Massengrab ausgestellt.

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    Die Lithografie von Julius Giere zeigt den Tod des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf.
    Zeichnung: aus den Präsentationsplänen des ersten Preisträgers

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    Die Lithografie von Julius Giere zeigt den Tod des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf.

    Zeichnung: aus den Präsentationsplänen des ersten Preisträgers

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    F29 Architekten und C23 Landschaftsarchitekten wollen den Besucher bereits im Hof ...
    Abb.: Planer

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    F29 Architekten und C23 Landschaftsarchitekten wollen den Besucher bereits im Hof ...

    Abb.: Planer

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    ... auf Blickpunkte zum Schlachtfeld von Lüt­zen aufmerksam machen.
    Abb.: Planer

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    ... auf Blickpunkte zum Schlachtfeld von Lüt­zen aufmerksam machen.

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    BHBVT Architekten: Das Eingangsfoyer ist großzügig, ...
    Abb.: Planer

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    BHBVT Architekten: Das Eingangsfoyer ist großzügig, ...

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    ... die im Erdgeschoss beginnende Dauerausstellung wird im Obergschoss fortgeführt.
    Abb.: Planer

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    ... die im Erdgeschoss beginnende Dauerausstellung wird im Obergschoss fortgeführt.

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    Im Entwurf von Staab Architekten entwickelt sich die Ausstellung entlang einer Rampenanlage.
    Abb.: Planer

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    Im Entwurf von Staab Architekten entwickelt sich die Ausstellung entlang einer Rampenanlage.

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    Im Untergeschoss wird der Besucher zum Massengrab geführt, ...
    Abb.: Planer

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    Im Untergeschoss wird der Besucher zum Massengrab geführt, ...

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    ... im Turm erhält er einen Blick über das Schlachtfeld.
    Abb.: Planer

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    ... im Turm erhält er einen Blick über das Schlachtfeld.

    Abb.: Planer

Ausstellungsgebäude für die Schlachtfeldarchäologie

Lange Zeit war in Lützen der sagenumwobene Tod des Königs Gustav II. Adolf das zentrale Thema. Nun wird die Gedenkstätte um ein neues Ausstellungsgebäude für ein Massengrab aus dem Dreißigjährigen Krieg erweitert.

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

Die südwestlich von Leipzig gelegene Kleinstadt Lützen ging als Austragungsort der verlustreichsten Schlacht des Dreißigjährigen Krieges in die Geschichte ein. Hier standen sich im November 1632 mit den Truppen des schwedischen Königs Gustav II. Adolf und dem kaiserlich-katho­lischen Heer von Albrecht von Wallenstein rund 40.000 Mann gegenüber, von denen mehr als 6.500 fielen. Auch der zum Vorkämpfer des Protestantismus stilisierte Gustav II. Adolf starb auf dem Feld. An seinem Todesort befindet sich heute eine Gedenkstätte. Ein Ensemble aus einem Findling und einem von Schinkel entworfenen gusseisernen Baldachin, der 1837 über dem Gedenkstein aufgestellt wurde. 1907 kam eine Kapelle dazu, später zwei aus dem schwedischen Dalarna stammende Holzhäuser. In einem wird seitdem eine kleine Ausstellung gezeigt.
Im Oberboden sind noch heute konkrete Zeugnisse des ehemaligen Schlachtfeldes überliefert, wie Uniformteile, Ausrüstungsgegenstände, Münzen, Monition oder Haubitzenkugeln. 2006 initiierten das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und die Stadt Lützen eine systematische Untersuchung des gesamten Areals: Das bis dato größte Projekt zur Schlachtfeldarchäologie Mitteleuropas. Dabei wurde ein rund 3,20 mal 4,50 Meter großes Massengrab mit 47 Skeletten entdeckt, das en bloc geborgen wurde. Die Funde konnte man 2015 im Halleschen Landesmuseum für Vorgeschichte erstmals besichtigen. Seitdem gibt es das Angebot, sie wieder nach Lützen zurückzubringen. Das beeindruckende Massengrab der namenlosen Krieger bietet die Möglichkeit – neben der Figur Gustav Adolfs – viele weitere Aspekte des Kriegsgeschehens zu thematisieren.
Eine Chance, die sich die Stadt Lützen nicht entgehen lassen wollte. Sie lobte für die Ergänzung des bestehenden Gedenkstättenensembles um ein neues Ausstellungsgebäude für das Massengrab und weitere Fundstücke einen Wettbewerb aus. Im Rahmen des Bund-Länder-Förderprogrammes GRW soll das Projekt gefördert und realisiert werden. Von den zwanzig eingegangen Arbeiten wurden drei Entwürfe, die sehr unterschiedliche Konzepte verfolgten, prämiert.
F29 Architekten (1. Preis) wollen das bestehende Ensemble durch ein schlichtes Pultdachgebäude zu einem kleinen Museumscampus erweitern. Die klaren Blick- und Wegebeziehungen des Neubaus zur Kapelle und den Schwedenhäusern wurden von der Jury begrüßt. Das zentrale Exponat des vorher im Boden verborgenen Massengrabes soll im Untergeschoss des Ausstellungsgebäudes präsentiert werden. Dabei überzeugt neben der funktional sehr gelungenen internen Wegeführung und der Ausstellungskonzeption auch die zurückhaltende, dem ländlichen Bauen entlehnte Form des Gebäudes.
BHBVT Architekten (2. Preis) schlagen ein leicht abgewinkeltes Volumen in Holzbauweise vor. Eine ungezwungene Raumbildung, die sich in ihren baulichen Dimensionen harmonisch gegenüber des bisherigen Ensembles einfügt. Die konsequente Wegeführung durch die flexibel bespielbaren Ausstellungsbereiche zum Präparat ermöglichen einen besonderen Ausblick auf das Schlachtfeld.
Die zentrale Idee des Entwurfs von Staab Architekten (3. Preis) ist das Hinzufügen von vielfältigen Blickbeziehungen zum angrenzenden Schlachtfeld. Der eingeschössige Neubau wird um einen Aussichtsturm erweitert. Parallel da­zu werden die Besucher über eine weitläufige Rampenanlage in die unterirdischen Ausstellungsbereiche zum Massengrab geleitet. Dies wurde von der Jury als klare „Zeichensetzung“ verstanden und die Verhältnismäßigkeit des Turmes im Kontext der übrigen Ensemble-Bestandteile kon­trovers diskutiert. Die Nutzerseite kritisierte außerdem die geringe Flexibilität der angebotenen Ausstellungsflächen.
Der Entwurf von F29 Architekten würde durch den Neubau die aktuelle Situation des Gedenkstätten-Ensembles am wenigsten verändern, weswegen die Wahl des ersten Preises einstimmig erfolgte. Er schirmt gegenüber Parkplatz und Bundesstraße ab. Der schlichte und flächen­effiziente Entwurf lässt trotz des überschau­baren Budgets von rund 2,7 Millionen Euro einen nachhaltigen Betrieb der gesamten Anlage erwarten.
Nichtoffener Wettbewerb
1. Preis F29 Architekten, Dresden; Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten, Leipzig
2. Preis BHBVT Architekten, Berlin; Stefan Bernard Landschaftsarchitekten, Berlin
3. Preis Staab Architekten; Sinai Landschaftsarchitekten, Berlin
Fachpreisrichter
Ingo Andreas Wolf (Vorsitz), Leipzig; Donatella Fioretti, Berlin; Karl Karau, Berlin; Heike Roos, Weimar; Peter Frießleben, Halle
Ausloberin
Stadt Lützen
Wettbewerbsbetreuung
Wenzel & Drehmann, Weißenfels
Fakten
Architekten F29 Architekten, Dresden; Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten, Leipzig; BHBVT Architekten, Berlin; Stefan Bernard Landschaftsarchitekten, Berlin; Staab Architekten, Berlin; Sinai Landschaftsarchitekten, Berlin
aus Bauwelt 21.2017
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