Autowerk zu Berufsschule
Nach dem Ende der Wartburg-Produktion in Eisenach wurden große Teile des historischen Werksgeländes, auf dem schon Dixi- und BMW-Fahrzeuge produziert wurden, abgerissen. Die Geschossfabrik „O1“ zwischen Werkstor und ehemaligem Verwaltungsgebäude steht unter Denkmalschutz, ist aber seit Jahren dem Verfall preisgegeben. Nun sollen Berufsschule und Sportarena einziehen. Den Wettbewerb gewann das Berliner Büro dichter Architekturgesellschaft.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Autowerk zu Berufsschule
Nach dem Ende der Wartburg-Produktion in Eisenach wurden große Teile des historischen Werksgeländes, auf dem schon Dixi- und BMW-Fahrzeuge produziert wurden, abgerissen. Die Geschossfabrik „O1“ zwischen Werkstor und ehemaligem Verwaltungsgebäude steht unter Denkmalschutz, ist aber seit Jahren dem Verfall preisgegeben. Nun sollen Berufsschule und Sportarena einziehen. Den Wettbewerb gewann das Berliner Büro dichter Architekturgesellschaft.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Wer die „Automobile Welt Eisenach“ besucht, läuft zwischen Werkstor und Museum an der leer stehenden Geschossfabrik vorbei: eine Ruine ohne Fenster und Dächer, Wind und Wetter ausgesetzt. Der Eigentümer, der hier einst einen Möbelmarkt und weitere Einkaufsgelegenheiten ansiedeln wollte, dafür aber keine Baugenehmigung erhielt, hat das Gebäude, dieser Eindruck drängt sich auf, schulterzuckend verrotten lassen. Dabei ist das Schlimmste von außen gar nicht zu sehen: Von einem Mitarbeiter des Automuseums bekomme ich geschildert, dass die Fundamente der in den 30er Jahren errichteten Stahlkonstruktion völlig marode sind, da sie seit Jahrzehnten im hohen Grundwasser der am Grundstück entlang fließenden Hörsel stehen, und zu Produktionszeiten außerdem reichlich Schadstoffe in Decken und Böden eingesickert sind. Eine Sanierung des Baudenkmals dürfte mithin aufwendig werden und nicht viel Originalsubstanz übrig lassen – andererseits: das Bauwerk ist ein wichtiges Element, um überhaupt noch eine Ahnung von der einstigen Bedeutung der „Automobilwerke Eisenach“ gewinnen zu können, denn nach 1990 wurden große Teile der Produktionsanlagen abgerissen. Darüberhinaus ist dieser Ort nicht nur stadtgeschichtlich bedeutsam, sondern auch mit Blick auf die Historie des Automobilbaus in Deutschland: Noch vor 1900 begann hier in Lizenz der Bau des französischen Decauville-Motorwagens, es folgte bis zum Ersten Weltkrieg die Produktion großer Limousinen und Nutzfahrzeuge unter dem Namen Dixi. 1928 begannen die BMW mit der Übernahme der Fabrik ihre Erfolgsgeschichte als Autobauer, die mit den hier in Eisenach produzierten Modellen 326, 327 und 328 noch vor dem Zweiten Weltkrieg einen frühen Höhepunkt sah; zu DDR-Zeiten liefen EMW 340 und IFA F9, später dann Wartburg-PKW vom Band. Mit dem Ende der Produktion des Viertakters 1.3 im Jahr 1991 endete die Geschichte der AWE, auch wenn mit Opel ein neuer Autobauer seine Zelte bzw. Hallen in Eisenach aufschlug.
Für das besagte Fabrikgebäude „O1“ ist nach langem Leerstand nun eine neue Verwendung gefunden: Das große Volumen soll das bislang auf mehrere Standorte im Stadtgebiet verteilte Berufsschulzentrum „Ludwig Erhard“ aufnehmen und eine Sportarena, in der auch der ehemalige Eisenacher Handball-Bundesligist ThSV seine Heimspiele bestreiten kann. Für deren Unterbringung in dem Baudenkmal wurde von der Stadt Eisenach ein Wettbewerb ausgelobt, der Ende Juni entschieden wurde.
Mit dem ersten Preis ausgezeichnet wurde dasProjekt der Büros dichter Architekten, Fabrik*B und bbz Landschaftsarchitekten. Die Berliner Planer ordnen die geforderte Sportarena in der südlichen, die Berufsschule in der nördlichen Hälfte der ehemaligen Geschossfabrik an, jeweils getrennt erschlossen und von einer in die Struktur eingezogenen Brandwand in zwei Abschnitte geteilt; ein neues Staffelgeschoss nimmtdie über vierzig Meter spannende Binder der Sportarena bzw. weitere Klassenräume der Berufsschule auf. Beide Bereiche werden hauptsächlich von der Westseite erschlossen, so dass das erhaltene Werkstor in seiner Funktion für das Gesamtareal der Autowerksbrache gestärkt wird – künftige Bauvolumen auf der Brache haben dichter Architekten bereits angedacht, mit denen sich der freie Raum um das Denkmal herum auf lange Sicht zu einer Folge von Plätzen entwickeln lässt. Ein „Projekt von großer poetischer Dichte ..., das zudem kraftvoller wie stimulierender Anker für die weitere Entwicklung des Areals werden kann“, so die Jury.
Offener Realisierungswettbewerb
1. Preis dichter Architekturgesellschaft, Berlin
3. Preis Schuster Architekten, Düsseldorf
zwei 4. Preise Schettler Architekten, Weimar; Hartmann + Helm Planungsgesellschaft, Weimar
Fachpreisrichter
Claus Anderhalten, Berlin; Axel Lohrer, München; Antje Osterwold, Weimar; Klaus Reich, Weimar
1. Preis dichter Architekturgesellschaft, Berlin
3. Preis Schuster Architekten, Düsseldorf
zwei 4. Preise Schettler Architekten, Weimar; Hartmann + Helm Planungsgesellschaft, Weimar
Fachpreisrichter
Claus Anderhalten, Berlin; Axel Lohrer, München; Antje Osterwold, Weimar; Klaus Reich, Weimar
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