Bauhaus Museum in Dessau
So ein Aufwand, und dann das? Nach Durchsicht von 831 Beiträgen vergibt die Jury zwei erste Preise. Nun liegt die Entscheidung über den Neubau in den Hinterzimmern der Landes- und Lokalpolitik
Text: Ballhausen, Nils, Berlin
Bauhaus Museum in Dessau
So ein Aufwand, und dann das? Nach Durchsicht von 831 Beiträgen vergibt die Jury zwei erste Preise. Nun liegt die Entscheidung über den Neubau in den Hinterzimmern der Landes- und Lokalpolitik
Text: Ballhausen, Nils, Berlin
Neugierig und wohlwollend näherten wir uns den Präsentationsplänen und Modellen: Würde ein genialer Wurf die Polit-Posse um den Museumsneubau im Stadtpark beenden (Bauwelt 22.2014)? Doch zu einer eindeutigen Empfehlung an den Auslober konnte (oder sollte oder durfte?) sich die Jury nicht durchringen. Mit 12:1 Stimmen entschied sie, sich nicht zu entscheiden. Nur den Entwurf des jungen Büros aus Barcelona oder nur den Vorschlag aus New York als alleinigen Preisträger vor der Öffentlichkeit zu vertreten, hätte ein gewisses Rückgrat verlangt. Zwei höchst gegensätzliche Arbeiten auf den ersten Rang zu setzen bedeutet, den aufwendigen, weltweit offenen Realisierungswettbewerb nachträglich zu einer Vorstufe des nun folgenden VOF-Verfahrens zu degradieren. In diesem werden die beiden Erstplatzierten wohl im Wesentlichen um die Gunst des Oberbürgermeisters und des Kultusministers buhlen müssen. Bislang gibt es keine Hinweise auf die Kriterien, nach denen – wer auch immer – am Ende entscheiden wird. Transparenz wäre wünschenswert, ist aber nach der Vorgeschichte nicht zu erwarten. Claudia Perren, Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, möchte im weiteren Verfahren prüfen, mit welchem Entwurf sich das Ausstellungskonzept ihres Hauses am besten umsetzen lässt. Stand darüber denn nichts in der Auslobung? Dieses Verfahren ist politisch geschickt, rechtlich einwandfrei, baukulturell jedoch eine Farce.
Zu den beiden Siegern: Gonzales Hinz Zabala orientieren sich am Werk Mies van der Rohes und destillieren schnickschnacklos Machbares: ein verglaster Riegelbau entlang der Kavalierstraße, durchlässig im Erdgeschoss, flexibel in der aufgeständerten Ausstellungsebene. Zurückhaltend, seriös, pragmatisch, wahrscheinlich sogar im Kostenrahmen von 25 Mio. Euro realisierbar. Den blumigen Gegenpol liefern Young & Ayata. Die New Yorker legen hier noch einmal ihre Spektakelarchitektur auf, die sie bereits wenige Monate zuvor für das Guggenheim Museum in Helsinki (Bauwelt 26) vorgeschlagen hatten. Aus der dort erfolglos eingereichten zipfeligen „collection of vessels“ (durch nautische Formen des Hafens begründet) wurde in Dessau ein zipfeliges „Kollektiv der Gefäße“, das an organische Formen des klassischen Bauhauses anknüpft. Ideenrecycling gehört offenbar zur Ökonomie von weltweit offenen Wettbewerben wie Dessau und Helsinki. Die Dessau-Jury indes sah ein „kraftvolles, mutiges und faszinierend wegweisendes Architekturzeugnis des 21. Jahrhunderts, das im globalen Wettbewerb nicht nur besteht, sondern auch einen eigenen Fußabdruck hinterlässt.“
Auf seine Umgebung geht der Entwurf aus New York allerdings noch weniger ein als derjenige der Katalanen. Der Standort am Rande des Dessauer Stadtparks lockte austauschbare Solitäre aller Art an, das bestätigt auch der Blick auf die übrigen Preisträger und Teilnehmer der zweiten Wettbewerbsphase. So recht wusste niemand etwas mit dieser eigentümlich entleert wirkenden City anzufangen. „Aus aller Welt“ seien Ideen geliefert worden, darauf ist die Stiftung Bauhaus stolz. Die große Entfernung bewahrte manche Teilnehmer vor der kontroversen Debatte im Vorfeld des Wettbewerbs; die spanischen Preisträger beispielsweise hatten davon erst im Kolloquium erfahren. Den Dessauer Bürgern sind die Siegerentwürfe kürzlich in einer Versammlung vorgestellt worden. Es ging dabei vor allem um die gute Stimmung, nicht um Mitbestimmung. Aus dem Publikum kam der Vorschlag, per Applaus die Sympathien zu ermitteln; die Befürworter der bunten Zwiebeln klatschten lauter. Alle Wettbewerbsarbeiten sollen ab 30. Oktober im Bauhaus ausgestellt werden.
Offener, internationaler 2-phasiger Realisierungswettbewerb
ein 1. Preis Gonzalez Hinz Zabala, Barcelona; Roser Vives de Delás, Barcelona
ein 1. Preis Young & Ayata, Brooklyn, New York; Misako Murata, Brooklyn, New York
3. Preis Berrel Berrel Kräutler, Zürich; ASP Landschaftsarchitekt, Zürich
4. Preis Ja Architecture Studio, Toronto
Ankäufe Steiner Weißenberger Architekten, Berlin; Henningsen Landschaftsarchitekten, Berlin
Raummanufaktur, Darmstadt; Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin
Nussmüller Architekten, Graz; Ingenieurbüro für Landschaftsarchitektur, Graz
Fachpreisrichter
Wolfgang Lorch (Vors.) Guido Hager, Gesche Grabenhorst, Regine Leibinger, Jürgen Mayer H., Ralf Niebergall, Matthias Vollmer
Wettbewerbsmanagement
C4C competence for competitions, Berlin
ein 1. Preis Gonzalez Hinz Zabala, Barcelona; Roser Vives de Delás, Barcelona
ein 1. Preis Young & Ayata, Brooklyn, New York; Misako Murata, Brooklyn, New York
3. Preis Berrel Berrel Kräutler, Zürich; ASP Landschaftsarchitekt, Zürich
4. Preis Ja Architecture Studio, Toronto
Ankäufe Steiner Weißenberger Architekten, Berlin; Henningsen Landschaftsarchitekten, Berlin
Raummanufaktur, Darmstadt; Franz Reschke Landschaftsarchitektur, Berlin
Nussmüller Architekten, Graz; Ingenieurbüro für Landschaftsarchitektur, Graz
Fachpreisrichter
Wolfgang Lorch (Vors.) Guido Hager, Gesche Grabenhorst, Regine Leibinger, Jürgen Mayer H., Ralf Niebergall, Matthias Vollmer
Wettbewerbsmanagement
C4C competence for competitions, Berlin
0 Kommentare