Bauwelt

„Der Bischof sagte, ich solle völlig neu anfangen.“

Interview mit Michael Frielinghaus

Text: Ballhausen, Nils, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

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    Gesamtansicht des Anwesens von Nordosten.
    Robert Mehl

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    Hinter dem Tor: der Verwaltungseingang (rechts). Hinter dem Haupteingang (geradeaus) ...
    Robert Mehl

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    Hinter dem Tor: der Verwaltungseingang (rechts). Hinter dem Haupteingang (geradeaus) ...

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    .. befindet sich das Foyer. Von dort aus gelangt man zum ...
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    ... Quadrum, dem zentralen Kreuzgang mit Brunnen.
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    ... Quadrum, dem zentralen Kreuzgang mit Brunnen.

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    Ebenfalls im Erdgeschoss: das Refektorium.
    Robert Mehl

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    Ebenfalls im Erdgeschoss: das Refektorium.

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    Eine Treppe führt ins Untergeschoss (hier nach oben geblickt) ...
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    Eine Treppe führt ins Untergeschoss (hier nach oben geblickt) ...

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    ... in den Festsaal.
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    ... in den Festsaal.

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    Ebenfalls im Untergeschoss - die Krypta mit Reliquienwand und der Schlafraum des Bischofs (nicht im Bild).
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    Ebenfalls im Untergeschoss - die Krypta mit Reliquienwand und der Schlafraum des Bischofs (nicht im Bild).

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    Im 1.OG: das große Büro ...
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    Im 1.OG: das große Büro ...

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    ... und die Bischofskapelle.
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    ... und die Bischofskapelle.

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    Der mit den Um- und Neubauten beauftragte Architekt Michael Frielinghaus erläutert das Projekt im
    Bauwelt-Gespräch

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    Der mit den Um- und Neubauten beauftragte Architekt Michael Frielinghaus erläutert das Projekt im
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Foto: Lena Witte

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Foto: Horst Goebel

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Foto: Robert Mehl

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„Der Bischof sagte, ich solle völlig neu anfangen.“

Interview mit Michael Frielinghaus

Text: Ballhausen, Nils, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin

BDA-Präsident Michael Frielinghaus erhielt 2010 den Auftrag für alle Um- und Neubauten des Diözesanen Zentrums St. Nikolaus in Limburg. Wir haben uns mit ihm getroffen, um mehr über die Vorgeschichte des Projekts zu erfahren.
Herr Frielinghaus, bitte beschreiben Sie doch einmal den Bauplatz in Limburg, so wie Sie ihn vorgefunden haben. 
Gegenüber dieses fantastischen Doms befand sich bis 2010 eine Brache mit zwei denkmalgeschützten Häusern, die in einem verheerenden Zustand waren. Das Fachwerkhaus aus dem späten 15. Jahrhundert wurde in den siebziger Jahren dilettantisch saniert, die Balken waren mit der falschen Farbe gestrichen und es gab Butzenfenster wie bei einer Kitschkneipe; auf der anderen Seite des Grundstücks das bereits hergerichtete Diözesanmuseum, dahinter der „Mariengarten“, der bereits ein Jahr zuvor von den Landschaftsarchitekten Club L94 neu gestaltet wurde.
War das ein städtisches Grundstück?
Nein, es war und ist im Besitz der Kirche. Das Bistum hätte hier also in jedem Fall viel Geld investieren müssen.
Es ging also zunächst um die Sanierung der beiden Eckbauten, eines Jugendstilhauses und des Fachwerkgebäudes?
Nicht zu vergessen die beiden Mauern, die später großen Einfluss auf unsere Entwurfsidee hatten, eine davon eine echte Stadtmauer. Zwischen diese vier Baudenkmale – zwei Altbauten, zwei Mauern – sollte der Neubau eingefügt werden. Die zentralen Fragen lauteten: Findet man eine passende Nutzung? Lässt sie sich in diese beiden Altbauten integrieren und in welcher Form sollen Neubauten hinzukommen? Belebt eine solche Maßnahme den Ort? Klassische Fragen der Stadtentwicklung – in diesem Fall direkt gegenüber vom Dom. Das war das Interessante für mich und mein Büro.
Welche Nutzungen haben Sie untergebracht?
Das Raumprogramm umfasst den Amtssitz mit Büroräumen für den Bischof, seinen Referenten und das Sekretariat, zwei Besprechungsräume und verschiedene Nebenräume sowie das Archiv. Außerdem die Dienstwohnung mit Kapelle sowie das Untergeschoss mit Gästewohnungen, der Nebenstelle der Domsakristei und einen großen Saal, in den der Bischof die Öffentlichkeit einladen kann, so hat er das immer gesagt.
Vor Ihrer Beauftragung gab es andere Konzepte des Bistums  an diesem Ort.
Christoph Mäckler hatte 2007 einen Vorentwurf erarbeitet. Nach den Zeichnungen, die ich kenne, lediglich ein kleines Wohngebäude mit zwei Zwerchhäusern. Aus diesem Projekt stammen übrigens die oft zitierten „Anfangskosten“ von 5,6 Millionen Euro. Nach der Trennung von Mäckler entschied man sich 2008, mit dem Architekturbüro Hamm aus der Nähe von Limburg weiterzuarbeiten, das war noch, bevor Bischof Tebartz-van Elst sein Amt antrat. Das möchte ich jetzt nicht bewerten. Als man an irgendeinem Punkt mit der Planung nicht mehr weiterkam, bat das Bistum keinen Geringeren als Karljosef Schattner um Hilfe.
Und was passierte dann?
Dann kam Schattner dazu, selbst zu entwerfen. Ich verehre Schattner sehr. Er wollte, ganz im Stil seiner Bauten für Eichstätt, ein Flachdach. Die Bauaufsicht und die Denkmalpflege bestanden dann aber darauf, dass die Satzung befolgt wird, nach der hier nur geneigte Dächer zulässig sind. Da hat Schattner dreimal mit mir telefoniert, das waren ganz besondere Gespräche für mich. Er empfahl dem Bauherrn, dass mein Büro den Gesamtauftrag übernehmen solle. Ich hatte Vorbehalte und sagte dem Bischof, dass ich bestimmt nicht an einem Schattner-Entwurf weiterarbeiten würde. Dann haben sowohl der Bischof als auch die Vertreter des Bistums gesagt, ich solle völlig neu anfangen. So kam es zu dem Auftrag. Das war im Mai 2010.
Wie ist es Ihnen denn gelungen, eine Genehmigung für das Flachdach zu erhalten?
Weil ich bereit war – was Schattner nicht wollte – diese Kapelle in eine Satteldachkonstruktion zu bringen.
Die Kapelle fällt durch ihr steiles Satteldach und den dunklen Stein ins Auge. Ist das nicht etwas zu mächtig und abweisend?
In der Limburger Altstadt finden Sie diese steile Dachform an mehreren Stellen vor. Die Verkleidung aus dem Stein „Nero assoluto“ abstrahiert diese Urform, erinnert aber auch an den lokalen Schiefer. Ursprünglich wollte der Bischof die Bibliothek ebenfalls in diesem Baukörper haben. Die Kapelle selbst ist aber nur 60 Quadratmeter groß, man hätte das Gebäude dazu verlängern müssen. Es wäre dann tatsächlich zu mächtig geworden, wir haben das in zahlreichen Modellstudien nachgewiesen. Zusammen mit dem Landesdenkmalpfleger haben wir den Bauherrn davon überzeugen können, die Bibliothek in den benachbarten Wohntrakt zu integrieren und dafür das Schlafzimmer ins Untergeschoss zu legen. Dieses Zugeständnis hat der Bischof gemacht. Er gelangt nun auf der Westseite der Kapelle durch eine Tür direkt in die Bibliothek.
Das Untergeschoss war ursprünglich nicht geplant?
Richtig. Die Archäologen fanden im Baugrund den Stumpf eines historischen Wehrturms, der für mich zu einem wichtigen Element im Ensemble wurde und daher frei stehen sollte. Meine Vorstellung war, dass hier unten alles ganz offen sein sollte. Der Bischof wollte die Archäologie aber in einen großen Raum einbetten, in den er die Öffentlichkeit einladen kann, daher die Glaswände. Er nennt das „Fundamentum“. Dieser Raum wurde bereits für Veranstaltungen genutzt. Er hat nicht mehr das Karge, wie ich es  gerne gehabt hätte. Es hängen Bilder aller Limburger Bischöfe an der Wand, ein Schrank wurde aufgestellt und ein kleines Rednerpult.
Man kann sich vorstellen, dass solch komplizierte Erdarbeiten die Kosten für das Gesamtprojekt deutlich in die Höhe trieben.
Meine Entwurfsidee, dass das Erdgeschoss „über der Geschichte“, über dem Felsen schwebt, hat ihn begeistert. Da gab es den Bezug zur Theologie, den Ursprüngen der Kirche, der Felsen und Petrus, das war die Ebene, auf der ich mich auch mit ihm unterhalten habe. Man kann sagen, das Untergeschoss mit den Durchblicken auf die alten Mauern ist im wahrsten Sinne des Wortes aus diesem Ort heraus entstanden. Es wurde aus dem Domfelsen teilweise herausgefräst.
Bis wohin gelangt denn die Öffentlichkeit, wenn nicht gerade Tag der offenen Tür ist?
Nur bis zum Tor. Wir haben es aber so angelegt, dass man es sehr weit öffnen kann. Durch den kleinen Hof zwischen den beiden Altbauten betritt man ein Foyer und dann einen Innenhof, der von der Idee des Kreuzgangs inspiriert wurde, ein relativ moderner Raum, ein Ort der Ruhe und Besinnung. Von hier aus gelangt man in die Kapelle, in die Wohnung und in den Besprechungsraum, der auch Refektorium genannt wird. Hervorheben möchte ich, dass es ein Grundriss ohne irgendwelche Schnörkel ist und der an einem komplizierten Ort eine ablesbare Ordnung hergestellt, in dem die unterschiedlichen Nutzungen auf nachvollziehbare Weise miteinander verbunden sind.
Hat der Bischof einmal Bauten genannt, die ihn faszinieren?
Die Anregungen entstanden meist in gemeinsamen Gesprächen. Es gibt diesen Kreuzgang mit Doppelsäulen in Rom, er gehört zur Papstbasilika San Paolo fuori le Mura. Bilder dieses Kreuzgangs habe ich am Anfang mitgebracht, und da war der Bischof begeistert. Die Frage war: Wie kann man das modern übersetzen? Diesen Raum der Stille und der Einkehr würde es so nicht geben, wenn es nicht den Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe gegeben hätte. Den haben wir uns während der Planung auch immer wieder angeschaut.
Kommen wir zu dem Brunnen mit den drei Schalen und der Taube. Dieser Brunnen wurde speziell angefertigt oder gab es den schon?
Der Brunnen mit der Taube, die den Heiligen Geist verkörpert, ist nach Vorstellungen des Bischofs von Richard Hess angefertigt worden. Ich hatte mir da eine ganz abstrakte Vertikale vorgestellt, aber gut.
Wurden Sie denn anfangs nicht gefragt, welcher Konfession Sie angehören?
Ich habe das sofort angesprochen: Ich bin evangelisch, ja geht das denn überhaupt? Der Diözesanbaumeister hat mich gefragt: Sie sind aber nicht etwa aus der Kirche ausgetreten? Mein Projektleiter ist hingegen katholisch, aber bei einem großen Büro ist diese Frage ja eh ein Witz.
Wenn irgendwo auf der Welt eine katholische Kirche geweiht wird, werden dafür Reliquien benötigt – und die werden immer knapper. Hier in Limburg werden aber offenbar Dutzende von Reliquien aufbewahrt.
Das sind Reliquien, die das Bistum Limburg über die Jahrzehnte hinweg gesammelt hat. Bisher waren sie unterhalb des Doms untergebracht, allerdings nicht unbedingt würdig gelagert .
Die befanden sich in der Unterkirche des Doms?
Nein, irgendwo anders. Für diese Reliquien haben wir jedenfalls im Untergeschoss des Neubaus einen würdigen Raum schaffen können, der nun als „Nebenstelle der Domsakristei“ dient. Die Reliquiare stehen jetzt in Wandnischen, die wir zu einem strengen Bild komponiert haben. Davor sind zwei Truhen aufgestellt, die historische Gewänder enthalten. Das ist quasi die Krypta unter der Kapelle.
Die ihrerseits auch mit Reliquien ausgestattet ist?
Als die Kapelle des Bischofs geweiht wurde, wurde eine Blutreliquie von Johannes Paul II. in den Altar gelegt, weitere Reliquien stammen von dem Heiligen und Seeligen Bonifatius, Hildegard von Bingen, Mutter Katharina Kasper, Lubentius (Schutzpatron der Lahnschiffer) und Elisabeth von Schönau.
Fakten
Architekten Frielinghaus, Michael, Friedberg
aus Bauwelt 41-42.2013
Artikel als pdf

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