Bauwelt

Der Regierende Stadtentwickler

Ulrich Brinkmann, als Nicht-SPD-Mitglied nicht mitverantwortlich für die Wahl des Nachfolgers, stimmt 2016 über dessen Politik mit ab

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Der Regierende Stadtentwickler

Ulrich Brinkmann, als Nicht-SPD-Mitglied nicht mitverantwortlich für die Wahl des Nachfolgers, stimmt 2016 über dessen Politik mit ab

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Müller also, wie geweissagt: Stadtentwicklungssenator Michael Müller wird neuer Regierender Bürgermeister von Berlin. Für die Stadtentwicklung in der deutschen Hauptstadt erscheint die von der SPD-Basis gefällte Entscheidung als beste unter den drei Möglichkeiten, die zur Wahl standen. Sie heißt Kontinuität. Man stelle sich nur vor, der Kreuzberger Herr Dr. Stöß hätte in diesem Amt bis zur nächsten Abgeordnetenhauswahl – also mindestens zwei Jahre lang – Gelegenheit bekommen, eine seinem Ego allein würdige, sprich totale Neugestaltung des Areals zwischen Alexanderplatz und Humboldt-Forum nach Hildesheimer Manier (Stichwort Knochenhaueramtshaus) in Angriff zu nehmen. Schauderhaft. Oder der Spandauer Raed Saleh müsste künftig nicht nur zur sozialen, sondern auch zur baulichen Entwicklung der Hauptstadt Position beziehen, vielleicht gar Ideen beisteuern; ein Thema, zu dem man noch nie auch nur eine Äußerung vom Kandidaten vernommen hat. Unvorstellbar. Dann doch lieber den Tempelhofer. Der hat mit dem Volksentscheid zum dortigen Ex-Flugfeld zwar erst im Frühjahr ein Debakel erlebt, als jegliche Form der Bebauung an den Rändern des riesigen Raums abgeschmettert wurde. Aber allein verantwortlich für die in den letzten Jahren gewachsene Entfremdung von Senat und Zivilgesellschaft ist der Mann nicht. Müller ist durchaus in der Lage, die städtische Wirklichkeit wahrzunehmen. Erinnert sei an seinen Amtsantritt als Stadtentwicklungssenator im Dezember 2011, als er unmittelbar versprach, die wachsende Wohnungsnot in der Stadt bekämpfen zu wollen – ein Problem, dessen bloße Existenz seine Vorgängerin Junge-Reyher jahrelang und auf zunehmend gespenstischere Weise bestritten hatte. Und mit dem unlängst angekündigten Rückzug Norbert Nußbaums aus dem Senat steht dem designierten Senatschef auch gleich ein Werkzeug wieder zur Verfügung, mit dem sich das Verhältnis zwischen Regierenden und Regierten wieder richten ließe: War es doch der Finanzsenator, der dem Stadtentwickler die nötigen Mittel für seine Internationale Bauausstellung 2020 verweigert hatte. Dessen Nachfolger darf Müller nun selbst berufen.

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