Bauwelt

Keine Rettung der Welt

Kaye Geipel freut sich über die ausgefallene Entscheidung des Pritzkerpreises 2017

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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Kaye Geipel freut sich über die ausgefallene Entscheidung des Pritzkerpreises 2017


Keine Rettung der Welt

Kaye Geipel freut sich über die ausgefallene Entscheidung des Pritzkerpreises 2017

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Es wird kräftig genörgelt. Der Pritzker Preis geht in diesem Jahr an die Architekten Rafael Aranda, Carme Pigem, Ramon Vilalta und ihr Büro RCR aus dem katalanischen Olot. Schon recht, sehr gute Architekten. Aber wars das 2017 bei der weltweit wichtigsten Auszeichnung für Architektur? Der Preis für drei Architekten, die bisher niemand so richtig auf dem Schirm hatte? Kritik kommt gleich von mehreren Seiten: den Einen sind sie nicht sozial engagiert genug - in Zeiten von Twitter und Trump und Twitter die vordringlichste Aufgabe des wichtigsten Architekturpreises. Für die Anderen verliert der Preis seine Weltgeltung, wenn die Jury jetzt plötzlich ihr Faible fürs Abseitige entdeckt und nicht mehr die „Große Liste“ der weltbesten Architekten abarbeitet, die alle schon drängelnd auf dem roten Teppich stehen, weil sie bisher leer ausgingen. Statt den heißen Kandidatan David Chipperfield, Steven Holl, Peter Eisenmann, Wolf D Prix und Bjarke Ingels wurde ein Team prämiert, das einen Großteil seines Werks irgendwo auf den schwarzen Vulkanböden im nordöstlichen Hinterland von Barcelona erstellt hat. Im Scheinwerferlicht der globalen Architekturszene nimmt sich das bedauerlich bescheiden aus: die katalanischen Architekten bauen keine nadelspitz-zerbrechlichen Glasskulpturen zum Wohnen in Manhattan, sie setzen keine atemberaubend-brutale Shopping Mall neben den Pariser Flughafen Charles de Gaulle und sie jetten auch nicht von Vortrag zu Vortrag durch die renommiertesten Architekturschulen Amerikas. Stattdessen beherrschen die drei spanischen Architekten eines so gut wie sonst nur eine Handvoll von Zauberern, etwa Alexander Brodsky aus Rußland oder Smiljan Radic aus Chile: es ist die souveräne Suche nach einer zeitgenössischen Definition von Schönheit, der großen Abwesenden im Architekturdiskurs der Gegenwart. RCR weisen ein fabulöses Geschick für die Magie der Architektur auf, die Orte verändern kann. Es ist die pure Präsenz, die ihre Bauten so ungewöhnlich macht, entworfen mit Hilfe von poetischen Zeichnungen und erstellt in Materialien, die dem Lavaland ihrer Heimat ein Gegenüber bietet und die Zeit und ihre Patina mitdenkt. Der Pritzkerpreis richtet seinen Zeigefinger auch auf die Architekturmedien: Ist es hinzunehmen, dass einmal nicht die Welt gerettet wird? Alles in allem eine souveräne Wahl.

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