Keine Zukunft, nirgends?
Wie rückwärtsgewandt wird die nächste Biennale?
Text: Geipel, Kaye, Berlin
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1975 werden unter der Leitung von Vittorio Gregotti die ersten Anläufe für eine internationale Architekturausstellung unternommen.
1975 werden unter der Leitung von Vittorio Gregotti die ersten Anläufe für eine internationale Architekturausstellung unternommen.
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Unter dem Titel "A proposito del Mulino Stucky" reichten internationale Künstler und Architekten Nutzungskonzepte für die marode Mühle "Mulino Stucky" ein. 2007 eröffnete die Kette Hilton dort ein Hotel.
Unter dem Titel "A proposito del Mulino Stucky" reichten internationale Künstler und Architekten Nutzungskonzepte für die marode Mühle "Mulino Stucky" ein. 2007 eröffnete die Kette Hilton dort ein Hotel.
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1. Biennale (1980): In Bezugnahme auf die Postmoderne kuratiert Paolo Portoghesi die erste Architekturausstellung mit dem Namen "La presenza del passato" (Die Gegenwart der Vergangenheit).
1. Biennale (1980): In Bezugnahme auf die Postmoderne kuratiert Paolo Portoghesi die erste Architekturausstellung mit dem Namen "La presenza del passato" (Die Gegenwart der Vergangenheit).
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Gemeinsam mit verschiedenen Architekten errichtete er die "Strada Novissima": eine postmoderne "Straße" aus zwanzig Fassaden.
Gemeinsam mit verschiedenen Architekten errichtete er die "Strada Novissima": eine postmoderne "Straße" aus zwanzig Fassaden.
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Auch die 2. Biennale (1982) kuratiert Portoghesi: "Architettura nei Paesi Islamici" (Architektur in islamischen Ländern)
Auch die 2. Biennale (1982) kuratiert Portoghesi: "Architettura nei Paesi Islamici" (Architektur in islamischen Ländern)
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3. Biennale (1985): Der neue Direktor Aldo Rossi ...
3. Biennale (1985): Der neue Direktor Aldo Rossi ...
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... lobt den Wettbewerb "Progetto Venezia" (Das Venedig-Projekt) aus.
... lobt den Wettbewerb "Progetto Venezia" (Das Venedig-Projekt) aus.
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Unter den 1500 Bewerbern sind auch Peter Eisenman und Daniel Libeskind.
Unter den 1500 Bewerbern sind auch Peter Eisenman und Daniel Libeskind.
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Der Wettbewerb lieferte Ideen zur Wiederbelebung öffentlicher Orte in Venedig und in den Regionen Veneto und Friuli.
Der Wettbewerb lieferte Ideen zur Wiederbelebung öffentlicher Orte in Venedig und in den Regionen Veneto und Friuli.
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4. Biennale (1986): Rossi widmet die Ausstellung dem niederländischen Architekten Hendrik Petrus Berlage.
4. Biennale (1986): Rossi widmet die Ausstellung dem niederländischen Architekten Hendrik Petrus Berlage.
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Unter dem Titel "Hendrik Petrus Berlage. Disegni" wurden Zeichnung Berlages in der Villa Farsetti ausgestellt.
Unter dem Titel "Hendrik Petrus Berlage. Disegni" wurden Zeichnung Berlages in der Villa Farsetti ausgestellt.
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5. Biennale (1991): Francesco Dal Co rechts) fordert nach dem Vorbild der Kunstbiennale die Länderpavillons auf, sich an "Forty Architects for the 90s" zu beteiligen.
5. Biennale (1991): Francesco Dal Co rechts) fordert nach dem Vorbild der Kunstbiennale die Länderpavillons auf, sich an "Forty Architects for the 90s" zu beteiligen.
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Außerdem eröffnete rechtzeitig zur Biennale der Book-Shop-Pavillon von James Stirling.
Außerdem eröffnete rechtzeitig zur Biennale der Book-Shop-Pavillon von James Stirling.
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6. Biennale (1996): Hans Hollein kuratiert "Sensori del futuro. L'architetto come sismografo" (Sensoren der Zukunft. Der Architekt als Seismograph).
6. Biennale (1996): Hans Hollein kuratiert "Sensori del futuro. L'architetto come sismografo" (Sensoren der Zukunft. Der Architekt als Seismograph).
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70 Kollegen von Hollein, darunter Frank O. Gehry, Tadao Ando, Jean Nouvel, Renzo Piano, Zaha Hadid, ...
70 Kollegen von Hollein, darunter Frank O. Gehry, Tadao Ando, Jean Nouvel, Renzo Piano, Zaha Hadid, ...
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... Peter Eisenman, Norman Foster, Herzog & de Meuron sollen eines ihrer wichtigsten Projekte zeigen und damit "Zeugnis ablegen".
... Peter Eisenman, Norman Foster, Herzog & de Meuron sollen eines ihrer wichtigsten Projekte zeigen und damit "Zeugnis ablegen".
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7. Biennale (2000): Generaldirektor Massimiliano Fuksas legt den Fokus ...
7. Biennale (2000): Generaldirektor Massimiliano Fuksas legt den Fokus ...
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... von "Less Aesthetics, More Ethics" auf die Großstadt des 21. Jahrhunderts.
... von "Less Aesthetics, More Ethics" auf die Großstadt des 21. Jahrhunderts.
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8. Biennale (2002): Deyan Sudjic stellt mit dem Thema „Next“ die Frage nach der Zukunft der Architektur.
8. Biennale (2002): Deyan Sudjic stellt mit dem Thema „Next“ die Frage nach der Zukunft der Architektur.
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Um Hinweise und Spuren auf zukünftige Projekte aufzudecken, konzentrierte sich die Ausstellung auf Arbeitsabläufe in Architekturbüros, auf Modelle und Materialien.
Um Hinweise und Spuren auf zukünftige Projekte aufzudecken, konzentrierte sich die Ausstellung auf Arbeitsabläufe in Architekturbüros, auf Modelle und Materialien.
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9. Biennale (2004): Unter dem Motto "Metamorphose" versuchte Generaldirektor Kurt W. Forster, den Einfluss computerbasierten Entwerfens auf die Architektur zu veranschaulichen.
9. Biennale (2004): Unter dem Motto "Metamorphose" versuchte Generaldirektor Kurt W. Forster, den Einfluss computerbasierten Entwerfens auf die Architektur zu veranschaulichen.
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Außerdem zeigte die in verschiedene thematische Kapitel untergliederte Biennale aktuelle Tendenzen und deren historische Bezüge.
Außerdem zeigte die in verschiedene thematische Kapitel untergliederte Biennale aktuelle Tendenzen und deren historische Bezüge.
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10. Biennale (2006): Richard Burdett leitet "Cities. Architecture and society".
10. Biennale (2006): Richard Burdett leitet "Cities. Architecture and society".
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In den ausgestellten Arbeiten sollte ausgelotet werden, welchen Einfluss Architekten auf eine demokratische und nachhaltige Stadtentwicklung haben.
In den ausgestellten Arbeiten sollte ausgelotet werden, welchen Einfluss Architekten auf eine demokratische und nachhaltige Stadtentwicklung haben.
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11. Biennale (2008): Um sich den entscheidenden gesellschaftlichen Themen stellen zu können, fordert Aaron Betsky die Hinwendung auf die Architektur jenseits des Gebauten.
11. Biennale (2008): Um sich den entscheidenden gesellschaftlichen Themen stellen zu können, fordert Aaron Betsky die Hinwendung auf die Architektur jenseits des Gebauten.
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Unter dem Titel "Out There: Architecture Beyond Building" wurden Installationen, Visionen und Experimente gezeigt.
Unter dem Titel "Out There: Architecture Beyond Building" wurden Installationen, Visionen und Experimente gezeigt.
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12. Biennale (2010): Kazuyo Sejima wird als erste Frau Generalkommissarin.
12. Biennale (2010): Kazuyo Sejima wird als erste Frau Generalkommissarin.
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Mit "People meet in architecture" wollte die Japanerin "den Menschen und der Gesellschaft helfen, mit der Architektur und untereinander zu kommunizieren".
Mit "People meet in architecture" wollte die Japanerin "den Menschen und der Gesellschaft helfen, mit der Architektur und untereinander zu kommunizieren".
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Rem Koolhaas wird 2010 mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk prämiert.
Rem Koolhaas wird 2010 mit dem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk prämiert.
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13. Biennale (2012): Mit "Common Ground" bittet David Chipperfield seine Kollegen ...
13. Biennale (2012): Mit "Common Ground" bittet David Chipperfield seine Kollegen ...
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... zu zeigen, was sie beschäftigt und was die Intentionen und Grundlagen ihres Schaffens ist.
... zu zeigen, was sie beschäftigt und was die Intentionen und Grundlagen ihres Schaffens ist.
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Dieses Jahr stellt Rem Koolhaas den Länderpavillons das Thema "Absorbing Modernity: 1914-2014". In der kommenden Bauwelt sprechen 10 Kuratoren über ihr Konzept.
Dieses Jahr stellt Rem Koolhaas den Länderpavillons das Thema "Absorbing Modernity: 1914-2014". In der kommenden Bauwelt sprechen 10 Kuratoren über ihr Konzept.
Foto: Vittorio Zunino Celotto/ Getty Images For Prada
Foto: Vittorio Zunino Celotto/ Getty Images For Prada
Keine Zukunft, nirgends?
Wie rückwärtsgewandt wird die nächste Biennale?
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Wie rückwärtsgewandt wird die nächste Biennale? Auch das venezianische Großereignis stimmt in diesem Jahr in die offiziellen Gedenkroutinen ein, die mit 1914 und dem Ausbruch des 1. Weltkriegs beginnen und von dort aus die Moderne rekapitulieren. Biennale-Direktor Rem Koolhaas hat sich selbst das Thema „Fundamentals“ und den Nationenpavillons das Motto „Absorbing Modernity 1914–2014“ vorgegeben.
Die Prada-Foundation schickte uns in der vorletzten Woche ein ungewöhnliches Foto. Mit ausladender Geste verbeugt sich Rem Koolhaas vor einem Gebäude des konservativen Modernisten Auguste Perret. Gibt dieses Foto einen Vorgeschmack darauf, dass sich das architektonische Großereignis in Venedig ganz und gar dem Rückblick in die Vergangenheit widmen wird? Als Koolhaas im letzten Jahr das Thema „Absorbing Modernity 1914–2014“ für die Nationenpavillons bekannt gab, mochte man das fast für Selbstironie halten. Hatte der niederländische Architekt nicht immer klar gemacht, dass für ihn mit dem 20. Jahrhundert das Zeitalter der globalen Architektur beginnt und jeder Verweis auf kulturhistorische Eigenheiten überflüssig, im Grunde lächerlich sei? Was Koolhaas auf dem von der Globalisierung blankgeputzten Boden nationaler Architekturgeschichten gelten ließ, waren nur mehr ein paar Elementarbausteine des vitruvschen Architekturkanons: Wand, Grundriss und Treppe. Die urbane Wand, verkörpert im Sinnbild der Berliner Mauer, wird zur Apologie der politischen Trennung, den Grundriss dehnt Koolhaas auf den Maßstab der Megalopolis und damit zur terra nova der weltweiten Spekulation aus, und in den vertikalen Verbindungsapparaten des 20. Jahrhunderts, Rolltreppe, Lift oder Rampe sieht er eine universale Kraft, die als mobiler Rammbock die generischen Baumassen durchstößt und irgendwie zusammenklammert. Man darf jetzt gespannt sein, ob sich die Kuratoren der nationalen Pavillons an die Aufforderung halten werden, „ihre Moderne“ seit 1914 unter die Lupe zu nehmen. Einige Länder haben ausgewiesene Historiker wie Jean-Louis Cohen (Frankreich) oder Christian Kühn (Österreich) als Kuratoren beauftragt; hier sind zwar keine nationalen Leistungsschauen zu erwarten, der nationale Bezugsrahmen ist qua Programm gesetzt. Auch bei Koolhaas ist seit einiger Zeit zu beobachten, dass seine wurzellose Globalismus-Kritik, die der kapitalistischen Beschleunigung immer einen Schritt voraus war, wieder die konkrete Auseinandersetzung mit der real existierenden Moderne sucht: 2011 mit dem ambitionierten Oral-History-Projekt über den japanischen Metabolismus, auf der Biennale von 2012 mit der Eloge auf die urbanen Errungenschaften der anonymen Stadtbaubeamten der sechziger und siebziger Jahre, und dieses Jahr in Paris mit der Verbeugung vor dem Le Havre-Architekten Auguste Perret. Welche baulichen Ereignisse des zurückliegenden Jahrhunderts – so lässt sich sein Venedig-Programm verstehen – taugen als Referenzen für die Herausforderungen der Zukunft? Aus dieser Sicht könnte die Biennale einen interessanten Streit um die Legitimation der Architektur in Zeiten ihrer globalen Entwertung entfachen: auf der einen Seite die Ideologen der historischen Stadt, die ihre Antworten aus dem Rückgriff auf die Invariablen des Städtischen beziehen wollen; auf der anderen Seite die modernistischen Eklektiker der Globalisierung, die auf die Beschleunigungsprozesse der Globalisierung mit dem Wissensvorsprung um die wesentlichen Kriterien des passenden Bezugsrahmen reagieren. Auf die Konfrontation dieser Fundamentals darf man – trotz Jubiläums-Emphase – gespannt sein.
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