Bauwelt

Die OPEC, Putin und die Schweizer Nationalbank

Jan Friedrich ruft Architekten und Stadtplanern zu: Sie sind einflussreich!

Text: Friedrich, Jan, Berlin

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Die OPEC, Putin und die Schweizer Nationalbank

Jan Friedrich ruft Architekten und Stadtplanern zu: Sie sind einflussreich!

Text: Friedrich, Jan, Berlin

Die Frage ist uralt und stellt sich immer wieder neu: Wie viel Einfluss haben Planer tatsächlich auf die Entwicklung einer Stadt? Ich erinnere mich gut, als in den 90er Jahren alle darüber diskutierten, wie der Suburbanisierung beizukommen sei – da gab es ein paar Schlaue, die wussten, dass Architekten und Stadtplaner sich zwar abmühen könnten, die Innenstädte aufzumöbeln, dass das aber überhaupt nichts nütze. Nur eine Änderung der Steuergesetze würde helfen. Die Entfernungspauschale – im Volksmund so überaus treffend „Pendlerpauschale“ genannt – müsse weg! Denn wenn die Leute fürs Aus-der-Stadt-Herausziehen nicht auch noch
finanziell belohnt würden, hätte sich die Suburbanisierung bald von selbst erledigt.
Auch heute scheint es Einflüsse auf die Stadtentwicklung zu geben, die mit Planung rein gar nichts zu tun haben. Wenn etwa begehrte Städte zu riesigen Bankschließfächern werden, für die Megareichen dieser Welt auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. In Wien konnte man jüngst auf der Gerüstplane einer Baustelle für Luxusapartments lesen: „You don’t have to live here, you just have to own it.“ In London sollen um den Jahreswechsel herum, nach dem Absturz des Rubels in Folge des Ölpreisverfalls und der Sanktionen gegen Russland, vermögende Russen regelrechte Hamsterkäufe von Luxusimmobilien getätigt haben. In Polen wiederum könnte die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, den Franken vom Euro zu entkoppeln, zu immensen Verwerfungen führen. Hunderttausende Polen haben in den letzten Jahren Franken-Kredite aufgenommen. Ihre Schulden verdoppeln sich durch den Kursgewinn der Schweizer Währung. Vielleicht droht unserem östlichen Nachbarn eine Pleite-, Zwangsversteigerungs- und Leerstandswelle.
Die Ölfördermenge der OPEC beeinflussen? Die Politik des russischen Präsidenten? Das Handeln der Schweizer Nationalbank? Dagegen wäre die Sache mit dem Steuergesetz seinerzeit ein Spaziergang gewesen. Heute zieht es die Leute wieder in die Innenstädte – so sehr, dass es dort allmählich eng und in einigen Vorstädten etwas einsam wird. Die Entfernungspauschale, die gibt es immer noch.

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