Bauhaus oder ich fress dich!
Jan Friedrich freut sich schon jetzt auf das Adolf-Loos-Jahr 2020 (150.Geburtstag)
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Bauhaus oder ich fress dich!
Jan Friedrich freut sich schon jetzt auf das Adolf-Loos-Jahr 2020 (150.Geburtstag)
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Ich muss bei den Kolleginnen und Kollegen der „Getränke Zeitung“ nachfragen, ob gefühlt jede E-Mail, die sie seit Jahresbeginn erreicht, Sätze enthält wie: „Im 100. Jahr nach der Erfindung des Aperol durch die Brüder Barbieri lade ich Sie zu unserer Abendveranstaltung ‚Aperol heute – können wir uns noch so gepflegt betrinken wie 1919‘ ein.“ Sie wissen natürlich, worauf das hier hinausläuft: Aus irgendeinem Grund meint jeder, der mir dieses Jahr etwas mitteilen möchte, einen Bauhaus-Bezug konstruieren zu müssen. „Pünktlich zum hundertjährigen Bauhausjubiläum im Jahr 2019 gibt Philipp Oswalt die Publikation ‚Hannes Meyers neue Bauhauslehre | Von Dessau bis Mexiko‘ heraus.“ Bei Ankündigungen wie dieser eines großen Verlags liegt das Bauhaus in der Natur der Ankündigung. Lässt sich also nichts gegen einwenden. Bei der Einladung zum „Hybrid Space Lab“ wirkt die Sache schon recht abwegig: „In dem Jahr, in dem das hundertjährige Bestehen des Bauhauses, der Ikone des industriellen Zeitalters, gefeiert wird, widmen wir uns dem City Making im digitalen Zeitalter.“ Ach wirklich? Putzig finde ich diesen Passus in der Ausstellungsankündigung einer von mir geschätzten Berliner Institution: „Álvaro Siza wurde 1933 geboren, im selben Jahr, in dem das Bauhaus seine Tore schloss.“ Mein unangefochtener Liebling aber ist eine Serie von E-Mails, mit der mich die Kommunikationsagentur eines Türenherstellers erfreute: „Reale Werke und bekannte Maximen herausragender Bauhaus-Persönlichkeiten standen Pate für Innentürstudien, die 100 Jahre nach der Gründung des Bauhauses Zeugnis dafür ablegten, dass große Gedanken und Ideen Zeiten überdauern und ihre Gültigkeit behalten.“ Es folgen Abbildungen einer Tür und ein Foto von Mies van der Rohe. Zwei Wochen später derselbe Text mit Fotos von Gropius und einer anderen Tür. Wieder zwei Wochen später: „Reale Werke und bekannte Maximen herausragender Architektur-Persönlichkeiten standen Pate für Innentürstudien, die 100 Jahre nach der Gründung des Bauhauses Zeugnis dafür ablegten, dass große Gedanken und Ideen Zeiten überdauern und ihre Gültigkeit behalten. Heute stellen wir Ihnen die dritte Studie vor, deren Vorbild ein Protagonist ist, der nicht im Bauhaus gearbeitet hat – Le Corbusier.“ Chapeau!
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