Die politische Klasse des Ruhrgebiets ist unzufrieden – nicht mit sich selbst, sondern mit dem Image der Region. Wieder einmal. Und wieder einmal soll eine Werbekampagne helfen. So jedenfalls hat es der Regionalverband Ruhr (RVR) beschlossen und einen, ja, Arbeitskreis eingerichtet.

Imagekampagnen für das Ruhrgebiet haben mittlerweile Tradition. Begonnen hatte es in den 80er Jahren: Damals tauchte in allen überregionalen Zeitungen das Bild einer idyllischen Flusslandschaft auf, mit Bäumen, die sich im Wasser spiegeln, Blumen, die einen Acker säumen, Kühen, die in saftig grünem Gras vor sich hin dösen – und der Behauptung, dies sei das Ruhrgebiet. Es passte so gar nicht zum Klischee einer grauen, unwirtlichen Industrielandschaft. Aber das Bild log nicht; es gab solche ländlichen Szenerien, genauso wie es die grauen Orte gab. Daran, am Nebeneinander höchst unterschiedlicher Raumarten, hat sich bis heute wenig geändert. Nur dass Bilder von Kühen, die im Ruhrgebiet leben, heute niemanden mehr überraschen. Das „Image-Problem“ verschwand jedoch nicht und so reiht sich seit 30 Jahren eine Kampagne an die nächste: Mal kocht der Pott, mal ist die Metropole im Werden. Auch IBA Emscher Park (1989–1999) und Europäische Kulturhauptstadt (2010) arbeiteten sich am Ruf des Ruhrgebiets ab. Zuletzt, 2013, sollte ein Ideenwettbewerb neue Zukunftsbilder für die „Metropole Ruhr“ liefern (Bauwelt 7.2014) . Die beteiligten Büros beschäftigten sich mit zeitgemäßen Raum- und Infrastrukturen für das Ruhrgebiet und einem neuen Verständnis von Regionalplanung; am Metropolen-Bling-Bling hatten sie wenig Interesse. Es wäre viel gewonnen, würde der RVR daraus lernen. Denn es mangelt nicht an großen Erzählungen und noch größeren Versprechen, mit denen sich der Rest der Welt ohnehin nicht mehr beeindrucken lässt, weil sie überall versprochen werden, sondern am selbstverständlichen und selbstbewussten Weiterbauen des Ruhrgebiets und seiner Eigenarten.

Eine kleine Brauerei im Ruhrgebiet macht es vor. Sie wirbt mit dem Slogan: „Die großen Brauereien machen richtig gute Werbung. Wir machen lieber richtig gutes Bier.“ Das Beste daran: Sie tut es tatsächlich.