Raum der Information
Wettbewerbsergebnisse zum Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr neben dem Verteidigungsministerium in Berlin
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Raum der Information
Wettbewerbsergebnisse zum Raum der Information am Ehrenmal der Bundeswehr neben dem Verteidigungsministerium in Berlin
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Die rund 400 Meter lange Hildebrandstraße wirkt sonderbar verwaist. Eigentlich nutzt man sie nur, wenn man bei einem Verkehrsstau vom Reichpietschufer zur Tiergartenstraße ausweichen will oder anders herum. Entlang der Straße mit eingezäunten Grundstücken darf man nirgends parken. Sie ist Adresse für drei Botschaften. Man blickt auf die Rückseite des Gebäudes der Friedrich-Ebert-Stiftung und entlang der Ostseite auf den Paradeplatz für zeremonielle Anlässe am Dienstsitz des Verteidigungsministerium in Berlin. Der Bendlerblock ist im Hintergrund zu sehen.
Seit 2009 steht an der Straße das Ehrenmal der Bundeswehr, als einziges Gebäude direkt bis an den Bürgersteig heranreichend und den Zaun des Ministeriums unterbrechend. Es erinnert an die über 3200 Soldaten und zivilen Angehörigen, die seit 1955 ihr Leben im Dienst bei Einsätzen im In- und Ausland oder bei Unfällen verloren haben. Der schlichte Bau des Gedenkens von Andreas Meck, Preisträger eines Wettbewerbs (Bauwelt 25.2007), besteht aus nur einem, der Witterung ausgesetzten Raum, dessen Fassade mit filigran gestanztem Bronzeblech überzogen ist. Ein geschlossener Teil dient dem Rückzug für die private Trauer. Dort ist das Niederlegen von Blumen und Kränzen möglich.
Nun will das Ministerium dem Ehrenmal nördlich einen Raum der Information hinzufügen. Er soll die Halle erläutern, aber auch die Geschichte der Bundeswehr mit ihren Aufträgen und an die Schicksale derjenigen erinnern, derer hier gedacht wird. Dieser Bau soll wie das Ehrenmal „robust und wetterfest“ ausfallen, also nicht beheizt und ohne sanitäre Anlagen sein. Gedacht ist, dass man sich als Besucher in der Ausstellung – mit einem „chronologischen, thematisch verflochtenen Zeitstrahl“ und einem zentralen Bildschirm für das Einspielen von Filmen – nur 20 bis 30 Minuten aufhält. Das 120 Quadratmeter kleine Gebäude soll eingeschossig sein und sich, deutlich niedriger als das Ehrenmal, baulich und gestalterisch zurücknehmen. Dennoch sind Bezüge gewünscht, die auch räumlich akzentuiert sein können. Für die Erschließung wurde festgelegt, dass es, wie auch das Ehrenmal, wechselweise von der Straße aber auch vom abgesicherten Gelände des Ministeriums zugänglich sein soll.
Nach einem offenen Auswahlverfahren wurden zehn Teams eingeladen, von denen acht Entwürfe abgaben. Dem Protokoll ist zu entnehmen, dass sich zwei Arbeiten früh von den übrigen absetzten – und am Ende jeweils einstimmig einen 2. Preis erhielten.
Peter Bastian, Münster, platziert seinen Neubau, etwas von der Straße zurückgesetzt, zwischen dem Ehrenmal und einem Wachhaus des Ministeriums. Das Gebäude tritt als mauerartiges Verbindungselement deutlich in den Hintergrund. Kritisiert wird, dass sich der Baukörper zu sehr auf das Wachgebäude bezieht, ohne inhaltlichen Zusammenhang. Die Längswände des Gebäudes sind zueinander versetzt, die beiden Zugänge liegen einander gegenüber. Ein „überzeugender, klarer und ökonomischer Entwurf mit Potenzial für Verbesserungen im Detail“. Die Jury klingt wenig euphorisch.
Der andere 2. Preis stammt von TRU Architekten, Berlin. Ihr Baukörper ist mit seiner Lage in der straßenbegleitenden Flucht dem Ehrenmal zugeordnet und bildet mit ihm ein Ensemble. Auch Tiefe und Länge des Gebäudes entsprechen dem Ehrenmal. Diese unmittelbare Anbindung war bei der Jury umstritten und soll überdacht werden. Der Ausstellungsraum wird von einer Mauer dreiseitig umfasst. Die Ausformulierung des Dachs als eigens gestaltetes Element ist auffällig und „überzeugt nicht ganz“. Die Gestaltung mit wenigen hellen Materialien im Inneren, die übersichtliche Gliederung und die Möglichkeit der uneingeschränkten Umsetzung der Ausstellungskonzeption wird hervorgehoben. Positiv bewertet wurde auch der vom Ausstellungsraum etwas abgetrennte Studienbereich, der sich zu einem Lichthof orientiert. Die Arbeit von Peter Bastian hatte hierfür Nischen vorgesehen, deren Anordnung ebenfalls überarbeitet werden soll.
Der dritte Preis ging an Astrid Bornheim, Berlin. Sie schlägt einen solitären Baukörper vor. Über eine davor angeordnete Eingangsmauer mit einem Vorbereich stellt sie eine Verbindung zum Ehrenmal her. Die Jury war allerdings der Meinung, dass „der differenzierte Baukörper teilweise kleinteilig und formal überinstrumentalisiert wirkt“.
Die Aufgabe war schwierig. Eine Anbindung zum deutlich größeren Bezugsbau war nicht gewünscht und dennoch sollte man sich als Informationsgebäude positionieren. Eine kraftvolle, eindeutige Idee konnte oder wollte nicht gelingen. Man hat den Eindruck, dass das Preisgericht von den Entwürfen eher enttäuscht war. Die beiden zweitplatzierten Teams werden aufgefordert, ihre Entwürfe funktional und gestalterisch zu überarbeiten.
Nichtoffener, anonymer Planungswettbewerb
2.Preis Peter Bastian Architekten, Münster
2.Preis TRU Architekten, Berlin
3.Preis Astrid Bornheim Architektur, Berlin
Engere Wahl Kastner Pichler Architekten, Köln
Jury
Bernd Bess, Andreas Meck, Petra Wesseler, Ursula Wilms (Vorsitz)
Bernd Bess, Andreas Meck, Petra Wesseler, Ursula Wilms (Vorsitz)
Wettbewerbsbetreuung
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat A 2
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat A 2
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