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Schulbau als Massenware

Kaye Geipel will keinen neuen deutschen Schulbau von der Stange

Text: Geipel, Kaye, Berlin

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Kaye Geipel will keinen neuen deutschen Schulbau von der Stange


Schulbau als Massenware

Kaye Geipel will keinen neuen deutschen Schulbau von der Stange

Text: Geipel, Kaye, Berlin

Erst war es der Wohnungsmangel, der alle kalt erwischt hat, jetzt ist es der Schulbau. Hamburg, Köln, Leipzig, München, Berlin, überall fehlen nicht nur Wohnungen, sondern auch Schulen. Die Zahlen der militärisch gern „Schuloffensive“ genannten Investitionsprogramme sind schwindelerregend. München will bis 2035 fünfzig neue Schulen bauen und dafür zusammen mit der Sanierung von Altbauten 10 Milliarden Euro ausgeben. In Berlin ist der Bedarf noch dringlicher. 5,5 Milliarden Euro werden genannt, die bis 2026 verbaut werden sollen – so schnell war die Hauptstadt nie. Aber eine über den Zaun gebrochene Realisierung ist nur das eine. Das Pro­blem liegt darin, dass auch das bisherige Bildungskonzept und die damit verbundenen architektonischen Raumvorstellungen auf den Prüfstand gehören. Es geht um Teamschulen, um die Schule als Lern- und Lebensort, um Lernhäuser, Inklusion und Cluster. Der Schulbau-Notstand löst in den Bau- und Schulverwaltungen aber vor allem einen Reflex aus: möglichst rasant und ohne große Diskussion bauen. Und so wie heute allenthalben Wohnungsbau entsteht, der an Langeweile und billigen Ausführungsdetails kaum zu überbieten ist, so werden jetzt Schulen geplant, für die man sich schämen wird. Berlin zum Beispiel hat einen Wettbewerb für Modulbauten von der Stange ausgeschrieben – der glückliche Gewinner baut dann zehn auf einen Streich. Eines aber sollte auch beim Wundermittel Modulbau klar sein: Selbst wenn gute Architekten bei innovativen Programmen im Inneren interessante Lösungen zustande bringen (Bauwelt 18.2018), für den Stadtraum braucht es individuelle Anpassung und keine Module. Die Schulen sind, trotz aller Sicherheitsbedenken, keine Trutzburgen, sondern der Dreh- und Angelpunkt für neue vielfältige Quartiersbildung. Zu fordern ist jetzt ein kla­rer Kopf, der uns vor Schulbauten en masse bewahrt, die wie Brötchen aus der Backfabrik produziert werden. Dass es anders geht, zeigen unsere Nachbarn, Frankreich, Österreich und die skandischen Länder. Innovativer Schulbau kommt schon lange nicht mehr aus Deutschland – das muss sich schleunigst ändern.

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