Studieren im Welterbe
Die Universität Potsdam will ihren Campus Neues Palais erweitern. Die Lage im Unesco-Welterbegebiet neben dem Park Sanssouci macht die Sache kompliziert
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Studieren im Welterbe
Die Universität Potsdam will ihren Campus Neues Palais erweitern. Die Lage im Unesco-Welterbegebiet neben dem Park Sanssouci macht die Sache kompliziert
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Die Studierenden der Universität Potsdam lernen in königlicher Umgebung. 500 Mitarbeiter und ca. 6000 Studierende sind es auf dem Campus Neues Palais. Dort nutzt die Hochschule Teile des Neuen Palais am Westeingang von Park Sanssouci sowie Gebäude und Baracken, die nach 1950 für die ehemalige Pädagogische Hochschule Potsdam errichtet worden waren. Seit 1990 gehört das Gelände zur Welterbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“. Doch die Nachkriegsbauten stören sowohl das Image der Hochschule als auch die Welterbehüter. Nach unzähligen Diskussionen in den vergangenen Jahren hat man sich deshalb darauf geeinigt, dass die Universität ihren Campus neu ordnet und dabei auch die Landschaft „repariert“. Das Vorhaben ist auf 20 bis 30 Jahre angelegt.
Im Wettbewerb sollte nun der städtebauliche und architektonische Rahmen für „ein stimmiges Ganzes“ abgesteckt werden. Die Aufgabe konnte komplizierter kaum sein. Nicht nur, dass die Protagonisten ganz verschiedene Interessen verfolgen. Da sind einerseits die Denkmalpfleger, die in jeglichem Neubau eine Gefahr für die Wirkung der Welterbestätte wittern, und da ist andererseits die Universität Potsdam, die ideale Räume für Lehrende und Studierende sucht. Dass explizit eine Kleinteiligkeit für die Neubauten gefordert war, ist aus Sicht der Denkmalpfleger verständlich, aus Sicht der Uni nicht. Ein großes Haus mit breiten Fluren, Treppenhäusern und Foyers, das beweisen viele Hochschulneubauten der vergangenen Jahre, bietet die besten Voraussetzungen für die so wichtige Kommunikation. Stattdessen forderte die Auslobung Unterordnen und Einfügen. Die Firsthöhe war auf die niedrigste Trauflinie der kaiserzeitlichen Gebäude zu beschränken. Für die Fassaden und die Dachdeckungen war ein mit der Denkmalbehörde abgestimmtes Farbkonzept gesucht, glänzende Oberflächen und auffällige Farbtöne waren zu vermeiden, Solaranlagen nur auf den vom
öffentlichen Straßenraum aus nicht einsehbaren Dachflächen zulässig. Hinzu kam die Frage, wie flexibel und wie konkret die gestalterischen Vorgaben sein dürfen, damit sie auch in 20 Jahren noch angemessen sind.
öffentlichen Straßenraum aus nicht einsehbaren Dachflächen zulässig. Hinzu kam die Frage, wie flexibel und wie konkret die gestalterischen Vorgaben sein dürfen, damit sie auch in 20 Jahren noch angemessen sind.
Die Nachkriegsbauten sollten durch 27.500 m² BGF, auf jeweils zwei Baufeldern im Norden und im Süden der Lindenallee, ersetzt werden. Auf Baufeld 1 war im Realisierungsteil ein konkreter Vorschlag für die Verwaltung, das Rechenzentrum und die Druckerei gefordert. Da diese Nutzungen für die anderen Bauabschnitte untypisch sind, hatte der Auslober für letztere ein fiktives Raumprogramm aufgestellt.
Aus den 20 eingereichten Vorschlägen hat die Jury vier Preisträger und zwei Anerkennungen gewählt. Sie zeigen die ganze Bandbreite addierbarer Hochschultypologien. Bruno Fioretti Marquez (1. Preis) überzeugten die Jury mit der Kombination von jeweils zwei Höfen, Wandel Lorch Architekten (2. Preis) mit dem preußischen Arkadenmotiv. Der Vorschlag von Schulz & Schulz (3. Preis) hingegen war der Jury dann doch zu kleinteilig, bei Staab Architekten (4. Preis) bemängelte sie die unruhigen und zerklüfteten Baukörper. Die Außenräume überzeugten bei keiner der Preisträgerarbeiten. Warum bloß waren hier keine Arbeitsgemeinschaften mit Landschaftsarchitekten gefordert? Warum ist für den „Landschaftsteil“ ein getrenntes Verfahren vorgesehen? Die Auslobung sieht ein angeschlossenes VOF-Verfahren vor. Mit allen vier Preisträgern wird nun verhandelt.
Begrenzter Architektenwettbewerb mit 25 Teilnehmern
1. Preis (38.500 Euro) Bruno Fioretti Marquez, Berlin
2. Preis (26.400 Euro) Wandel Lorch, Saarbrücken
3. Preis (17.600 Euro) Schulz & Schulz Architekten, Leipzig
4. Preis (12.100 Euro) Staab Architekten, Berlin
Anerkennung (7700 Euro) Studio Duplex, Hamburg/Duplex Architekten, Zürich
Anerkennung (7700 Euro) Gerber Architekten, Dortmund
1. Preis (38.500 Euro) Bruno Fioretti Marquez, Berlin
2. Preis (26.400 Euro) Wandel Lorch, Saarbrücken
3. Preis (17.600 Euro) Schulz & Schulz Architekten, Leipzig
4. Preis (12.100 Euro) Staab Architekten, Berlin
Anerkennung (7700 Euro) Studio Duplex, Hamburg/Duplex Architekten, Zürich
Anerkennung (7700 Euro) Gerber Architekten, Dortmund
Fachpreisrichter
Bernd Albers, Dörte Gatermann (Vorsitz), Norbert John, Anke Schettler, Gernot Schulz
Bernd Albers, Dörte Gatermann (Vorsitz), Norbert John, Anke Schettler, Gernot Schulz
Ausstellung der Wettbewerbsergenisse
Universität Potsdam. Am Neuen Palais, Haus 12, 14469 Potsdam
20. März bis 2. April, Di–Sa 12–18 Uhr
Universität Potsdam. Am Neuen Palais, Haus 12, 14469 Potsdam
20. März bis 2. April, Di–Sa 12–18 Uhr
0 Kommentare