Architekturführer Pjöngjang
Eine Sache der Perspektive
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Architekturführer Pjöngjang
Eine Sache der Perspektive
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Monatelang lag der blaue Schuber unangetastet da. Warum soll ich einen Architekturführer über eine Stadt lesen, die für begrenzten Zugang und die grausame Unterdrückung ihrer Bewohner steht? Warum rezensieren, wenn der Nutzwert nicht testbar ist?
Ich erinnerte mich an den 4-bändigen Nordkorea-Exkursions-Schuber von Arno Brandlhuber und seinen Studenten von 2007, an Künstler und Autoren, die ihre Pjöngjang-Reiseeindrücke und Reflexionen in den vergangenen Jahren in Ausstellungen und Büchern ausgebreitet haben, und dafür bisweilen bewundert wurden, wie früher die Rückkehrer aus dem Orient. Und ich fragte mich, was den Herausgeber Philipp Meuser angetrieben hat, die Bauten dieser unnahbaren Stadt zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. Ist es deutsche Gründlichkeit? Stadtforscherdrang des 21. Jahrhunderts? Oder Geschäftssinn, der im Ausleuchten die letzten grauen Quadratmeter Erdoberfläche Vermarktungschancen erkennt? Mit dem Architekturfüher Pjöngjang ist es wie bei Interviews mit bizarren Personen, die man weniger wegen des enthüllenden Inhalts, sondern allein deshalb lesen möchte, weil diese sich rar machen: Das Aufregendste daran ist, dass es sie gibt.
Mehrfach ist Philipp Meuser nach Pjöngjang gereist, um mit den Mitarbeitern des Verlags für Fremdsprachige Literatur über die Verwendung von Bildern und Informationen zu verhandeln. Sie haben sie un-ter der Bedingung herausgerückt, dass sie so veröffentlicht werden, wie die nordkoreanischen Planer Pjöngjang verstanden wissen wollen: als „mustergültige, sozialistische Stadt, die der Juche-Ideologie und der nationalen Identität folgt“. Band 1 zeigt denn auch zurechtretuschierte Fotos einer fast menschenleeren Großstadt neben Propagandatexten, die einer Kategorisierung nach Bautypen folgt. In Band 2 hat Meuser unabhängige Sichtweisen versammelt: eine chronologische Einordnung des südkoreanischen Architekturprofessors Ahn Chang-mo, Thesen des Architekturtheoretikers Christian Posthofen, einen Kommentar zum architektonischen Traktat des Machthabers Kim Jong-il und seinen eigenen Reisebericht. Illustriert ist das alles mit historischen und privaten Fotos, Führerportraits und Propagandaplakaten. Ziel sei es, so Philipp Meuser im Vorwort, ein Stück Normalität zu suggerieren und sich damit selbst ad absurdum zu führen. Das ist ihm gelungen.
Mehrfach ist Philipp Meuser nach Pjöngjang gereist, um mit den Mitarbeitern des Verlags für Fremdsprachige Literatur über die Verwendung von Bildern und Informationen zu verhandeln. Sie haben sie un-ter der Bedingung herausgerückt, dass sie so veröffentlicht werden, wie die nordkoreanischen Planer Pjöngjang verstanden wissen wollen: als „mustergültige, sozialistische Stadt, die der Juche-Ideologie und der nationalen Identität folgt“. Band 1 zeigt denn auch zurechtretuschierte Fotos einer fast menschenleeren Großstadt neben Propagandatexten, die einer Kategorisierung nach Bautypen folgt. In Band 2 hat Meuser unabhängige Sichtweisen versammelt: eine chronologische Einordnung des südkoreanischen Architekturprofessors Ahn Chang-mo, Thesen des Architekturtheoretikers Christian Posthofen, einen Kommentar zum architektonischen Traktat des Machthabers Kim Jong-il und seinen eigenen Reisebericht. Illustriert ist das alles mit historischen und privaten Fotos, Führerportraits und Propagandaplakaten. Ziel sei es, so Philipp Meuser im Vorwort, ein Stück Normalität zu suggerieren und sich damit selbst ad absurdum zu führen. Das ist ihm gelungen.
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