Carsten Lorenzen
Wohnungsbau DK-DE
Text: Mehlhorn, Dieter-J., Kiel
Carsten Lorenzen
Wohnungsbau DK-DE
Text: Mehlhorn, Dieter-J., Kiel
Die Politik warnt seit Jahren vor der Entwicklung von Parallelgesellschaften, wissend oder ignorierend, dass es diese längst gibt. Das wird nicht zuletzt in der Architektur, vor allem im Wohnungsbau, deutlich: Triviales, Retrolook, verschiedenste Bauformen, die relativ leicht bestimmten Nutzergruppen zuzuordnen sind. Es gibt auch Brüche, die quer durch diese Gruppen gehen: modernstes, prestigeträchtiges Styling im Penthaus, Reetdach für die Zweitwohnung.
Nun liegt ein sehr schönes Buch über Wohnungsbau von Carsten Lorenzen vor, der aus dem deutsch-dänischen Grenzraum stammt (geboren in Tøndern), 1987 sein erstes Büro in Kopenhagen gründete, seit 1993 das Fach Wohnungsbau an der TU Dresden vertritt und sich 2011 mit eigenem Büro in Berlin niedergelassen hat. Zeitweise war oder ist er Mitglied der Gestaltungsbeiräte in Regensburg und Lübeck, seit 2008 der Baukommission in Berlin.
Man fragt sich, warum Wohnungsbauten nicht überall so sensibel gestaltete Außenräume und wohlüberlegte innere wie äußere Gestaltung aufweisen können. Liegt es an den dänischen Wurzeln des Architekten, mit den Problemen des Wohnungsbaus anders umzugehen, als es in Deutschland üblich ist? Das Buch erklärt dieses mit einem abschließenden Kapitel, in dem Carsten Lorenzen einen Rundgang durch Kopenhagen beschreibt, den Leser dabei zu älteren und jüngeren Wohnbauten führt und erklärt, was er dort beobachtet und für seine eigene Entwurfstätigkeit aufgenommen hat. Vielleicht liegt dort der Schlüssel des Werkes von Lorenzen.
Eingeführt wird der Leser in das Buch durch ganzseitige Abbildungen von mit Ziegeln in unterschiedlichen Verbänden gemauerten Fassaden. Diese beiden Aspekte, Materialität und Verwurzelung in einer gefestigten Tradition, vermitteln Essays, die die Vorstellung von 22 Projekten umrahmen. Die meisten von ihnen sind realisiert. Alle werden durch ausführliche Beschreibung, Lagepläne und Grundrisse sowie teilweise ganzseitige, farbige Abbildungen dokumentiert.
In einem Kapitel erklärt Lorenzen im Gespräch mit Walter Stamm-Teske wie man „ein stolzes Haus“ entwirft. Und Matthias Albrecht Amann verweist im Kapitel „Architektur als ein Dazwischen“ auf die Bedeutung von Übergängen. Es folgt eine Liste der bisherigen Bauten und Wettbewerbe. Spätestens dann fällt dem Leser, der ein Buch auch über dänischen Wohnungsbau sucht, auf, dass Lorenzen in dem dokumentierten Zeitraum ab 1996, mit Ausnahme von Pakhaus Islandsbrygge in Kopenhagen, kein Wohnungsbauprojekt in Dänemark hat realisieren können. Alle anderen gezeigten Wohnbauten sind in ganz Deutschland, zwischen Bremen und Regensburg, anzutreffen. Die Frage nach dem Grund dafür bleibt im Buch unbeantwortet.
In einem Kapitel erklärt Lorenzen im Gespräch mit Walter Stamm-Teske wie man „ein stolzes Haus“ entwirft. Und Matthias Albrecht Amann verweist im Kapitel „Architektur als ein Dazwischen“ auf die Bedeutung von Übergängen. Es folgt eine Liste der bisherigen Bauten und Wettbewerbe. Spätestens dann fällt dem Leser, der ein Buch auch über dänischen Wohnungsbau sucht, auf, dass Lorenzen in dem dokumentierten Zeitraum ab 1996, mit Ausnahme von Pakhaus Islandsbrygge in Kopenhagen, kein Wohnungsbauprojekt in Dänemark hat realisieren können. Alle anderen gezeigten Wohnbauten sind in ganz Deutschland, zwischen Bremen und Regensburg, anzutreffen. Die Frage nach dem Grund dafür bleibt im Buch unbeantwortet.
Es gehört zur Eigenart von Monografien dieser Art, die beschriebenen Werke zu loben und in den besten Farben erscheinen zu lassen. Jeder, der im Wohnungs- und Städtebau tätig ist und die engen Grenzen des Gestaltungsspielraumes kennt, wird die beschriebenen Projekte und ihre unbestreitbar hohe Qualität zu schätzen wissen. Dennoch stellen sich ein paar grundsätzliche Fragen, auf die die begleitenden Essays hätten hinweisen können oder sollen: etwa auf die mangelnde Nachhaltigkeit und die Entwicklungsfähigkeit der genormten, sich wiederholenden Wohnungsgrundrisse (und die damit verbundene homogene Bewohnerstruktur), auch im Hinblick auf die spezifischen, sich über die Jahre verändernden Anforderungen des Familienlebens, die bereits veränderten Formen des Zusammenlebens von jüngeren und älteren Menschen oder Generationen übergreifenden Wohnens. Die Grundrisse sind häufig so speziell, dass man sich Reaktionen auf solche Anforderungen kaum vorstellen kann. Oder entsprechen zweigeschossige Wohnungen mit Treppe ohne Barrierefreiheit etwa noch heutigen Anforderungen?
Alles in allem ist Wohnungsbau DK-DE ein hervorragend ediertes Buch mit grafisch gut aufbereitetem Material. Trotz einiger inhaltlicher Vorbehalte möchte man ihm weite Verbreitung und dem Wohnungsbau überall mehr Qualität wünschen.
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