Differenzieren tut not
Walter Zschokke
Text: Schneider, Alexander, Würzburg
Differenzieren tut not
Walter Zschokke
Text: Schneider, Alexander, Würzburg
Viele Bauwelt-Leser dürften den Aargauer Bauingenieur und Architekten Walter Zschokke (1948-2009) als integren Analytiker des europäischen Architektur- und Baugeschehens seit Anfang der 80er Jahre kennen. Von 1985 lebte er in Wien und war dort bis zu seinem Tod als Autor, Historiker und Kurator tätig. Durch seine hohe Anerkennung und Expertise hatte Zschokke regelmäßig Positionen als Juror für Architekturwettbewerbe und als Gutachter inne. Zschokke veröffentlichte, aufbauend auf akribischen Recherchen, eine Vielzahl brillanter und meinungsstarker Architekturkritiken und Bücher, die sich durch eine klare und mit Bedacht gewählte Sprache auszeichnen.
Mit dem Buch „Texte“, liegt nun die erste Sammlung inklusive unveröffentlichter Arbeiten Walter Zschokkes vor. 34 ausgewählte Texte zu Themen wie u.a. Ingenieurbau, Architektur, Baukultur, Landschaft, Wohnen, Architekturpraxis oder Alltagsdesign verdeutlichen, wie umfangreich Zschokkes Lebenswerk als Publizist ist. Bereits bei dem ersten Werk, „Gotthardautobahn und Landschaftsgestaltung“ (publiziert 1980 in „Bauen + Wohnen“), ist deutlich zu erkennen, wie erstaunlich aktuell manche der gesammelten Werke sind. In einem Typoskript von 1999 „Simpel ist out, differenzieren tut not“ (publiziert in Spectrum) beweist Zschokke zudem Humor, indem er einen Nichttrinker und einen Nichtraucher über die Architekturentwicklung debattieren lässt. Ebenfalls lesenswert ist das Typoskript „Fenstergeschichten vom Lichtschimmer“ (publiziert in zuschnitt 29 ´Holz und Glas´, 2008), in dem Zschokke einen geschichtlichen Abriss über die Entwicklung des Fensters darstellt.
Ein Editorisches Vorwort von Franziska Leeb, Gabriele Lenz und Claudia Mazanek sowie ein Aufsatz („Handwerk und Kunst der Architekturkritik“) von Otto Kapfinger, einem Vertrauten Zschokkes, eröffnen das Buch. Toni Häfliger, ebenfalls Weggefährte, erinnert mit einer Art Nachruf („Zu Erinnerndes“) an Walter Zschokke. Die österreichische Architekturfotografin Margherita Spiluttini ergänzt das Buch durch atmosphärische Fotografien aus Zschokkes Archiv. Diese komplementieren das Buch und verdeutlichen inklusive des Textmaterials einmal mehr, von welcher Hingabe und leidenschaftlicher Akribie Zschokkes Arbeitsweise geprägt war.
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