Doppelköpfig
Die Welt als Stadt. Ein Raumbild des 21.Jahrhunderts
Text: Landes, Anna Josepha, Dresden
Doppelköpfig
Die Welt als Stadt. Ein Raumbild des 21.Jahrhunderts
Text: Landes, Anna Josepha, Dresden
All das, was Stadt ist und was Stadt nicht ist, versucht Kai Vöckler
in seinem Raumbild des 21. Jahrhunderts zu destillieren. Das ist kaum möglich. Aber er resigniert nicht. In komplexen Satz-, Absatz- und Kapitelfolgen durchstreift er „Die Welt als Stadt“ auf der Suche nach der Quintessenz des Urbanen – Was sind Städte? Unter den Schwerpunkten der imaginierten, der ortlosen, der zersplitterten, der entrückten und der sublimierten Stadt schwelt
die Sehnsucht nach einer zeitlosen Wahrheit des Städtischen.
in seinem Raumbild des 21. Jahrhunderts zu destillieren. Das ist kaum möglich. Aber er resigniert nicht. In komplexen Satz-, Absatz- und Kapitelfolgen durchstreift er „Die Welt als Stadt“ auf der Suche nach der Quintessenz des Urbanen – Was sind Städte? Unter den Schwerpunkten der imaginierten, der ortlosen, der zersplitterten, der entrückten und der sublimierten Stadt schwelt
die Sehnsucht nach einer zeitlosen Wahrheit des Städtischen.
Vöcklers Interesse an der Stadt ist mitreißend, wenngleich die einführenden Darlegungen seiner Operationsbegriffe den Aufsatz nur schwer in die Gänge kommen lassen. Vöckler zieht eine Vielzahl an Registern multimedialer Quellen, die er poetisch, gleichwohl auch wissenschaftlich überzeugend, ineinandergreifen lässt. Filme der Nouvelle Vague lässt er ebenso den Rhythmus der Stadt abbilden wie Literaten ihn beschreiben. Soziologische und philosophische Diskussionen über den Sinn des Städtischen beleben (bau-)historische Entwicklungsstufen der Stadt, von der Polis über die Krise der europäischen Stadt im Mittelalter bis zu jener des Industriezeitalters. Schließlich entfaltet er einen Fächer an Betrachtungsansätzen der vernetzten, verknoteten Stadt von Gegenwart und Zukünften.
In diesem Buch ist Verständnis von grundlegenden Stadtaspekten gepaart mit freiem Denken darüber hinaus. Die Abhandlung ist wohlstrukturiert und doch wie zerrissen vom unbestimmten und unerfüllt gewussten Geheimnis des Städtischen. Die Stadt und ihre Charakteristika verlieren und gewinnen in diesem Buch gleichermaßen an Kontur. Zum Einen macht der Verfasser deutlich, wie sehr die Stadt als Ort und Urbanität als Wesenszug aneinander gebunden sind, zum Anderen aber trennt er beide radikal voneinander. Vöckler stellt den Raumbezug von Stadt infrage. Er wiegt sich im Spiel der uneindeutigen Beziehung zwischen globaler und lokaler Stadt. Eine weltumspannende Stadtstruktur existiert bei ihm parallel zu in sich mehr oder weniger geschlossenen städtischen Einzelteilen. Städte sind mindestens doppelköpfig. Wie Blätterteig verfügen sie, und verfügt das Urbane, über überlappende, plötzlich sich öffnende Räume. Seien diese Räume nun virtuell oder real, es sind Räume für Austausch, Miteinander, Handeln und Interpretation.
„Die Welt als Stadt“ ist ein Buch, das die Trance der Stadt, so verworren ihre Wege sind, neutralisiert und dennoch an ihr teilhaben lässt. Es vergegenwärtigt die kreative Triebkraft dieses Gebildes, das Traumfabrik und Moloch in Einem ist.