Großstadt gestalten
Stadtbaumeister an Rhein und Ruhr
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Großstadt gestalten
Stadtbaumeister an Rhein und Ruhr
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Ab Mitte der 1920er Jahre wurde das Ruhrgebiet plötzlich urban. Die Bauten am Essener Burgplatz beispielsweise, das wuchtige, neu-sachliche Kino „Lichtburg“ sowie die trutzigen Natursteinfassaden von Baedeker- und Blumhaus haben dem zentralen Platz der Innenstadt schlagartig ein großstädtisches Gepräge gegeben, das bis heute wirksam ist. Der Clou dabei: Private Investoren durften die Bauten finanzieren, aber die Architektur wurde vom Essener Baudezernenten Ernst Bode vorgegeben. Was die Immobilienwirtschaft heute als „Regulierung“ empört ablehnen würde, war damals üblich – nicht nur in Essen. Qualität von Architektur und Städtebau war eine Gemeinwohlaufgabe, die sich die „Stadtbaumeister“ nicht aus der Hand nehmen ließen.
Diese Kultur der kommunalen Planung im frühen 20. Jahrhundert ist Gegenstand der „Bücher zur Stadtbaukunst“. In einem früheren Band waren Berlin, Hamburg, München und andere untersucht worden, hier sind es die Städte an Rhein und Ruhr. Kenntnisreiche Aufsätze bieten Stoff auch für solche Leser, die mit den Verhältnissen der je-weiligen Orte nicht ver-traut sind. Die Botschaft der Dortmunder Herausgeber ist klar: Früher war alles besser. Doch das Zeitalter der selbst bauenden Stadtbauräte ist unwiederbringlich vorbei; vielleicht war ein Werner Düttmann in West-Berlin einer der letzten dieser Spezies. Eine Verknüpfung zur Jetztzeit bietet am Ende des Buches ein Gespräch mit den heutigen Akteuren der behandelten Städte. Darin wird einerseits deutlich, dass dort in den Ämtern auch heute Gestaltungswille und Kreativität vorhanden sind, dass sich aber andererseits diese Eigenschaften von Beteiligten wie der Wirtschaftsförderung viel zu leicht aushebeln lassen.
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