Industriearchitektur in Sachsen
Erhalte durch neue Nutzung
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Industriearchitektur in Sachsen
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Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts begann mit den ersten mechanischen Bauwollspinnereien Sachsens Industrialisierung. In Erzgebirge, Vogtland und dem als „deutschen Manchester“ bezeichneten Chemnitz zeugen bis heute viele Gewerbebauten mit historisierenden Repräsentationsfassaden oder kühnen In-genieurkonstruktionen aus Eisen, Stahl und Glas von diesen glanzvollen Zeiten.
Denn auch in der Industriedenkmalpflege war Sachsen Vorreiter. Mit dem Frohnauer Hammer wurde 1908 das erste technische Denkmal in Deutschland unter Schutz gestellt. Die Deindustrialisierung Ostdeutschlands nach der Wende erweist sich für viele jetzt leer stehende Industrieanlagen jedoch als große Herausforderung. Diese Entwicklung wird in knappen einleitenden Texten von Bernd Sikora und einem ergänzenden Essay von Helmuth Albrecht facettenreich beleuchtet.
Der Hauptteil des „Farbbildbandes“ überzeugt weniger. Nur die heutigen Industriemuseen und mehrere Projekte aus Leipzig – wie das renommierte Kunstzentrum „Spinnerei“ – werden anschaulich und detailreich vorgestellt. Bei den meisten der rund 50 ausgewählten Bauten gibt es (teilweise äußerst salopp recherchierte) Kurztexte mit ergänzenden Fassadenaufnahmen.
Ein Highlight ist die Rubrik „Rettende Konzepte gesucht“. Hier sind – bis hin zu akut bedrohten Bauten der Moderne – noch wahre „Schätze“ zu entdecken. Ihr Erhalt wird jedoch nur gelingen, wenn man eine breite Öffentlichkeit für das identitätsstiftende Potential und die räumlichen Qualitäten dieser Architektur begeistern kann. Denn auch eine Nutzung jenseits der öffentlichen Haushalte, als private „Image“-Immobilie oder Low-Budget-Erhaltung mit schrittweiser Wiederbelebung ist besser als ein Abriss. Doch davon erfährt man in dem Band leider zu wenig.
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