Landschaft und Kunstbauten
Ein persönliches Inventar von Jürg Conzett
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Landschaft und Kunstbauten
Ein persönliches Inventar von Jürg Conzett
Text: Meyer, Friederike, Berlin
Das Buch zum Schweizer Beitrag auf der 12. Architekturbiennale in Venedig funktioniert als Fachbuch – mit angehängtem Glossar und umfassenden Literaturhinweisen – ebenso wie als Reiseanregung.
Nachdem der Schweizer Ingenieur und Brückenbauer Jürg Conzett mit der Gestaltung des Schweizer Pavillons beauftragt worden war, hat er sich auf eine Reise gemacht. Gemeinsam mit dem Fotografen Martin Linsi ist er Pässe abgefahren und durch Schluchten gekraxelt, hat Täler durchlaufen und Wälder durchquert. Beide wollten sie die besten fotografischen Perspektiven finden, um den Zusammenklang zwischen Kunstbauten und Landschaft zu dokumentieren. Während Conzetts Texte trocken und mit vielen Fachbegriffen daherkommen, öffnen die Schwarz-Weiß-Fotos den Blick für die kleinen und großen Selbstverständlichkeiten des mobilen Zeitalters. Sie zeigen Brücken, Stege, Tunnel, Stützmauern, Durchlässe – Ingenieurbauwerke, die wir eher im Vorbeifahren wahrnehmen würden: die 1946 angelegte Sustenpassstraße zum Beispiel, die Conzett als „großmaßstäbliche promenade architecturale“ bezeichnet, die Rheinbrücken zwischen Basel und Laufenburg oder die 1545 entstandene Chibrücke im Walliser Stalden, eine der ältesten Brücken der Schweiz. Natürlich hat Conzett auch eine Reihe selbst konstruierter Brücken untergemischt: Den Traversiner Steg in der Viamalaschlucht zum Beispiel und die neue Dorfbrücke in Vals. Die mehr als 60 Beispiele vermitteln einen Eindruck von dem Aufwand, mit dem die Schweiz bis in den letzten Winkel erfahrbar gemacht wird. Diese Tradition mag ein Grund für die hohe gestalterische Qualität der Schweizer Ingenieurbauten sein. Das Buch verdeutlicht, dass der Begriff Kunstbauten, der für künstliche Bauten steht, hier eine zweite Bedeutung hat.
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