Move
Architektur in Bewegung – Dynamische Komponenten und Bauteile
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz Herzebrock-Clarholz Herzebrock-Clarholz
Move
Architektur in Bewegung – Dynamische Komponenten und Bauteile
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz Herzebrock-Clarholz Herzebrock-Clarholz
Ein wesentliches Kriterium von Architektur ist die Standhaftigkeit. Immobilien sind per Definition unbeweglich und fest mit dem Ort verbunden. Das mit zunehmender Entwurzelung und Beschleunigung des modernen Menschen einhergehende Ansinnen, auch die Architektur zu dynamisieren, zeigt sich
formal in der gegenwärtigen Architekturdebatte, traditionell in nomadischen Wohnformen und auch in mobilen „Architekturen“ (Messe, Ausstellung, Wohnwagen, Trailor...).
formal in der gegenwärtigen Architekturdebatte, traditionell in nomadischen Wohnformen und auch in mobilen „Architekturen“ (Messe, Ausstellung, Wohnwagen, Trailor...).
Das unter der Leitung von Michael Schumacher am Institut für Entwerfen und Konstruieren an der Leibniz Universität Hannover herausgegebene Buch führt mit seinem Titel „move“ zunächst in die Irre. Auch der Untertitel „Architektur in Bewegung“ trifft den Punkt noch nicht. Erst der Zusatz „Dynamische Komponenten und Bauteile“ offenbart, dass es hier nicht um bewegte bzw. bewegbare Architektur geht, sondern um die Elemente in der Architektur, ohne die eine Funktionalität gar nicht möglich wäre. Das Drehen und Klappen, Rotieren, Schieben, Falten, Raffen und Rollen sind wesentliche Bestandteile eines Gebäudes und an sich erst mal weder modern noch innovativ.
Viele Beispiele belegen aber einen durchaus innovativen Charakter im Umgang mit Altbekanntem, wie z.B. die Herz-Jesu-Kirche von Allmann Sattler Wappner Architekten mit ihrer gänzlich aufklappbaren Fassade, oder auch das Sliding House von dRMM Architects, das eine zweite, verschiebbare Hülle aufweist und somit sowohl in der Raumwirkung als auch in der Verschattung immer wieder neu konfiguriert werden kann. Auch abwegige Utopien wie der „Rotating Tower“ in Dubai fanden ihren Weg in dieses Buch, ebenso Film und Tanz, die zwar Bewegung im und mit dem Raum ausdrücken, aber eigentlich weder Komponenten noch Bauteile sind.
„move“, mit seinem verführerischen Cover, das sich dank Riffelfolie zu bewegen scheint, ist ein echtes Kompendium zum Thema und lebt von der Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit sowohl vom Inhalt als auch von der Vielzahl der Mitarbeiter und Autoren. Hier liegt aber auch die Gefahr der Reizüberflutung, denn bisweilen macht das Buch den Eindruck eines Brainstormings. Schon das Inhaltsverzeichnis versucht durch sorgfältige Kategorisierung zu strukturieren, verliert sich dabei aber in Unübersichtlich- und Gleichförmigkeit. Als geballte Ladung an Inspirationen und technischen Hinweisen ist das Buch aber durchaus zu empfehlen, denn im Vergleich zu all den mit heißer Nadel gestrickten Architekturbüchern ist hier wahrhaft recherchiert worden, und auf Effekthascherei wurde gänzlich verzichtet.
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