Nation – Staat – Stadt
Architektur, Denkmalpflege und visuelle Geschichtskultur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Nation – Staat – Stadt
Architektur, Denkmalpflege und visuelle Geschichtskultur vom 19. bis zum 21. Jahrhundert
Text: Hotze, Benedikt, Berlin
Ein umtriebiger Autor, der zwischen Wissenschaftskongress und Feuilleton gekonnt umschalten kann, fasst seine hier und dort erschienenen Texte der letzten zwölf Jahre zwischen zwei Buchdeckel. Oft sind solche Sammlungen zusammenhanglos oder redundant. Allerdings nicht bei Arnold Bartetzky.
Durch den Standort Leipzig und die polnische Muttersprache bestens dafür gerüstet, äußert sich Bartetzky in diesem Band zu Stadt- und Architekturthemen aus der Welt, die wir früher wahlweise „Ostblock“ oder „RGW-Staaten“ genannt hätten und die heute „Ostmitteleuropa“ heißt. Räumlich ist damit sein Themenfeld von Berlin-Mitte bis Moskau gespannt. Zeitlich interessiert ihn alles, was mit Nationenbildung, Kriegszerstörung, Wiederaufbau, Etablierung des Sozialismus und schließlich dessen Überwindung zu tun hat – und sich in Architektur und Städtebau niedergeschlagen hat.
In diesem Spektrum bewegt er sich unaufgeregt, anschaulich und originell. Zum Beispiel, wenn er feststellt, dass der Sozialistische Realismus in allen Kunstgattungen im Wesentlichen aus den selben Quellen schöpfte wie die Nazi-Kunst, dies je-doch in der DDR kaum – und schon gar nicht als Problem – thematisiert wurde, weil man die Wurzeln des Nationalsozialismus nicht in der eigenen Geschichte, sondern in der Einwirkung fremder Mächte, des „Kapitalismus“ und des „Imperialismus“ sah. Erhellend, dass dabei stets Querverbindungen zwischen verschiedenen Phänomenen und Staaten gezogen werden: Der genannte Gedanke findet sich in einem Text, der die Stalinzeit in der DDR und Polen miteinander vergleicht. Auch das Reizthema „Rekonstruktion“ wird abgedeckt – mit einer differenzierten Sicht und anhand von Beispielen, die vielen westlichen Lesern über zwanzig Jahre nach der Aufhebung des Eisernen Vorhangs immer noch nicht aus der eigenen Anschauung bekannt sind.
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